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gekühlt, so dafs der neu eintretende Dampf dieselben ungünstigen Temperaturverhältnisse vorfindet, wie bei einem gewöhnlichen Zwilling oder Drilling, sogar bei gröfseren abkühlenden Flächen. Endlich konnte auch die Gondensation keinen vollkommenen Erfolg haben. Eine gute Gonden sation für Reversirmaschinen mufs so beschaffen sein, dafs sie mit dem für den mittleren Dampf verbrauch berechneten Wasserquantum wenigstens annähernd auskommt, eine Bedingung, für die man erst in neuerer Zeit gute Lösungen gefunden hat; es war deshalb der Eigendampfverbrauch der Gondensation viel zu grofs. Bei den geschilderten Abkühlungsverhältnissen hätte aber auch die beste Gondensation nur unvollkommen wirken können. Ein weiterer Fehler der Tandem-Maschine war die zu geringe Manövrirfähigkeit. Während eine gewöhnliche Zwillings- oder Drillingsmaschine nach Schlufs des Frischdampfventils stillsteht, sobald das zwischen Absperrventil und Arbeitskolben be findliche Dampfquantum verloren gegangen ist, kommt die Tandem-Maschine erst zum Stillstände, wenn der Receiver entleert ist. Ein schnelles Stillsetzen mit der Goulisse ist zwar möglich, aber nicht statthaft, weil sonst die Maschine beim Umsteuern mit gefülltem Receiver durchgeht. Dafs auch das Anziehen unter Umständen er schwert ist, geht aus oben Gesagtem hervor. Bedenkt man ferner, dafs die Verwendung zweier Kolben gröfsere hin und her gehende Massen be dingt, deren Reduction auf das zulässige Minimum hohe Anforderungen an den Gonstructeur stellt, so wird man es erklärlich finden, dafs die Tandem- Maschine sowohl in Bezug auf Dampfersparnifs, als auch auf Steuerfähigkeit und flottes Arbeiten zu wünschen übrig liefs. Sehr lehrreiche Mittheilungen darüber finden sich in dieser Zeitschrift, Jahrgang 1897, S. 928 ff. Es wird dort ein Beispiel angeführt, in welchem es möglich war, dem Dampfverbrauch einer älteren Tandem - Maschine mit Gondensation denjenigen eines neuen Drillings gegenüber zu stellen. Der Tandem-Zwilling hatte aufser der grofsen Zahl vorstehend erläuterter principieller Fehler auch noch constructive Mängel.* Es heifst dort u. a.: „Dort zeigte sich, dafs der Drilling viel lenksamer und beweglicher war. Es wurde bequemer und rascher gewalzt und der Drilling brauchte ohne Gondensation nicht mehr Dampf, als der Tandem-Zwilling mit Gondensation.“ Die Vorzüge des Drillings werden heute in weiten Kreisen anerkannt, wenn auch nicht für alle Fälle zugegeben wird, dafs „eine derartige Maschine zum mindesten im Dampfverbrauche gleichwerthig, wenn nicht überlegen ist der besten Tandem-Schwungrad maschine mitGondensation.“ (A. a. 0.Seite930.) * Insbesondere in den Steuerorganen, Immerhin spricht es für die aufserordentliche Wichtigkeit des Compoundprincips, dafs der in so vieler Hinsicht mangelhafte Tandem-Zwilling doch nicht mehr Dampf brauchte, als der moderne Drilling. Es ergiebt sich daraus von selbst die Aufgabe, die Fehler des Tandem-Zwillings zu vermeiden. Zu diesem Ende ist bei der auf Zeichnung Tafel VII dargestellten Zwillings-Tandem-Reversir- maschine zwischen Receiver und Niederdruck- cylinder ein gesteuertes Ventil angebracht, welches mit den Frischdampfventilen der Hochdruckeylinder direct gekuppelt ist. • Wenn die Frischdampfventile geschlossen werden, um stillzusetzen, so wird auch das Receiverventil geschlossen und der Receiver dampf vom Niederdruckcylinder abgesperrt. Der zwischen Frischdampfventilen und Hochdruckkolben befindliche Dampf tritt in den Receiver und giebt Gontredampf auf den Hochdruckkolben durch Steigerung des Receiverdruckes. (Letzterer kommt beim nächsten Stiche wieder zur Wirkung, so dafs überhaupt kein Frischdampf beim Stillsetzen ver loren geht.) So erklärt es sich, dafs die Tandem maschine momentan zum Stillstände kommt und zwar, wie die Erfahrung lehrt, sowohl mit, als auch ohne Gondensation. Sobald die Maschine leer angehen soll, werden Frischdampf und Re ceiverdampf stark gedrosselt. Hierbei bleibt der Arbeitsdruck im Receiver nicht nur erhalten, sondern er steigt noch. Beim Anziehen ist der Receiver gefüllt, der Niederdruckcylinder in Thätigkeit und die Walzarbeit beginnt sofort mit voller Compound- Wirkung. Die hohen Temperaturen im Receiver, Hochdruckcylinder u. s. w. bleiben erhalten. Die Massen sind unter Verwendung geeigneter Materialien und Gonstruclionen für 200 Touren pro Minute durchgerechnet. Bestellt wurde die Maschine für 14-0 Touren pro Minute, Rechnung und Betrieb zeigen, dafs eine erhebliche Steigerung dieser Geschwindigkeit noch möglich ist. Die Ober- flächen-Central-Condensation ist so construirt, dafs ein nahezu vollständiger Ausgleich der zutretenden Wärmemengen stattfindet. Es bleibt noch zu untersuchen, wie die Dampf- vertheilung sich gestaltet, wenn die Maschine mit einer mittleren Leistung unter starker Drosselung des Frischdampfes arbeitet. Bekanntlich arbeiten fast alle Reversirmaschinen nur ausnahmsweise und ganz kurze Zeit mit vollem Dampfdrücke, fast stets mufs gedrosselt werden. Zur besten Ausnutzung der Expansion in Compoundmaschinen gehört, dafs zwischen Hoch- und Niederdruck- cylindern jede Drosselung unterbleibe. Darum ist es erforderlich, dafs das Receiverventil zwar bei Leerlauf und Stillsetzen in Thätigkeit tritt, dafs es aber bei erheblicher Leistung vollen Querschnitt giebt. Die gleichzeitig an Hoch- und Niederdruckcylindern ge nommenen Diagramme zeigen, dafs diese Bedingung bei der mit 9 Atmosphären arbeitenden Maschine so erfüllt ist, dafs keine Drosselung des Receiver dampfes eintritt, solange der Admissionsdruck im