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Fortschritte in der Koksfabrication. Im vierten Heft der vorjährigen „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preufsischen Staate“* berichtet F. Simmersbach über „die Fortschritte der Koksfabrication im Oberbergamtsbezirk Dortmund in den letzten 10 Jahren“ in ausführlicher sachgerechter Arbeit, auf welche hier näher einzugehen aus verschiedenen Gründen lohnend ist. Mit dem Aufschwung, welchen die deutsche | Eisenindustrie genommen hat, geht derjenige der Koksfabrication Hand in Hand. Dieser Aufschwung giebt sich nicht nur durch eine reifsende Steige rung der Erzeugung, sondern fast noch mehr ' durch die Vervollkommnung zu erkennen, welche j die Fabricationsmethoden genommen haben. In ! beiden Beziehungen fällt aber dem Oberbergamts bezirk Dortmund der Löwenantheil zu. Nach unserer Quelle betrug die gesammte j Kokserzeugung Deutschlands im Jahre 1894 nicht [ weniger als 8 941391 t und von diesem Antheil I entfallen nicht weniger als 71,6 % auf den Ober- | bergamtsbezirk Dortmund, 17,2 % auf die nieder- und oberschlesischen Bezirke, 10,0 % auf die Reviere an der Saar und bei Aachen, 0,3 % ■ auf den Oberkirchener Bezirk und 0,9 % auf das ' Königreich Sachsen. Diese gesammte deutsche Kokserzeugung stellt einen Werth von über 80 Millionen Mark dar. Es darf hier nicht vergessen werden, darauf hinzuweisen, dafs in der aller letzten Zeit die Kokserzeugung einen weiteren, ungeahnt grofsen Aufschwung genommen hat. Angesichts dieser Zahlen verlohnt es sich, einen Blick rückwärts zu werfen und dem Ur sprung unserer einheimischen Kokserzeugung nach zuforschen. Auch hier folgen wir einer Ver- öffentlichung desselben Verfassers, welcher die Koksfabrication im Oberbergamtsbezirk Dortmund zum Gegenstand hat und in Band XXXV der „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen wesen“ erschienen ist. Die ersten Versuche Kohle zu verkoken oder — wie es damals genannt wurde — abzuschwefeln, reichen über ein Jahrhundert zurück und wurden in der Wittener Gegend angestellt.** Das Product fand auf einigen Metallhütten des Siegerlandes Absatz. Versuche, Koks im Hochofen an Stelle von Holzkohlen zu verwenden, sollen bereits im Jahre 1790 auf der Gutehoffnungshütte bei Sterkrade angestellt worden sein, welche indessen * XLIV. Band. ** Die frühesten Versuche Mineralkohle „abzu- schwefeln“ wurden bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vom Landgrafen Wilhelm von liessen angestellt. Vergl.Dr. L. Beck „Geschichte des Eisens“ H. Band, S. 752. ebenso wie die Verwendung von Koks im Cupol- ofen keine befriedigenden Resultate ergeben haben. Eine regelmäfsigere Koksherstellung scheint erst einige Zeit nach den Freiheitskriegen Platz gegriffen zu haben. Die erste ausschliefs- liehe Verwendung von Koks im Hochofen findet erst seit dem Ende der vierziger Jahre statt. In 1847 wurde der erste Kokshochofen im Sieger land erbaut und im Bereich des Oberbergamts bezirks Dortmund der erste Kokshochofen auf der Friedrich-Wilhelmshütte in Mülheim a. d. Ruhr im Jahre 1848. Die Einführung der Eisenbahnen gab der Koksfabrication einen neuen Anstofs. Es wurde in dieser Zeit zur Heizung der Locomotiven fast ausschliefslich Koks verwendet. Die grölseren Eisenbahngesellschaften hatten sogar’ihre eigenen Kokereien im Ruhrgebiet, so z. B. die Düsseldorf- Elberfelder Eisenbahn auf Zeche Sälzer-Neuack, die Göln-Mindener Eisenbahn zu Dortmund und Herne, die Taunusbahn in Altenessen. In dieser Zeit sollen sogar 90 % der ganzen Koks erzeugung zur Locomotivheizung Verwendung ge funden haben. Die Herstellung des Koks fand in Meilern, Schaumburger Oefen oder auch zum Theil in englischen geschlossenen Oefen statt, ergab aber in allen Fällen nur ein sehr mäfsiges Ausbringen. Erst die Einführung der belgischen Coppeöfen im Jahre 1867 bedeutet hierin einen Wendepunkt. Es mufs noch angeführt werden, dafs bis zum Jahre 1850 die Kohlen ungewaschen und ungesiebt zur Verwendung gelangten. Erst in dem genannten Jahre wurde eine Wäsche nach Oberharzer Art auf der Zeche „Victoria Mathias “ein geführt. Bessere Aufbereitungsmethoden stammten seit 1868 von der Firma Sievers & Go. in Kalk bei Göln her. Die Steigerung der Kokserzeugung im Ober bergamtsbezirk Dortmund geht aus folgender Auf stellung hervor: Jahr Erzeugung in t Jahr Erzeugung in t 1850 . . 73 112 1888 . . . 3 592 990 1860 . . 197 555 1889 . . . 3 813 027 1870 . . . 341033 1890 . . . 4 187 780 1880 . . . 2 280 000 1891 . . . 4 388 010 1885 . . . 2 826 697 1892 . . . 4 560 984 1886 . . . 2 557 013 1893 . . . 4 780 489 1887 . . . 3 1 42 922 1894 . . . 5 398 612 Es hat also seit 1884 eine Verdopplung der Fabrication stattgefunden. Diese erheblichen Erzeugungsmengen haben nun aber keineswegs ausschliefslich im Inlande Unterkunft gefunden. Bekanntlich findet seit