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1. Januar 1897. 8 Stahl und Eisen. Das Fahrrad und seine Fahrication. wennschon wie ihn die ersten gut eingerichteten Fabriken zu ver ¬ zeichnen haben. nicht mehr zu erwarten ist. an der Spitze, genannte Firma Neuerdings hat sich die erst- jedoch mit den zwei anderen worden wird, solider freilich bewirkt, in dem Sinne, Jahreszeit der eine, zur likel in Arbeit genommen mit guten Fräsmaschinen ist und auch kaum je wieder abtreten so braucht man vor der Anfertigung dafs während der einen anderen der andere Ar- wird. Fabriken, welche zu arbeiten haben, sind holt bemerkt, ein ernster Gebrauchsartikel ge- renommirten Häusern zu der Gesellschaft Humber, Clement & Gladiator vereinigt, welche mit einem Kapital von- 221/2 Millionen Francs vorgehen wird und bereits über 7 grofse Werke in ver schiedenen Gegenden Frankreichs verfügt. Oesterreich und Italien treten gegen die genannten Bezirke recht zurück. In Oesterreich ist es die berühmte Waffenfabrik in Steyr, welche die Führung übernommen hat, und in Italien die Firma Prinetti, Stucchi & Co. In Belgien richtet sich die wohlbekannte Waffenfabrik zu Herstal auf die Fabrication von Fahrrädern ein. Die Theilfabrication, welche sich auf dem Gebiete der Fahrradindustrie eingeführt hat, hat sehr bald eine Vereinigung verschiedener Fabricationen Das Fahrrad wird für gute Fabriken, wie alle Artikel. dieser Art, so lange ein gutes Fabri- cationsobject bleiben, als dieselben ihre Firmen auf der Waare vermerken. Wer dann Minder- waare kaufen will, nimmt ein Rad ohne Firma, und darf sich dann nicht beklagen, wenn dasselbe alsbald den Dienst versagt. Im allgemeinen kommt es bei der Velociped- fabrication, abgesehen von der Sorgfalt in der Auswahl des Materials, auf vorzügliche Einrich tungen an. Unsere Gewehr- und Nähmaschinen- fabrication, welche mit der Fahrradfabrication in engen Beziehungen stehen, stehen auf einer an erkannt hohen Stufe, und so wird Deutschland auch auf dem Gebiete der Fahrradfabrication ruhig den Kampf mit dem Ausland aufnehmen können. Die Production von Frankreich wird in einer neuesten Nummer der „Revue Technique“ zu 250000 Maschinen für das Jahr angegeben. Bis jetzt standen die Firmen Clemant & Go., Paris und Tülle, und Peugeot frres in Mülhausen, Waare nicht zu warnen, ein so enormer Verdienst, wir häufig mit der Herstellung von Fahrrädern beschäftigt finden. Die Solinger Waffenfabrik Weyersberg, Kirschbaum & Go. ist u. a. auf die Herstel lung von dünnwandigen Röhren eingerichtet, wie Säbelscheiden, welche früher zusammengelegt und gelöthet, jetzt vielfach aus gezogenen Röhren hergestellt werden. Mit Recht legt sich diese Fabrik nun auch auf Herstellung von Fahrrad gestellen, und das um so mehr, als an gewissen Theilen des Fahrrads auch zusammen gelegte und gelöthete Rohre Verwendung finden. Alle diese Fabriken haben den Vortheil, dafs sie jederzeit in der Lage sind, den beregten Artikel wieder zurückzustellen und sich dem früheren bezw. einem anderen zuzuwenden. Die Fabrication des Fahrrads hat mit folgenden Zielen zu rechnen: Leichtigkeit, verbunden mit höchster Festigkeit, Leichtigkeit des Ganges und, wenigstens jetzt bei dem mächtig erwachenden Wettbewerb, mit der Billigkeit. Diese Ziele lassen sich nur erreichen unter Anwendung der Grundlagen der modernen Fabri cation : Verwendung von Rohmaterialien höherer Ordnung und Theilung der Arbeit. Die heutige Fahrradfabrik hat kaum eine Schmiede oder ein Fall- oder Hammerwerk nothwendig. Als Roh material dient derselben — soweit es sich nicht um Bambus oder Papiergestelle handelt — vor zugsweise das Rohr für das Gestell, das Blech für die Reifen und Verbindungsstücke, und der Draht für die Speichen. Ferner spielt, wie be reits bemerkt, die Arbeitstheilung eine sehr aus gedehnte Rolle. Ganz abgesehen von den Zuthaten : Sattel, Schlüssel, Schmierkanne, Laterne u. s. w. werden, wie oben bereits angedeutet, die Gestelle, die Reifen, selbst die Räder, Ketten u. s. w. in gesonderten Fabriken hergestellt. Hierzu sind Tempereien bezw. Schmiedewerke zu rechnen, welche die Naben roh für die weitere Verarbeitung liefern, sowie die Gummifabriken, welche den Fahrrädern heute einen grofsen Absatz verdanken. Gehen wir nun zur eigentlichen Fabrication über. 1. Das Gestell. Das Gestell eines Fahrrads — wir sehen hier von allen Sonderformen ab und gehen nur auf das einfache Fahrrad in der üblichen Form ein - setzt sich aus dem Rahmen und der Steuergabel zusammen. Der Rahmen besteht — abgesehen von dem zuweilen verwendeten Bambus oder anderem Ersatzmaterial — aus Rohrstäben und den noth wendigen Verbindungsstücken. Das wesentlichste Material ist das Rohr, und man kann sagen, dafs das heutige Fahrrad erst entstehen konnte, seitdem die Rohrfabrication. ihre heutige Stufe erreicht hatte. Kein Querschnitt ist so geeignet, Leichtigkeit mit Festigkeit bezw. Steifigkeit zu verbinden, wie das Rohr. Ein Rohr von 25 mm äufserem an sich bereits geeignet, sich auf Fahrradfabri cation zu werfen, da sie einige ihrer Werkzeug maschinen sofort verwerthen können und so oft über die werthvollsten für die Fahrradanfertigung nothwendigen Werkzeugmaschinen bereits ver fügen. Aus diesem Grunde können sich auch die mehrmals genannten Gewehrfabriken leicht auf diesen neuen Artikel werfen. Dasselbe bezieht sich auf Nähmaschinenfabriken, welche