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10 Stahl und Eisen. Das Fahrrad und seine Fdbrication. 1. Januar 1897. bildung des Polygons wird heute seltener durch directes Verschweifsen oder Verlöthen, sondern meist durch Einschalten von Fittings bezw., wie bei a, durch ein besonderes Bindestück bewirkt. Die Fittings werden auf verschiedene Weise hergestellt. Am bequemsten ist der Tempergufs, Die Doppelstäbe b e und a e, (Fig. 5) sind oval geformt, was einfach durch Zusammendrücken bewirkt wird. Diese Manipulation, bis zum völligen Flachdrucken getrieben, führt auch zur zweck- mäfsigen Vorbereitung der Enden dieser Stäbe, welche als Gabel oder Gelenk verbunden werden (s. Fig 88888 oberen Stück ist verschiedene und welcher am besten Aussparungen und die Ver wendung einer zweckmäfsigen Form ge stattet. Wir sehen in Fig. 6 bei a und b je ein solches Verbindungsstück dargestellt, welches letztere gleichzeitig die Lappen für die Aufnahme des Doppelstabes b e (Fig. 5) enthält, eine Form, welche auf anderem Wege nur sehr schwierig herzustellen wäre. Diese Stücke werden zu einer sehr ge ringen Wandstärke — 1 bis 11/2 mm — herunterbearbeitet und vereinigen so die gewünschte Festigkeit und Leichtigkeit in vollem Mafse. Zuweilen werden auch die einfacheren Formen voll unter dem Fall werk geschlagen. Hier ist allerdings die Bearbeitung wesentlich mühsamer, da es sich um Ausbohren der Löcher aus dem Vollen handelt. In neuester Zeit stellt man diese Stücke auch aus Blech, Prefsblech, her, wie in Fig. 6 f und g gezeigt. Ein besonders schwieriges Verbindungs stück ist das Hauptstück a der Fig. 5. Hier handelt es sich um Aufnahme von mindestens 4, in einigen Fällen sogar 5 Stäben, wozu 2 Stutzen für die Stellschrauben kommen, so wie des Hauptlagers, welches in die Höhlung gesetzt wird. Auch dieses Stück wird sowohl aus Tempergufs hergestellt als auch voll geschlagen, und er fordert, da man weder mit der Dreli bank noch mit dem Fräser genügend herankommen kann, eine sehr zeitraubende Bearbei eine sehr findet oft g und Fig. 6, c und d). Weniger einfach gestaltet sich die Herstellung des zweiten Theils des Ge stelles, der Gabel. Dieselbe besteht (Fig. 7) aus dem oben mit Gewinde ver sehenen Rohr ab, welches durch das Rohr c d der Fig. 5 gesteckt wird. Dieses Rohr, in der Fig. 7 in c wieder gegeben , ist oben und unten mit den Hälften von Kugellagern mn versehen. Die Gegenstücke hierzu sind auf das Rohr a b, den oberen Theil der Gabel, gesetzt bezw. oben geschraubt. Den unteren Theil der Gabel bilden die beiden gekrümmten Arme d und e, deren Form in der Fig. 8 voll an gegeben ist. Diese Arme sind nun nicht aus Rohren hergestellt, sondern, wie vielfach die Säbelscheiden, aus Blech zusammengebogen und gelöthet. Um wieder an Gewicht zu sparen und trotzdem die Festigkeit beizu behalten, ist die Wandstärke dieser Gabelarme oben gröfser als unten, der Beanspruchung entsprechend. Auch dieser Umstand verbietet bei der besseren Waare die Verwendung des Rohres. Die unteren Enden sind flach- geprefst und gebohrt, und die nen zur Aufnahme der Achse des Vorderrades. Die Verbin dung dieser Arme mit dem tung von Hand. Hier ist die Ver wendung von Prefsblech, der vielen Stutzen wegen, weniger brauchbar; doch kann hier ein gewandter Schmied eintreten, der das Stück aus bestem Blech fertigt. Die Augen werden an den betreffenden Stellen heraus- getrieben, das Ganze zusammen gebogen und geschweifst, was bei durch unmittelbares Verlöthen statt. Im vorliegenden Fall ist eine sehr solide Verbin dung gebildet durch Verwen dung der beiden Verband stücke f und g (Fig. 7), im Grundrifs in Fig. 8 darge stellt, welche wieder, wie überall, durch Verstiften und Verlöthen gesichert wird. genügender Geschicklichkeit eine sehr solide Arbeit liefert. Die Verbindung der Rohrstäbe mit den Eck stücken geschieht durch Einstecken, Verstiften und Löthen, auch Schweifsen oder, neuerdings, durch Ver rollen (Fig. 6 h). — Die Verbindung der Gelenk ecken hat nichts Besonderes in sich. Bemerkt mag nur werden, dafs selbst bei dem Bolzen, wie Fig. 6 b zeigt, durch Aussparen der Milte desselben an Erleichterung des Ganzen gedacht wird. 2. Die Lager. Die Lager sind bei guten Fahrrädern nur Kugellager. Selbst die Auflagerung des Halses des Rahmens auf die Steuergabel (Fig. 7) ist durch Kugellagerung, bei m und n, vermittelt. Es ist dies wohl die einfachste Form eines Kugel lagers. Jede Lagerhälfte besteht aus einer kreis förmigen Rinne mit halbkreisförmigem Querschnitt.