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15. September 1898. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Stahl und Eisen. 875 klärten sich 25 Vereine einverstanden, während 4 Gut achten noch fehlten und von 7 Vereinen abweichende Wünsche ausgesprochen wurden. Die Richtschnur wird in der vereinbarten Fassung demnächst unter dem Titel: „Regeln für das Verfahren des Preisgerichts bei öffentlichen Wettbewerben, empfohlen vom Ver bände deutscher Arschitekten- und Ingenieur-Vereine“, im Druck erscheinen. Bei der Berathung über die von dem neuen Aus schüsse ausgearbeitete Norm zur Berechnung des Honorars für Arbeiten des Architekten und Ingenieurs beschlofs die Versammlung, in Rück sicht auf die sehr getheilten Ansichten, die Vertagung der Angelegenheit auf 1 Jahr. Bis dahin soll eine neue Vorlage auf Grund eingeholter Vorschläge und Gutachten ausgearbeitet werden. Infolge der Absicht der Königlich preufsischen Staatsbauverwaltung, die Vorschriften für den Staatsbaudienst, soweit sie sich auf die Ablegung der Prüfung als Regierungs-Bauführer beziehen, einer Aenderung zu unterziehen dergestalt, dafs bereits in der Bauführerprüfung für Bauingenieure die Trennung nach den beiden Hauptfachrichtungen des Wasser baues und des Eisenbahnbaues zur Durchführung ge langt, wurde auf Grund vorgenommener, weitgehen der Erhebungen bei den verschiedenen Vereinen folgende Erklärung beschlossen: „Der Verband deutscher Architekten- und In genieur-Vereine hat davon Kenntnifs erhalten, dafs der Vorschlag gemacht worden ist, in den Prüfungs vorschriften für den preufsischen Staatsbaudienst schon bei der Bauführerprüfung die Trennung nach Wasser bau- und Eisenbaubau einzuführen. Dies bedingt, dafs der Studirende des Bauingenieur faches, der beabsichtigt, späterhin die Staatslaufbahn zu ergreifen oder doch die Staatsprüfungen abzulegen, sich bereits nach Ablegung der vorzugsweise theore tischen Vorprüfung, also nach Ablauf von vier Semestern und in einem Alter von etwa 20 bis 21 Jahren, ent scheiden mufs, ob er sich später dem Wasserbau oder dem Eisenbahnbau widmen will, mithin zu einem Zeitpunkte, wo er aus eigener Anschauung und Er fahrung noch keine klare Einsicht von seinem späteren Berufe nach der praktischen Seite hin hat gewinnen können. Eine derartige frühzeitige Specialisirung erscheint uns weder im allgemeinen Interesse noch in dem der Staatsbauverwaltung zu liegen. Wir erachten vielmehr eine solche Ausbildung für die zweck entsprechendste, die es dem Hochschüler gestattet, auf Grund umfassender, auf breitester Grundlage stehender Studien seine Kräfte nach allen Richtungen hin zunächst frei zu entfalten und sich erst dann für die eine oder andere Fachrichtung zu entscheiden, wenn er nach Absolvirung auch der praktischen Collegien selbst in der Lage ist, sich ein Urtheil über sein eigenes Können und seine eigene Befähigung nach der einen oder anderen Richtung zu bilden. Die geplante Mafsregel würde des weiteren zur Folge haben, dafs die Bauführerprüfung auf die Be dürfnisse des gesammten Ingenieurfaches nicht mehr genügend Rücksicht nimmt, während wir es nicht nur für wünschenswerth, sondern für durchaus er forderlich erachten, die Ablegung der Bauführer prüfung — ja selbst der Baumeisterprüfung — allen denen offen zu halten, die in ihrer Vorbildung den zur Zeit geltenden Anforderungen genügt haben. Wir halten diese unsere Auffassung um so berechtigter, als nicht nur der Staat, sondern auch die Provinzen, Kreise, Städte und die Industrie Baubeamte in stets steigender Zahl nöthig haben, und es im ureigensten Interesse des Staates liegt, dafs diese zum Theil in leitender Stellung befindlichen Beamten, welche bau liche Aufgaben zu lösen haben, die den im Staats baufache vorkommenden nicht nachstehen, den höchsten Anforderungen in ihrer technischen Aus bildung genügen. Aus diesen Gründen beschliefst die Abgeordneten versammlung, der Vorstand des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine wolle 1. an den Minister der öffentlichen Arbeiten, sowie an den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal - Angelegenheiten die ergebene Bitte richten, von der Trennung der Bauführerprüfung nach den Fachrichtungen des Wasserbaues und des Eisenhahnbaues hochgeneigtest Abstand zu nehmen; 2. an den hohen Senat der Technischen Hochschulen in Berlin, Hannover und Aachen die ergebene Bitte richten, sich gegen die Trennung der Bau führerprüfung nach den Fachrichtungen des Wasserbaues und des Eisenbahnbaues auszu sprechen.“ Nachdem noch über den letzten Punkt der Tages ordnung, den gegenwärtigen Stand der Arbeit über: „Die Entwicklungsgeschichte des deutschen Bauernhauses“ von Hrn. v. d. Hude Bericht erstattet und die bereits erschienene Probelieferung des Werkes besprochen war, erfolgte um 1 Uhr Schlufs des ersten Versammlungstages. (Nach „Centralblatt der Bauverwaltung“ vom 7. September 1898) Iron and Steel Institute. Wie bereits gemeldet, fand die diesjährige Herbst versammlung des Iron and Steel Institutes in Stockholm am 26. und 27. August statt. Vorher hatte bereits eine Gruppe von 12 Mitgliedern auf Einladung der Gellivara - Eisenerz - Gesellschaft nach Gellivara, Kirunavaara undLuossavaara in Schwedisch- Lappland einen Ausflug zur Besichtigung der dortigen Erzfelder unternommen. Obwohl die Reise über 1600 km umfalste und zum Theil unter schwierigsten Umständen zu vollziehen war, ging sie, dank der trefflichen Führung des Generaldirectors genannter Gesellschaft Otto Broms, sehr glatt von statten. Ueber diese Erzfelder zu berichten, werden wir an anderer Stelle dieser Zeitschrift noch Gelegenheit haben. Der Dampfer „Argonaut“ brachte am 25. August die Mehrzahl der Besucher, welche im ganzen sich auf ungefähr 300 beliefen, darunter den Präsidenten E. P. Martin und 10 Vorstandsmitglieder. Am folgenden Morgen wurde die Gesellschaft in dem erinnerungsreichen grofsen Saal des Ritterhauses (R i d d a r h u s e t) empfangen und dort durch Baron Gustav Tamm, den Vorsitzenden des Jernkontoret und Generalstatthalter von Stockholm, Generaldirector Professor R. Akerman, Grafen Cronstedt, A. H. Göransson, J. G. Kjellberg, A. G. Ljungberg, Nordström (Generaldirector der Staatsbahnen) und Andere begrüfst. Die Einladung der englischen Vereinigung war ur sprünglich vom Jernkontor (Eisenkontor) ergangen, in dessen festlichen Räumen schon am Vorabend ein gast licher Empfang, eine sogenannte »Conversatione«, stattfand. Es sei daran erinnert, dafs das „Jernkontor“ eine im Jahre 1747 durch die schwedischen Eisen hüttenleute errichtete Vereinigung ist, welche durch dasselbe damals eine Bank schaffen wollten mit der Bestimmung, auf Eisenvorräthe Geld herzuleihen für den Fall, dafs die Nachfrage zurückgehen sollte und die Fabricanten nicht geneigt wären, zu billigen Preisen zu verkaufen. Der jetzt angesammelte Reservefonds beträgt etwa 6 Millionen Mark. Inzwischen hat die Gesellschaft auch ihre Thätigkeit auf das technische Gebiet übertragen, indem sie einen Stab von Hütten-,