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Aus einem Briefe über dieses Thema von George Gibbs, Maschineningenieur der Chicago-, Milwaukee- und St. Paul-Ry. vom 6. August 1896 entnehme ich Folgendes: » Unsere flufseisernen Feuerkisten dauern durchschnittlich 12 Jahre. Ich denke jedoch, dafs sich diese Dienstzeit in nächster Zeit wegen allgemeiner Anwendung von hohem Dampf druck verringern wird. Ich bin der Ansicht, dafs es unrichtig ist, die Lebensdauer einer Feuerkiste nach der Durchschnittszeitdauer ausgewechselter, schadhaft gewordener Seitenplatten zu berechnen. Ich kann nicht begreifen, was man mit einer Feuerkiste aus 9/16 Zoll = 14,287 mm dicken Blechen thun kann. Solange wir 8/s Zoll = 9,525 mm dicke Bleche für Feuerkisten verwendeten, hatten wir ungemein viel Unannehmlichkeiten. Dies hat vollständig aufgehört, seit wir Bleche mit einer Normaldicke von 5/16 Zoll == 7,937 mm an wenden. Wir gebrauchen Soda, die unter dem Namen »Boiler Compound« bekannt ist, um die Kessel frei von Kesselstein zu halten. Ohne Zweifel trägt diese Praxis zur Verlängerung der Dienstzeit der Feuerkisten ganz erheblich bei.— Die Erfahrungen, welche in den vorhergehen den Mittheilungen wiedergegeben sind, sind im ganzen Lande ähnliche. Im Jahre 1889 verbanden sich die amerika nischen Dampfkessel-Fabrikanten zu einer Ver einigung unter dem Namen: „American Boiler Manufacturers Association of the United States and Canada“. Das erste, was der Verein nach seiner Organi sation in Pittsburg im Jahre 1889 that, war die Annahme von gemeinsamen Lieferungsbedingungen, und nach längerer Besprechung, zu welcher Schweifs- und Flufseisenblech - Fabricanten ein geladen wurden und sich auch hören liefsen, sprach sich der Verein für Verwendung von Flufs eisen aus, das auch seitdem von den Mitgliedern verwendet wird. Ich schrieb kürzlich an den Secretär jenes Vereins, E. D. Meier in St. Louis, um Auskunft über die Erfahrungen zu erlangen, welche von den Mitgliedern in der Anwendung von Flufseisen bisher gemacht wurden. Man schreibt mir, dafs dieselben günstig seien und er könne nicht ein sehen, wie heutigen Tages noch Jemand an der ökonomischen Anwendung von Flufseisen für Kessel zweifeln könne, wenn nur der Schwefel- und Phosphorgehalt niedrig genug gehalten werde. Da die Pennsylvania-Eisenbahn im Jahre 1861 mit Tiegelstahlblechen für Feuerkisten Versuche machte, dann nach Erscheinen des im Martin ofen erzeugten Flufseisens sogleich auf dasselbe überging und seitdem in ihren etwa 3200 Loco- motiven ausschiiefslich verwendet, so brauche ich wohl nichts weiter in Bezug auf dieses grofse Bahnnetz zu sagen, als dafs die Schwierigkeiten, welche Wasser, Material u. s. w. im Locomotiv- dienst bei Anwendung von Flufseisen zuerst boten, gänzlich überwunden sind. Es soll damit nicht gesagt sein, dafs sich nicht immer wieder neue Probleme zur Lösung bieten; ein solches tritt zum Beispiel, wie G. Gibbs von der Chicago-, Milwaukee- und St. Paul-Bahn zutreffend bemerkt, durch die steigende Forderung für höheren Dampfdruck auf, welcher die Dienstzeit der Kessel erniedrigen werde. Aber das ist eines der Probleme, welches, wie viele andere moderne Fragen, aus der raschen Entwicklung unseres Industrie- und Verkehrswesens entspringt und nichts mit der Frage, ob Flufseisen für Locomotivkessel und Feuerkisten überhaupt verwendet werden könne, zu thun hat. Nach genauer Zusammenstellung der Lebens dauer von 215, zwischen 1888 und 1894, einschl. ausrangirten Feuerkisten an den Pennsylvania- Bahnen, finde ich eine durchschnittliche Dienstzeit von 7 Jahren und 2 Monaten. Hierin sind Per sonen-, Fracht- und Rangirlocomotiven einbegriffen, sowie solche, welche sehr gutes, wie die anderen, welche sehr schlechtes Speisewasser auf den ver schiedenen Strecken verwenden mufsten und müssen. Eine der obigen Locomotiven wies eine Dienstzeit von 17 Jahren und 8 Monaten auf, während die kürzeste Dienstzeit einer derselben 2 Jahre und 9 Monate betrug. Die gröfste durchlaufeneMeilenzahl hat eine Feuer kiste einer Personenzugiocomotiven aufzuweisen, nämlich 498 439 Meilen oder rund 824 000 km, die kürzeste 86 830 Meilen = 139 000 km. Man will die Bemerkung gemacht haben, dafs Locomotivkessel, welche stets eine Woche ununter brochen unter Feuer und im Dienst sind, selbst bei harter Arbeit verhältnifsmäfsig weniger Re paratur bedürfen als solche mit leichterem Dienst und daher wechselnden Hitzegraden. Ich sende ihnen ein Stück* aus einer inneren Seitenplatte einer Frachtlocomotiv - Feuerkiste. Die Locomotive gehörte zur Klasse R, für schweren Dienst in unserer gebirgigen Gegend; die Feuer kiste war zehn Jahre im Dienst, vom Juli 1886 bis zum Juni 1896, mit einer Dienstmeilenzahl von 264 816 Meilen = 394 905 km. Nachfolgend führe ich einige Proberesultate von 5/16 Zoll = 7,937 mm dicken inneren Feuer kistenblechen an, wie wir gewohnt sind solche zu erhalten, gleich gültig ob dieselben dem basischen oder sauren Martinofen entstammen. Die Resultate repräsentiren eine Lieferung von einem Werke. * Steht Interessenten zur Ansicht zur Verfügung. Schrödter.