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172 Stahl und Eisen. Locomotiv-Feuerlcisten aus Fhtfseisen. 1. März 1897. Zugfestigkeit Dehnung Pfund Procente a. d. kg/qmm auf 8 Zoll Quadratzoll = 200 mm Länge 58 200 40,91 26,5 57 300 40,28 29 60 900 42,8 27 58 600 41,2 27,5 57 800 40,63 29,5 56 800 39,93 29 60 600 42,6 24 60 600 42,6 30 59 500 41,83 28,5 In den Locomotivschuppen der Pennsylvania- Bahn befinden sich grofse, stets mit heifsem Wasser gefüllte Kessel, welches zum Auswaschen der Loco- motivkessel benutzt wird. Seitdem mit warmem Wasser ausgewaschen wird, haben sich Reparaturen bedeutend vermindert, und die lästigen Sprünge, welche entstehen, wenn mit kaltem Wasser aus gewaschen wird, kommen nicht mehr vor. Ich glaube im Vorhergegangenen den jetzigen Stand der Anwendung von Flufseisen für Loco- motivkesselin den Vereinigten Staaten genügend dahin abgeklärt zu haben, um zu behaupten, dafs bei uns kein Rückschritt, sondern ein ganz bedeutender Fortschritt in dessen Anwendung seit den letzten 10 Jahren stattgefunden hat. Nunmehr werde ich versuchen, die Factoren, welche anscheinend das Mifslingen des Versuchs auf preufsischen Bahnen verursachten, kritisch zu beleuchten. Aus den mir gemachten Angaben über Dicke der Bleche für Feuerkisten u. s. w. und dem mir zur Probe eingesandten Ausschnitt von einem neuen Kesselblech und dem Stück Blech aus einem, wie ich verstehe, ausrangirten Kessel,* * Es waren dies zwei Blechausschnitte. Der eine rührte aus einer neuen Flufseisenplatte her, welche nach der Ansicht des liefernden Blechwalzwerks als Feuer kistenmaterial sich geeignet hätte; das Walzwerk hatte sich bisher mit der Lieferung von Blechen für diesen Sonderzweck noch nicht beschäftigt. Da, wie die Redaction nachträglich erfuhr, andere Blechwalzwerke bereits gröfsere Lieferungen von IFeuerkistenblechen ausgeführt haben und von diesen zum Theil gerade darauf Werth gelegt wurde, den zu diesem Zweck bestimmten Blechen solche Eigenschaften zu verleihen, dafs sie denjenigen des Kupfers möglichst nahe kamen, so ist anzunehmen, dafs die nach Amerika von uns ge schickte Probe nicht die beste deutsche Qualität für diesen Zweck vorstellt. Das zweite Probestück ist aus dem unteren Theil des Langkessels einer Locomotive entnommen, welche im Jahre 1893 erbaut und drei Jahre auf der Preufsischen Staatsbahn in Betrieb war. Da aus anderem Anlafs die Siederöhren herausgezogen werden mufsten, so wurde eine Besichtigung des Kesselinnern ermöglicht, welche alsdann ergab, dafs der Langkessel in seinem unteren Theil einen die ganze Länge einnehmenden etwa 400 mm breiten Streifen zeigte, in welchem tiefe Narben (Pocken) eingefressen waren, an den Blechstöfsen sich sogar bis 4 mm tiefe Furchen zeigten. Wenngleich somit die Beurtheilung dieses Stücks nur indirect mit dem durch den Titel angegebenen Inhalt der Abhandlung in Beziehung steht, so glaubten wir doch den dieses Stück betreffenden Theil des ameri kanischen Gutachtens nicht ausscheiden zu sollen. Die Redaction. schliefse ich auf Grund meiner Erfahrungen Folgendes: 1. Die Bleche sind viel zu dick, um praktisch nützlich sein zu können. 2. Es scheint eine galvanische Wirkung hervor gerufen durch messingene oder kupferne Siederöhren, das Zerfressen des Flufseisens zu begünstigen. 3. Die physikalischen wie chemischen Eigen schaften des mir zugesandten Materials be wegen sich innerhalb der gegenwärtig an der Pennsylvania - Bahn gültigen Lieferungs bedingungen und kann deshalb die Be schaffenheit des Materials Ursache jenes Mifslingens nicht sein. Was die Dicke der Bleche anbelangt, so ist es als ein sehr grofser Mifsgrif und als gegen Naturgesetz und Erfahrung zu bezeichnen, 15 mm und 17 mm dicke Bleche in irgend einem Theile eines flufseisernen Kessels zu verwenden, es sei denn als Verbindungsring, wie z. B. zu dem an einer Klasse unserer Locomotivkessel, Rundkessel und Dampfsammler verbindenden Ring, welcher 22 mm dick ist. Flufseisen ist ein so dichtes, homogenes Metall, dafs dasselbe die Wärme un zweifelhaft auf andere Weise in Bewegung setzt als das Kupfer. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dafs 6 mm dicke kupferne Feuerkistenbleche in Bezug auf Wärmeübertragung auf das Wasser besser wirkten als 17 mm dicke, wenn die Weichheit des Kupfers solche geringe Dicken nicht aussschlösse. Die inneren Seitenwände einer Feuerkiste haben die Aufgabe, die durch das Verbrennen der Kohle erzeugte Wärme auf das Wasser zu übertragen. Die durch das Material strömende Wärme wird vom Wasser sofort aufgesaugt. Nun kann aber das Wasser nicht mehr Wärmegrade aufsaugen, als zum Verdampfen desselben noth wendig ist. Sobald dieser Zeitpunkt eintritt, tritt kälteres Wasser an Stelle des Dampfes. Infolge dessen ist, selbst unter günstigsten Umständen, der Unterschied in den Wärmegraden zwischen der inneren Feuerseite der Feuerkistenbleche und deren Wasserseite sehr grofs und zwar am gröfsten entlang der Feuerschicht. Dieser grofse Wärme unterschied auf den beiden Seiten der Feuerkisten bleche mufs, nach den Gesetzen der Natur, im Laufe der Zeit das beste Material zerstören bezw. untauglich zu fernerem Dienst machen. Dieser Zerstörungsprocefs mufs um so schneller vor sich gehen, je länger die Zeit ist, d. h. bis ein gegebener Wärmegrad, von der inneren Seite der Feuer kistenwand aufgenommen, durch das Blech hin durchgeht und auf der anderen Seite vom Wasser aufgesaugt und fortgeführt wird. Diese Zeitdauer ist aber jedenfalls von geringerer Bedeutung als der Umstand, dafs, je weiter ein Gegenstand von einem Wärme ausstrahlenden Punkte entfernt