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I. Januar 1897. Das Fahrrad und seine. Fabrication. Stahl und Eisen. 11 Auch das in Fig. 9 dargestellte Hauptlager ist sehr einfach gehalten. Die Kugeln liegen zwischen dem scharf gehärteten Stahlring a und dem ebenso gehärteten Achsenschaft b, jedoch so, dafs sie nm- wenig Berührungsfläche haben. Durch Anziehen des Ringes a wird der sorgfältige Schlufs erzielt. Aehnlich liegen die Kugeln in dem Hinterlager (Fig. 10). Hier ist indessen durch die Einlage der Dichtungsringe ff ein völliger Ab- schlufs des inneren Raumes be wirkt, so dafs derselbe mit Oel erfüllt bleiben kann, wodurch der gute Lauf der Kugeln gesichert ist. Dieselben arbeiten nämlich durchaus nicht reibungslos. Sie haben an den seitlichen Berührungsstellen, unter sich, entgegengesetzte Be wegungsrichtung, und nur die grofse Glätte der Oberfläche und die dauernde Schmierung können die Leichtigkeit des Ganges erhalten. — In gleicher Weise sind auch die Pedale gelagert. Die Fig. 11 stellt die neueste Construction der Firma Hengstenberg&Co., Act .-Ges., in Bielefeld dar, deren Eigen- thümlichkeit in dem einfachen und doch völligen Abschlufs der Oelkammer be steht. Derselbe ist durch die feste Kappe bei a ge bildet, welche jede weitere Dichtung unnöthig macht. Die Lagerkörper werden, wenn nicht aus dem Vollen, aus hohlem Temper- gufs durch Fräsen hergestellt. Hierzu dient (Fig. 10 a) ein sogenannter Faonfräser, welcher nach dem zu schneidenden Profil gearbeitet ist, also die äufsere Form in einem Zug liefert. Ebenso werden die inneren Partien mit dem Fräser bearbeitet, soweit sie nicht unbearbeitet bleiben dürfen. Letzteres ist z. B. bei der ganzen inneren Höhlung des Lager körpers (Fig. 10) der Fall, welcher nur als Oel- kammer dient. Diejenigen Stellen des Lagerkörpers, auf welchen die glasharten Kugeln laufen, müssen ebenfalls gehärtet sein. Man erreicht dies durch das sog. „Kochen“. Die Gegenstände, oft selbst bereits milder Stahl, werden längere Zeit in geschmolzenen Salzen — vorzugsweise Blutlaugensalz mit Pott asche — glühend erhalten und dann in Wasser abgelöscht. — Die Lagerstellen stellt man indessen möglichst gesondert her und setzt sie, wie in Fig. 10, a und b geschehen, ein, so dafs nicht nur eine besondere Qualität des Stahls genommen, sondern auch eine Auswechselbarkeit geschaffen werden kann. — Die Achsen werden oft direct aus Stahl gefertigt, häufig aber auch, wie in Fig. 10 bei c und d geschehen, ebenfalls mit aus wechselbaren Lagerstellen versehen. 3. Die Fabrication der Kugeln. Die Kugeln bestehen aus glashartem Stahl und werden heute in einer grofsen Vollkommenheit als Massenartikel geliefert. Die Fabrication zerfällt in die Formgebung, das Härten und das Schleifen. Zur Formgebung führen verschiedene Wege; sie kann auf kaltem und auch auf warmem Wege stattfinden. Die primitivste Art der Her stellung von Kugeln auf kaltem Wege ist das Drehen. Man dreht auf der bekannten Drehbank mit dem Drehstahl vor und arbeitet mit dem Schablonenstahl nach. Für gröfsere Kugeln hat man Vor richtungen, welche den Faonstahl er setzen und den Drehstahl selbst- thätig kreisförmig um das Drehstück herumführen. Bei des indessen ist für die Massenfabrica- tion namentlich der hier erforderlichen kleinen Kugeln nicht zu gebrauchen. Der Drehstahl wird da her durch den Frä ser ersetzt. Eine selu- sinnreiche Vorrich tung ist in Fig. 12, im Princip, darge stellt. Der Fräser a ist so gestaltet, dafs er drei Kugeln gleichzeitig zu bearbeiten vermag, abgesehen von der Vorarbeit bei b und der Fertigstellung bei c. Nachdem er in die Lage vorgerückt ist, welche die Zeichnung darstellt, wird er zurückgezogen und der in dem rotirenden Futter d steckende Stahlstab um die Theilung vorgeschoben. Da durch wird die letzte fertige Kugel in das elastische Futter, welches sich dabei federnd öffnen mufs, gedrückt und in den Fertigbehälter spedirt. Der Fräsergang 1 beginnt nun seine Arbeit am rohen Stab, während die folgenden Gänge die bereits vorgearbeiteten Kugeln ihrer Form gemäfs weiter bearbeiten. Die von 4 be arbeitete Kugel ist von dem elastischen Futter, welches dieselbe Rotation wie der im Hauptfutter steckende Stab macht, aufgenommen worden und