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Referate und kleinere Mittheilungen. Socialdemokratie und die Bergakademie zu Freiberg. Der Senat der Bergakademie zu Freiberg i. S. hat zwei Studenten deshalb relegirt, weil sie mit Socialdemokraten Verkehr gepflogen hätten. In dem betreffenden Urtheil heilst es: „Nach den Ergebnissen der stattgehabten Disciplinar - Untersuchung ist für erwiesen zu erachten, dafs Sie in der letzten Zeit am hiesigen Ort mit erklärten Anhängern der social- demokratischen Partei Verkehr gepflogen haben. Mit den Begriffen von Sitte und Anstand (§ 3d des Dis ciplinar-Begulativs), wie sie in denjenigen Kreisen mafsgebend sind, welchen die Studirenden der Berg akademie angehören, ist ein solches Verhalten un vereinbar. Der Senat erachtet deshalb Ihr ferneres Verbleiben an der Bergakademie nicht für angängig und hat auf Grund der obenerwähnten und der Be stimmung in § 5 Abs. 4 des Disciplinar-Regulativs beschlossen, Sie, wie Ihnen hiermit eröffnet wird, mit der Strafe der Wegweisung von der Bergakademie zu belegen.* Wir vermögen diesem Beschlufs nur zuzustimmen. Der Stand der belgischen Hochöfen am 1. Juni 1898. Dem Moniteur des Intrts matäriels ent nehmen wir folgende Zusammenstellung über Belgiens Hochofenindustrie am 1. Juni 1898. Bezirk und Werk Hochöfen Erzeugung in 24 Std. Gesammt- zahl in Betrieb aufser Betrieb Zahl der Hochöfen Puddel- E eisen Giefserei- " roheisen - Stahl Charleroi. Acoz 2 1 1 1 70 Bracquegnies 2 0 2 — — — — Thy-le-Chäteau .... 6 0 6 — — — — Sud-Chätelineau . . . 1 1 0 1 70 — — Couillet 4 4 0 4 — — 300 La Louviere 2 1 1 1 80 — — Bonehill 2 1 1 1 90 — — Monceau 2 2 0 2 205 — — La Providence .... 3 3 0 3 — — 270 zusammen 24 13 11 13 515 — 570 Lüttich. Cockerill 6 5 1 5 460 Ougree 3 2 1 2 — — 120 Angleur 4 3 2 3 — — 260 Espörance 2 1 1 1 — — 90 Grivegne 1 0 1 0 — — - zusammen 16 11 5 11 — — 930 Luxemburg. Athus 2 2 0 2 260 — Halanzy 2 2 0 2 125 — Musson 2 2 0 2 80 70 — zusammen 6 6 o 6 340 195 — Gesammtziffer 46 30 16 30 855 195 1500 Grofsbritanniens Flufseisenerzeugung im I. Halbjahr 1898. Nach der Statistik der „British Iron Trade Asso ciation“ betrug die britische M a r t i n flufseisen erzeugung (Blöcke): I. Halbjahr 1897. . . . 1 375 428 metr. Tonnen, I. » 1898. ... 1 326663 , zeigt also eine Abnahme von rund 50 000 t. Dieselbe ist auf das Stillsetzen eines Stahlwerks in Schottland und den Kohlengräber - Ausstand in Wales zurück zuführen. In Cleveland hat infolge der lebhaften Thätigkeit im Schiffbau sogar noch eine Zunahme stattgefunden. Nach derselben Quelle war die Erzeugung an Bessemerflufseisen (Blöcken): I. Halbjahr 1897 . . . 1013 113 metr. Tonnen II. „ 1898 . . . 913 151 , Der entschiedene Rückgang, der sich hier ebenfalls zeigt, ist ebenfalls auf den Ausstand in Wales zurückzu führen, da sich daselbst ein Ausfall von über 100000 t eingestellt hat. Lancashire zeigt eine Steigerung von etwa 32 000 t. Ermäfsigung der Eisenbahntarife für Schiffbau material. Die „Verkehrs-Correspondenz“ Nr. 31 schreibt: „In dem letzten Jahresbericht des Vereins Ham burger Rheder wird als ein hochbedeutsames Ereignifs für die deutsche Rhederei die endliche An nahme der Flottenvorlage durch den Reichstag be zeichnet. Die deutsche Rhederei dürfe nunmehr hoffen, dafs sie künftig nicht mehr, wie bisher mehrfach vor gekommen, wegen Mangel an Kriegsschiffen bei Un ruhen in überseeischen Ländern des Schutzes ihrer Interessen wird entbehren müssen, den die Kaiserliche Marine, wenn sie zur Stelle sein konnte, ihr stets in tactvoller und wirkungsvoller Weise gewährt habe, die Bauten für die Kriegsmarine werden die Leistungs fähigkeit der deutschen Schiffbau-Industrie erhöhen, so dafs die deutsche Rhederei nicht mehr gezwungen sein wird, in Zeiten lebhafter Geschäftsthätigkeit einen Theil ihrer Aufträge ans Ausland zu geben. Nicht minder aber wird die erhöhte Bedeutung, welche Deutschland sowohl durch seine Kriegsflotte, wie auch durch die Erwerbung eines Stützpunktes an der chine sischen Küste gewinnt, der heimischen Rhederei zu gute kommen. Diese Ausführungen finden eine weitere und bedeutsame Unterstützung durch die während des spanisch-amerikanischen Krieges vorgekommenen Er eignisse, insbesondere durch den plötzlichen und fast vollständigen Zusammenbruch der spanischen Colonial- macht, der erkennen läfst, dafs in Zukunft diejenigen Mächte, welche die Meere beherrschen, mehr und mehr die Geschicke der Welt bestimmen, da sie die grofsen Heerstrafsen in der Hand haben, auf denen Volk zu Volk gelangen kann, sei es im friedlichen Handelsaustausch, wie im kriegerischen Wettkampf. Obgleich aus dem Zusammenbruch der spanischen Colonialmacht eine für England günstige Annäherung der beiden grofsen Zweige der angelsächsischen Rasse diesseits und jenseits des Oceans hervorzugehen scheint, und obgleich England bereits 41 Schlachtschiffe I. Klasse besitzt, hat es keinen Augenblick gezögert, dem Unter hause eine Nachtragsforderung für die Flotte vorzu legen. Wir sind natürlich nicht in der Lage, dem Vorgänge Englands auch nur von ferne zu folgen, und zwar um so weniger, als erst nach jahrelangen