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erzielen, die der früher mit Verzichtleistung auf die Nebenerzeugnissegewinnung erzielten in vielen Fällen nahezu gleich kommt. Die Fortschritte, die hinsichtlich der Ausnutzung der Abhitze und des Gasüberschusses gemacht sind, bedeuten un zweifelhaft einen sehr grofsen Erfolg, den unsere einheimische Kokserzeugung in den letzten Jahren gemacht hat. Man hat gelernt, die Oefen auch mit einer geringeren Gasmenge ausreichend zu be heizen und so einen grofsen Gasüberschufs zu erzielen, der, unbeschadet des Umstandes, dafs dem Gase die ursprüngliche Eigenwärme entzogen und auch die brennbaren Bestandtheile Theer, Ammoniak und Benzol herausgeholt sind, ein ganz vorzügliches Brennmaterial für die Kesselheizung abgiebt. Die Hütte Phönix giebt an, dafs auf 1 kg in die Oefen eingesetzte Kokskohle durch Benutzung von Abhitze und Gasüberschufs eine Wasserverdampfung von 1,26 kg erzielt sei. Auf anderen Kokereien erzielte Besultate weisen noch günstigere Zahlen auf. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dafs hinsichtlich der Leistung von Abhitze bezw. Gasüberschufs die Koksöfen verschiedener Bauart auch sehr verschiedene Ergebnisse auf weisen. Einige haben viel Abhitze, aber keinen Gasüberschufs; bei anderen ist es wieder umge kehrt. Diese letzteren Oefen sind da von Nutzen, wo man das Gas nicht an Ort und Stelle, sondern auf einer weit entfernt liegenden Kesselanlage benutzen will, wie dies z. B. auf einer gröfseren westfälischen Kokerei auf eine über 300 m weite Entfernung geschieht. Wenden wir uns nun dem Bau der Oefen selbst zu, so werden sich unsere Leser erinnern, dafs die Erörterung der hier in Betracht kom menden Fragen in unserer Zeitschrift in einer sehr eingehenden Weise stattgefunden hat. Die Meinungsverschiedenheiten über die Zweckmäfsig- keit der Anwendung von Wärmespeichern, die Vortheile wagerechter bezw. senkrechter Heiz kanäle und den Nutzen der Anwendung einer trennenden Zwischenwand zwischen zwei Oefen und manches Andere äufsern sich zur Zeit zwar nicht laut, aber volle Klärung ist deswegen noch nicht geschaffen, und der Umstand, dafs sich die Praxis schliefslich und in der Hauptsache einer ganz bestimmten Ofenbauart zugewandt, ist nicht dazu angethan, den Schlufs zuzulassen, dafs die wesentlichen Eigenthümlichkeiten der anderen nicht angenommenen Ofenarten etwa verwerflich seien. Es kann hier auf die Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Bauarten nicht eingegangen werden. Es mufs auf das früher an dieser Stelle Mitge- theilte hingewiesen werden. Die Zahl der in Anwendung stehenden Ofen arten hat sich gegen früher sehr vermindert. Eine Reihe früher sehr bekannter Ofenconstructionen ist fast ganz verschwunden, so die Smetschen Oefen, die Rundöfen und die Appoltschen Oefen. Nach einer Aufstellung für das Jahr 1885 waren im Oberbergamtsbezirk Dortmund auf den Zechen und bei Privaten folgende Koksöfen vorhanden: 5067 Coppeeöfen bezw. Dr. Ottosche Oefen, 762 Rundöfen, 324 Smetsche Oefen, 306 Theerofen verschiedener Art und 5 stehende Oefen, zusammen 6464 Oefen, von denen 612 ganz alte, unbrauchbare aufser Betrieb standen. Es verblieben sonach 5852 be triebsfähige Koksöfen. Nur 3701 dieser Oefen waren derzeit mit einer Kesselanlage behufs Ver- werthung der Koksofengase verbunden. Anfang 1895 befanden sich auf 60 Zechen bezw. bei Privaten im ganzen 8063 Oefen., von denen aber 65 Smetsche und 132 24 stündige Coppeöfen kalt standen, so dafs 7866 betriebene Oefen verblieben. Die Zahl der Rundöfen hat sich von 762 auf 142 vermindert. Stehende Oefen und Smetsche Oefen rechnen nicht mehr mit. Vorherrschend ist das Ofensystem von Dr. C. Otto & Go. und zwar sowohl mit, als auch ohne Ein richtungen zur Gewinnung der Nebenerzeugnisse. Die Gesammtzahl der mit Einrichtungen zur Gewinnung der Nebenerzeugnisse versehenen Oefen wird für das Ende des Jahres 1895 auf 1864 im Oberbergamtsbezirk Dortmund befindliche angegeben, welche imstande sind, 54 % der Ge- sammtkokserzeugung herzustellen. Eine Zusammen stellung dieser Oefen befindet sich auf neben stehender Seite. Der Vollständigkeit wegen mögen die Haupt abmessungen der Otto-Hoffmann-Oefen hier kurz angegeben sein. Länge 10 m, Höhe 1800 mm bis zum Widerlager und 530 mm mittlere Ofen breite. Die Füllung beträgt 6550 kg Trocken gewicht, die Garungszeit bei nicht zu hohem Wassergehalt der Kohle 30 Stunden. Die Leistungs fähigkeit für den Ofen und Tag ist 4 t Koks. Eine Abänderung an den Otto-Hoffmann-Oefen ist durch D. R.-P. 80 145 patentirt.* Es sind zwei Gas kanäle statt des bisherigen einen als Sohlkanäle angeordnet. Gleichzeitig erhält jede Zwischen wand zwei Reihen verticaler Heizzüge. Der Mittel pfeiler zwischen letzteren wird durch Versteifungs rippen verstärkt, welche entsprechend der Coni- cität der Ofenkammer an der Koksseite stärker ausfallen als hinten an der Maschinenseite. Eine Anlage ist auf Grund dieser Abänderungen auf der Zeche „Eintracht Tiefbau“ bei Steele errichtet worden. Es gelangt hier eine magere Kohle mit nur 16 % Gasgehalt zur Verkokung. Die Ofen kammer ist im Mittel 450 mm weit, an der Maschinenseite 410 mm, an der Koksseite 490 mm. Die verwendeten Kohlen erfordern eine Garungs zeit von 24 bis 26 Stunden. Wenden wir uns nun zum Schlufs den Ein richtungen und Apparaten zu, die zur Gewinnung bezw. Abscheidung der Nebenerzeugnisse dienen, * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1895, S. 428.