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Niederdruckcylinder 0,9 Atmosphären und darüber beträgt; unter 0,9 Atmosphären sinkt der Receiver druck nicht. Beim letzten, wenig Kraft erfordern den Stiche tritt eine geringe Drosselung ein, der in den Receiver tretende Dampf wird zum Theil zurück- gehalten, so dafs der Receiverdruck steigt. Sowohl durch die Gonstruction, als auch durch passende Einstellung lassen sich vorstehende Ver hältnisse variiren, so dafs beispielsweise bei einer mit geringem Kesseldrucke arbeitenden Maschine ein anderer Minimaldruck im Receiver eingehalten wird. Man hat der Tandem-Schwungradmaschine den Vorwurf geringer Kraftreserve gemacht und geglaubt, diesen auf die Tandem-Reversirmaschine ausdehnen zu dürfen. Wäre der Vorwurf be rechtigt, so müfste man, um die maximale Leistungs fähigkeit zu erreichen, die Tandem Maschine sehr grofs wählen. Für die normale mittlere Leistung könnte dann eine allzustarke Drosselung noth wendig werden. Diesbezüglich wurden Diagramme eines Drillings, eines Zwillings und eines Tandem- Zwillings, alle ohne Gondensation, miteinander ver glichen, unter der Annahme eines Maximaldrucks von 8 Atmosphären. Es zeigte sich, dafs, um eine bestimmte Verminderung der Leistung zu er zielen, beim Zwilling die Eintrittsspannung auf 3,8 Atmosphären reducirt werden mufste, beim Drilling auf 4 Atmosphären und beim Tandem- Zwilling auf 4,5 Atmosphären. Wurde aufser durch Drosseln auch durch Veränderung der Füllung regulirt, so zeigten Drilling und Tandem-Zwilling gleich grofse, der Zwilling erheblich kleinere Re serve. Es kommt hinzu, dafs die Gondensation bei der Tandem-Maschine die gröfste Leistungs vermehrung giebt, weil sie auf die grofsen Flächen der Niederdruckkolben wirkt, und weil das Vacuum bei den geringen Expansions-Endspannungen sofort beim Hubwechsel vollständig in die Cylinder tritt. Eine besondere Reserve kann man sich dadurch schaffen, dafs man durch einen Fufshebel Frisch dampf dem Receiver zuführt. Die Erfahrung hat gezeigt, dafs wegen des günstigen Dampfverbrauchs ein Sinken der Dampfspannung bei der Inbetrieb nahme der Reversirmaschine niemals vorkam. Auch hierin kann man eine, vielleicht die werth- vollste, Reserve erblicken. Die günstige Kurbel stellung bringt es mit sich, dafs der Drilling bei gleichem Gylindervolumen ein erheblich gröfseres Minimal-Drehmoment hat als der gewöhnliche Zwilling; demgegenüber hat der Tandemzwilling schon bei 30 % Gesammtfüllung das gleiche Minimal moment wie der Drilling mit 65 % Füllung. Dafs die Diagrammuntersuchung aufserordentliche Er sparnisse bis zu 37 bezw. 44 % zu Gunsten der Tandem-Maschine mit Gondensation ergiebt, war nach alledem zu erwarten; wichtiger ist die Unter suchung des thatsächlichen Dampfverbrauchs. Nach Lage der örtlichen Verhältnisse war es möglich, be stimmte Messungen vorzunehmen und zwar in folgender Weise: An die Oberflächen-Centralcondensation wurde nur die Tandem-Reversirmaschine angeschlossen. Es wurde die bewegte Kühlwassermenge und von Minute zu Minute die Temperaturerhöhung ge messen, welche das Kühlwasser beim Durchlaufen des Condensators erfuhr. Jedes Kilogramm Ar beitsdampf brauchte zu seiner Erzeugung 660 Ga- lorien; es wurde angenommen, dafs es bei seiner Gondensation nur 600 Galorien an das Kühlwasser abgebe. Direct gemessen wurden die Mantel wässer der Dampfeylinder. In die Abdampfleitung war ein grofser Entwässerungskessel eingebaut, welcher während des Betriebes entleert werden konnte; die hier gemessenen Wässer wurden zu dem Verbrauche addirt. Die freien Oberflächen, welche mit dem Abdampfe in Berührung kamen, wur den wegen der Niederschläge bestimmt. Aufserdem wurde der Dampfverbrauch der Gentralcondensation bestimmt und dem Gesammtverbrauch zugerechnet. Seit der Inbetriebnahme Mitte Mai dieses Jahres hat die Anlage fast ausschliefslich zum Betriebe der Blockwalze mit einem Rädervorgelege von 1 : 2,2 ge dient. Seit Ende Juni wurde die direct gekuppelte Schienenstrafse bisweilen in Betrieb genommen. Mitte August wurden die Dampfverbrauchsmessungen vorgenommen, es wurden dabei Blöcke von 470 mm Quadrat auf 120 mm Quadrat ausgewalzt und zwar in der Stunde 22300 kg eingesetztes Material. Der Dampfverbrauch für Arbeitsdampf der Walzenzugmaschine, Mantelwässer der Walzenzug maschine, Arbeitsdampf der Condensationsmaschine, ausgeschiedenes Wasser und berechnetes Gondensat aus der Abdampfleitung ergab sich zusammen zu 3645 kg i. d. Stunde oder 168,8 kg f. d. Tonne Blockgewicht. Rechnet man auf 7,5fache Ver dampfung, so ergiebt dies 22,5 kg Dampfkoble f. d. Tonne. Nicht enthalten ist hierin der Kohlen verbrauch für die elektrisch betriebenen Rollgänge, den hydraulischen Krahn und die Scheere. Wenn auch diese Zahlen wegen der Zuschläge für die genannten Hülfsapparate und die unvermeid lichen Pausen nicht direct geeignet sind zur Bestim mung des gesammten Kohlenverbrauchs f. d. Tonne, so zeigen sie doch, dafs der Dampfverbrauch ein auffallend geringer ist. Die Steuerfähigkeit ist eine sehr präcise, die Bedienung genau so wie bei einer gewöhnlichen Reversirmaschine, da das Receiver ventil keinen besonderen Handgriff- erfordert. Zum Schlufs sei darauf hingewiesen, dafs die Maschine zum Antrieb einer Triowalzenstrafse in genau gleicher Weise construirt werden mufs, weil auch für diesen Fall wegen der eintretenden Leer laufperioden ganz ähnliche Verhältnisse vorliegen, wie eingangs des näheren auseinandergesetzt. Die hier erörterte Maschine befindet sich im Betriebe der Herndthaler Ungarischen Eisenindustrie-Actiengesellschaft in Krom- pach-Eisenwerk, Ungarn, und ist gebaut von der Maschinenfabrik Sack & Kiesseibach in Rath bei Düsseldorf. *