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1. März 1897. Neue amerikanische Walzwerke. Stahl und Eisen. 181 Anders gestaltet sich dies jedoch in der Neuzeit, wo Dampfbedürfnisse vorliegen. Ich habe schon früher einmal erwähnt, dafs wir bis zu 40 % Hochofengase an andere Betriebsabtheilungen ab geben, und sind wir heute in dieser Beziehung in noch viel glücklicherer Lage, da unser neuer Ofen Nr. 5 seine gesammten Gase, mit Ausnahme der für den Cowperbetrieb, abgeben kann. Dieses günstige Verhältnifs ist allerdings der Anlage zweier moderner Gebläsemaschinen der Firma Ehrhardt & Sehmer in Schleifmühle bei Saarbrücken zu danken, an Stelle unserer alten, nunmehr als Reserve zur Ruhe gesetzten, seit dem Jahre 1861 in Betrieb gewesenen, eincylindrischen Serainger Gebläsemaschinen. Mit derselben Dampfmenge leisten diese neuen Maschinen etwa 260 % mehr an Wind und nunmehr beträgt die Abgabe von Hochofengas zwischen 53 und 54 % der Gesammtmenge. I Diese Zahlen berechnen sich nach den Gas- ' einströmungs - Querschnitten sämmtlicher Verbren nungsstellen zu unserem augenblicklichen Betriebs verbrauch — also Kessel und Cowper-Apparate — unter der Voraussetzung gleicher Gasdruckverhält nisse und nahezu gleichem Schornsteinzug. Unser neuer Gasfang (Parryscher Trichter) mit Deckelverschlufs ist von der bekannten Dingi ersehen Maschinen- und Kessel fabrik in Zweibrücken geliefert. Auf dem Deckelverschlufs befinden sich 3 Blechstutzen von 350 mm Weite und ; I 2 m Höhe, dieselben haben Drosselklappen und den Zweck, sobald der Trichter geschlossen ist, durch Oeffnen der Klappe den Ueberdruck der eingeschlosse nen Gasmengen auszugleichen. Da ein Anzünden der Hochofengase ausgeschlossen ist, so mufs nach erfolgter Abdichtung des Konus beim Auflieben des Deckelverschlusses für eine lebhafte Vermischung der unverbrannten Gase mit atmosphärischer Luft gesorgt werden, so dafs die Arbeiter nicht belästigt werden. Dies geschieht durch auf dem Gicht plateau nach der Windrichtung eingestellte Wind- I fänge, welche die Gase vor sich hertreiben und schnellstens für eine innige Mischung sorgen, so dafs schon nach einigen Secunden nach dem Austritt ganz reine, gesunde Luft auf der Gicht vorhanden ist. Auch kann man die Luft von unten durch das Gichtplateau schornsteinartig ausströmen lassen, kurz und gut das Beschicken bietet keine Schwierigkeiten, wenn die Arbeiter ihrer Vorschrift gemäfs den Ofen bedienen und immer darauf halten, dafs die austretenden Gase durch den künstlichen Luftzug vor sich her getrieben werden. Wir haben bis jetzt noch gar keine Anstände gehabt. Unser eingehängtes centrales Rohr hat dieses Mal andere Abmessungen erhalten, die Gase entweichen mit etwa 35 bis 40° Temperatur, und ich bin der Ueberzeugung, dafs wir beim späteren Umbau den gleichen Gasfang überall einbauen werden. Nene amerikanische Walzwerke. (Fortsetzung von Seite 140.) Die Südwerke der Jllinois-Stahlgesellschaft, Süd-Chicago (Jll.).* Das alte Schienenwalzwerk enthielt ein Trio- i vorwalzwerk und eine Fertigstrafse mit direct an- gekuppelter Reversirmäschine. Im Jahre 181)0 wurde diese Strafse mit einem Triogerüst ver sehen und das ganze Walzwerk umgebaut, mit Ausnahme des Blockgerüstes, das nur eine neue Antriebsmaschine erhielt. Das Wärmen der Blöcke geschieht in stehenden Siemens-Gasöfen, die zuweilen fälschlich „Durch weichungsgruben“ genannt werden, und welche sowohl für Generatorgas als auch für Rohpetroleum eingerichtet sind. Die Blöcke werden von dem 1 Guls an bis zum Eintritt in das Blockwalzwerk i in senkrechter Stellung gehalten, um zu ver- I meiden, dafs die durch Schwinden oder Lunkern * Siehe „Stahl und Eisen“ 1891, Nr. 1, Seite 32. Daselbst befindet sich auf Tafel 11 der Grundrifs der Anlage. V.17 des Blockes entstehende Höhlung von oben nach der Seile wandert, was eintreten könnte, wenn der Block auf die Seile gelegt wird, während sein Inneres noch flüssig ist; dies könnte aber einen bedenklichen Fehler verursachen, der vor dem Verlegen der Schiene schwer zu entdecken wäre. Es sind acht solcher Oefen vorhanden, von denen jeder acht Blöcke fafst, die auf schmal spurigem Wagen aus dem Stahlwerk gebracht, mittels eines Wellmanschen hydraulischen Krahnes in die Oefen eingesetzt und ebenso ausgehoben werden. Die gewärmten Blöcke werden, sobald sie zum Walzen bereit sind, auf einen schmalspurigen Wagen gesetzt, der zwischen den Oefen herläuft und von einer kleinen an einem Ende der Bahn befindlichen Maschine angetrieben wird. Sobald der Wagen vor dem Tisch des Blockwalzwerkes ankommt, wird der Block durch einen hydrau lischen Gylinder auf die Rollen umgelegt, auf denen er dann zu den Blockwalzen geführt wird; 3