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15. September 1898. Die Entwicklung der nordamerikanischen Eisenindustrie. Stahl und Eisen. 859 Geschnittene Nägel. Seit 1892 ist die Zahl der Werke von 65 mit 5546 Maschinen auf 46 mit 4544 zurückgegangen. Walzdraht. Es werden 24 vollständige Draht walzwerke und ein geplantes Werk gegenüber 23 vollständigen Werken im Jahre 1896 aufgezählt, ferner 74 Drahtziehereien gegenüber 73. Drahtstifte. Im Jahre 1896 waren 53 Werke auf geführt, während für dieses Jahr 79 vollständige und ein im Bau begriffenes Werk nachgewiesen, werden. Diese enorme Zunahme macht die aufserordentlich billigen Angebote in diesen Waaren erklärlich. Eisenbahnwagen bauen zur Zeit 121 Werke, Wagenachsen werden von 62 und Räder von 110 Werken hergestellt; die Zahl der Locomotiv- fabriken beläuft sich auf 24. Die Eisenbahn werkstätten sind hierin nicht einbegriffen. Die Zahl der Schiffswerften für den Bau von Schiffen aus Eisen und Stahl betrug im April d. J. 44, an selbständigen Brückenbau anstalten sind 87 aufgeführt. Die Liste der Röhrenwerke weist auf: 33 betriebsfähige und ein im Bau begriffenes Werk für gufseiserne Gas- und Wasserleitungsröhren, 37 betriebsfähige und ein im Bau begriffenes Werk für sonstige gufseiserne Röhren, 28 Rohrwalz werke, 15 Werke für genietete Rohre und 30 Werke für nahtlos gezogene Stahlrohre u. s. w. Mit der Fabrication von Ketten befassen sich 98 Werke, während ein weiteres im Bau begriffen ist; die Liste der Schrauben- und Nieten fabriken weist für April 1898 einen Bestand von 117 Werken auf. Geschirrstanzwerke sind 66 vorhanden, Tempergiefsereien 88 und eine im Bau begriffen, Hufnagelwerke 12. Die Zahl der auf die direcle Darstellung von schmiedbarem Eisen aus den Erzen und die Luppenerzeugung aus Roheisen und Schrott gerichteten Werke ist seit 1896 von 14 auf 10 zurückgegangen, von denen verschiedene slillliegen. Natürliches Gas. Der Führer zählt 94 Eisen- und Stahlwerke, welche natürliches Gas ganz oder zum Theil verwenden, davon 41 in Allegheny County, 20 im übrigen West-Pennsylvanien, 2 in West-Virginia, 7 in Ohio und 24 in Indiana. Canada und Mexiko. In Canada sind 8 betriebsfähige und ein im Bau begriffener Hoch ofen, 17 Walzwerke und 1 Martinstahlwerk vor handen, während Mexiko 21 betriebsfähige Hoch öfen, 7 Walzwerke und zwei im Bau begriffene Martinwerke aufweist. Es handelt sich überall nur um kleine Anlagen. * * * In der amerikanischen Eisenindustrie haben sich seit Ausgabe des vorstehend beschriebenen Buchs einige Vorgänge abgespielt, welche auf ihre weitere Entwicklung nicht ohne Einflufs bleiben werden. Wir meinen die umfangreichen Verschmelzungen von Erzgruben und Eisenwerken. | Noch vor verhältnifsmäfsig kurzer Zeit hatten die grofsen amerikanischen Eisenwerke, an ihrer Spitze die Carnegieschen und die Illinois-Stahl werke, es beharrlich abgelehnt, von den reichen Erzgruben am Oberen See, welche jetzt jährlich etwa 14 Millionen Tonnen Erz liefern, einen ihrem Bedarf entsprechenden Antheil käuflich zu erwerben. Der Beweggrund zu diesem abwartenden Ver halten ruhte in der Unbestimmtheit, welche die gesammte Lage durch die fortdauernd neuen, immer wieder mächtige Erzlager erschliefsenden Aufschlüsse erhielt. Zu den aus den 40er Jahren bekannten Lagern von Marquette traten neben anderen 1884 diejenigen von Vermillion, Gogebic und vor etwa 6 Jahren Mesabi. Wie eingreifend die Aufschlüsse in die alten Verhältnisse waren, | mag allein der Umstand illustriren, dafs die Gruben von Mesabi viel - Jahre nach ihrer Auffindung bereits : nahezu 4 Millionen Tonnen Erz auf den Markt warfen. Ungeheuer viel Arbeit und Geld ist seit her auf Bohrungen und Grubenausbau in jener Gegend verwendet worden. Itn Marquette-Revier sind seit 1844 allein über 91 Gruben in Betrieb gekommen, von ihnen fördern heute nur noch 12; im Menominee-Revier sind von 61 Gruben heute noch 18 übrig geblieben, während im Gogebic-Revier trotz seiner kurzen Lebensdauer von 44 Gruben 20, also nicht mehr die Hälfte, heute in Betrieb sind. In dem jüngsten Revier, demjenigen von Mesabi, werden, so nimmt man an, ein halbes Dutzend Gruben oder mehr bereits vor Ablauf von 5 Jahren erschöpft sein. Wohl gemerkt, handelt es sich in allen Fällen um das phosphorreine, das sogenannte Bessemer-Erz; an phosphorreicheren Erzen sind fast überall noch mehr oder weniger mächtige Lager vorhanden, die aber heute noch nicht in Betracht kommen. Von den für Bessemerroheisen verwendbaren Erzen scheint man aber jetzt das Ende absehen zu können und damit ist bei den grofsen Hochofen- und Stahlwerken, welche bisher aus der Zersplitterung des Grubenbesitzes und dem starken, sich stellen weise überstürzenden Angebot von ebenso reinen wie reichen Erzen Nutzen gezogen haben, nun mehr das Bedürfnifs getreten, sich ihren Erzbedarf durch Erwerbung eigener Gruben sicherzustellen. Carnegie ging mit Weitsichtigkeit bereits vor einiger Zeit allen übrigen voran, indem er zu der Oliver Mining Comp., der Eigenthümerin grofser und werthvoller Gruben im Seedistrict, in ein festes Verhältnifs trat, und sich dadurch, da die genannte Gesellschaft auch über grofse Dampfer flotten auf den Seen verfügte und er gleichzeitig eine Bahnverbindung vom Eric-See nach Pittsburgh erwarb, im ungehinderten Bezug von Eisenstein ebenso unabhängig machte, wie er es hinsichtlich des Brennstoffs bereits vor langen Jahren gethan halte. Soeben hat die Oliver Bergbau - Gesell schaft auch ihren Besitzstand durch den Ankauf einer Reihe der werthvollsten Gruben, namentlich