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15. September 1898. Referate und kleinere Mittheilungen. Referate und kleinere Mittheilungen vielmehr zwischen den Kabelumfängen und dem Mauer werk überall ein Raum von etwa 3 bis 5 cm frei gelassen und später mit Cementmörtel ausgegossen werden. Der Mörtel konnte nicht in das Innere der Kabel dringen, weil alle Kabellitzen (strands) in Ab ständen mit weichem Draht (etwa 30 cm breit) durch dichtes Umwickeln (wrapping) zusammengehalten und die Räume zwischen den Umwicklungen der Kabel mit brauner spanischer Farbe ausgefüllt wurden. Die obigen Vorschriften scheinen aus Fahrlässigkeit von den Arbeitern nicht überall streng befolgt worden zu sein. Denn, wie der Befund beim Abbruch der Brücke lehrte, fand eine Berührung der Steine des Mauer werks mit den äufsersten Drahtlagen an mehreren Kabelstellen statt und dort, aber nicht an allen diesen Stellen, beobachtete man ein Verrosten der Drähte. Buck sucht die Ursache der Verrostung in dem Kohlen säuregehalt der zum Mauerwerk verwendeten Kalk steine; er glaubt, dafs die beobachtete schwarze Farbe des Cementmörtels auch davon herrühre. Vielleicht sei auch ein Phosphorgehalt der Niagara-Kalksteine Zerstörung von Drahtkabeln im Mauerwerk. Der Oberingenieur beim Bau der neuen East-River- Brücke in New York, L. L. Buck, hat in der „American Society of Civil Engineers“ über das Verrosten der Kabel der Niagara-Drahtbrücke gesprochen, an deren Stelle bekanntlich vor etwa Jahresfrist eine Bogen brücke getreten ist. Diese Mittheilungen sind nach den „Transactions" in einigen deutschen Blättern nicht ganz genau wiedergegeben, so dafs man danach glauben könnte, das Einbetten von Hängebrücken - Veranke rungen in Beton könne eine Gefahr für den Bestand der Brücke herbeiführen. So schlimm lag aber der erwähnte Fall durchaus nicht. Nach meinen Er kundigungen in New York lagen den Mittheilungen von Buck folgende Thatsachen zu Grunde. Als Rohling (Vater) die Niagara-Brücke baute, wurden die Schleifenenden (loops) der Kabel nach amerikanischer Art ganz in Mauerwerk gebettet. Dabei sollte keinerlei unmittelbare Berührung der Steine mit den Oberflächen der Kabelenden stattfinden, es sollte 876 Stahl und Eisen. in der Anwendung der Elektricität in den Gruben, welche durch Wasserfälle über beträchtliche Ent fernungen gewonnen wird. Dann folgte der bekannte, zwar in Schweden geborene, aber schon lange in London ansässige Mr. G. P. Sandberg über: Die Gefahr der Verwendung zu harter Stahlschienen. Auch diesen Vortrag werden wir in einer der nächsten Nummern dieser Zeitschrift im Auszug veröffentlichen. Die an den Vortrag sich anschliefsende, lebhafte Discussion zeigte, dafs die Versammlung in zwei Lager gespalten war, von denen das eine einen Meistgehalt von 0,45 % Kohlenstoff in den schweren Schienen zulassen wollte, während die namentlich durch ameri kanische Mitglieder vertretene Gegenpartei der Ansicht war, dafs die härteren Qualitäten mit 0,6, ja sogar mit 0,7 % Kohlenstoff vorzuziehen wären, weil leichtere Querschnitte genommen werden könnten, und der Ver- schleifs geringer wäre. Generaldirector Greiner von Cockerill-Seraing wies aus den Erfahrungen der bel gischen Eisenbahnen nach, dafs daselbst bei Schienen mit weniger als 0,35 % Kohlenstoff unter sehr starkem Verkehr der Verschleifs aufserordentlich gering gewesen wäre. Zu einer Einigung gelangte man nicht; jede Partei hielt ihre Ansicht aufrecht, nur darin stimmte man überein, dafs eine vorsichtigere Behandlung der Schienen nach dem Fertigstich in der Walze beim Abkühlen und beim Richten angezeigt wäre, angeblich könnte man in der Beziehung auf dieser Seite des Atlantischen Oceans von der jetzt in Amerika üblichen Praxis etwas lernen. Die interessante Abhandlung, welche General director Greiner über: Betriebsergebnisse der Hochofen-Gasmaschine in Seraing vorlegte und welche in voriger Nummer von „Stahl und Eisen“ bereits veröffentlicht wurde, wurde als gelesen angenommen und darauf die Verhandlung vertagt. Nach der Versammlung fand ein gemeinsames Mittagsmahl statt, welches der Präsident und die Directoren des Jernkontors den Mitgliedern des Institutes in dem berühmten Restaurant Hazzelbacken gaben. (Schlufs folgt in nächster Nummer.) Maschinen- und Bergingenieuren angestellt hat, welche vom Jernkontor bezahlt werden und deren Aufgabe in erster Linie darin besteht, sich über die wissen schaftlichen und praktischen Vorgänge im Auslande auf dem Laufenden zu erhalten; es steht ihnen frei, sich gegen ein geringes Honorar in die Dienste der schwedi schen Fabricanten zu diesem Zwecke zu stellen. Die laufenden Kosten werden durch eine auf jeden Centner Fertigfabricate erhobene Abgabe von 21/2 Öere gedeckt. Nachdem die Begrüfsungsreden vorüber und der Secretär Mr. Bennet Brough die Protokolle vor getragen hatte, verlas der letztere eine von Professor Akerman verfafste Abhandlung über: Uebersicht der Entwicklung der schwedischen Eisenindustrie. Dieselbe wird in ausführlicher Uebersetzung demnächst in den Spalten dieser Zeitschrift erscheinen. An der Discussion betheiligten sich u. a. Sir James Kitson, welcher sich bei den Schweden dafür bedankte, dafs sie ihn durch ihre reinen Roheisenerzeugnisse in die Lage versetzten, seine Fabricate zu verbessern, und Mr. Snelus, welcher auf das Alter der schwedischen Eisenindustrie hinwies. So hätten sich in einem Wikingerboot Eisennieten gefunden, welche so voll kommen und frisch gewesen wären, als ob man sie erst gestern hergestellt hätte, obwohl sie schon über 1000 Jahre alt waren. Der nächste Punkt der Tagesordnung bestand aus einem Beitrag von Professor G. Nordenström von der Stockholmer Bergschule über: Hervorragende und charakteristische Merkmale des schwedischen Eisenerzbergbaues. Der Verfasser beschäftigt sich mit der eigenthümlichen Beschaffenheit der Erzlager in Mittelschweden und beschreibt insbesondere die Methoden, welche zur Bestimmung von Magneteisensteinlagern mittels der Magnetnadel gebräuchlich sind. Dieses Verfahren möge am besten dadurch gekennzeichnet werden, dafs es in Umkehrung derjenigen Methoden besteht, welche zur Bestimmung der Constanten des Erdmagnetismus an gewendet werden. Ein anderes interessantes Kenn zeichen des schwedischen Bergbaues besteht in der Benutzung magnetischer Separatoren zur Anreicherung phosphorhaltiger und minderwerthiger Eisenerze und