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§06 Stahl und Eisen. Betriebsergebnisse der Hochofen-Gasmaschine in Seraing. 1. September 1898. Oefen gleiche Abmessungen für Luft und Gas, und zwar 2,7 m Höhe, 2,475 m Länge und 1,375 m Breite (etwa 9 cbm Inhalt). Beide Oefen haben basischen Herd und machen Flufseisen. Das Giefsen erfolgt mittels einer auf Schienen laufenden Pfanne. Zum Anwärmen letzterer dient ein kleiner Generator. Das Abziehen der Goquillen besorgten zwei fahrbare 5-t-Dampfkrähne. Es be trägt das Gewicht der Blöcke 85 bis 170 kg, ferner der Einsatz 60 bis 70 % Roheisen und 40 bis 30 % Schrott; vor dem Abstechen werden 1 % Ferromangan (80 %) und 1 % Spiegeleisen (14%) zugesetzt. Der Abbrand ergiebt 6 bis 10 %, die Monatserzeugung beider Oefen 820 t. Bestellung auf Schienen seitens der russischen Regierung. Den Schienenwalz werken Rufslands sind 787 000 t Schienen in Bestellung gegeben, die innerhalb 5 Jahren zu liefern sind. Weitere Bestellungen sind nicht vor gesehen. Dieses Quantum vertheilt sich auf 10 668 km im Bau begriffener Eisenbahnen. Die Schienen wiegen 30 kg f. d. Ifd. Meter und haben 8,534 m Länge. In Auftrag gegeben sind hiervon 1. Südrussischen Werken und zwar: zeit Tonnen der Alexandrowski—Neurussischen— Jahre Dnjeprowski- und Drushkowski-Hütte 3 397 700 Petrowski-Hütte 5 198 900 2. Uralwerken: Nishne Sadkinsk und Kataw 3 33 100 5 41400 3. Sibirischen Werken: Nikolajewsk 5 41 400 4. St. Petersburger Werken: Putilow 3 74 500 zusammen ... 787 000 Betriebsergebnisse der Hochofen-Gasmaschine in Seraing. Aime Witz, Professor in Lille, legte dem Stockholmer Meeting des Iron and Steel Institute am 26. und 27. August 1898 die folgenden, sehr wichtigen Mittheilungen über die Gasmaschine vor, welche in Seraing mit Hochofengas betrieben wird. * Um nachzuweisen, dafs das Hochofengas un mittelbar zu einem dauernd regelmäfsigen Betriebe von Gasmaschinen benutzt werden kann, wurden Versuche von 24 Stunden Dauer gemacht, während welcher die gewöhnlichen Veränderungen in der Zusammensetzung, der Pressung und dem Staub gehalte eintreten konnten. Mit der Ausführung dieser Versuche, welche am 19. und 20. Juli 1898 stattfanden, hatte Generaldirector Greiner in Seraing in erster Linie den obengenannten Professor Witz, dann den Professor der Universität in Lüttich, Hubert, und die Oberingenieure der Soc. John Cockerill, Bailly und Kraft, sowie endlich Delamare- Deboutteville, denFabricanten vonGasmaschinen in Lille, betraut, deren gewandtes und geschicktes Zusammenwirken eine Garantie für die Genauigkeit der Ergebnisse bot. Die Gasmaschine, welche zu den Versuchen diente, war eine Eincylindermaschine. Lichte Weite des Gylinders 800 mm, Hub 1000 mm, Ge schwindigkeit 105 Umdrehungen, vorgesehene Compression etwa 7,5 kg, normale Kraft 200 effective Pferdestärken. Das Gas wurde von den vier Hochöfen des Werkes genommen, so wie es erzeugt wurde, ent weder unmittelbar, oder aus einem Gasometer von 300 cbm Inhalt. * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1898 S. 495 u. f. Die Kraft wurde mit einer Bremsvorrichtung gemessen, deren Block, mit innerer Kühlung ver sehen, eine fortwährende Abmessung der Arbeit während der 24 stündigen Dauer der Versuche gestattete. Der Durchmesser der Bremsscheibe betrug 1546 mm, der Umfang also 4857 mm. Ein Indicator stellte die Zahl der Umdrehungen, ein anderer die Menge des Gases fest; mit einem Crosby-Indicator wurden die Diagramme genommen und mit Thermometern die Temperaturen der Luft sowie des ein- und austretenden Wassers zur Kühlung des Gylinders; auch die Menge dieses sowie des Wassers für die Gaswascher wurde gemessen. Alle Zahlen wurden jede halbe Stunde festgestellt; Die Gasmenge wurde an der Glocke des Gaso meters, welche mit drei um 120° voneinander entfernten Mafsstäben versehen war, von drei Beobachtern auf ein gegebenes Zeichen gleichzeitig festgestellt; das Mittel aus diesen drei Beobachtungen gab selbst bei einer einseitig gröfseren Hebung der Glocke ein richtiges Mafs für die verbrauchte Gasmenge. Diese wurde so fünfmal für je eine 29 minütliche Arbeitszeit festgestellt. Bei jeder dieser Messungen wurde eine Gasprobe genommen, von welcher Witz in seinem Laboratorium in Lille in seiner Bombe die entwickelbare Wärme menge bestimmte. Da der Druck der Luft und deren Temperatur ebenfalls bestimmt wurden, so konnten die abgemessenen Gasmengen auf 760 mm und 0 0 C. zurückgeführt werden. Dem Maschinisten war eine bestimmte Menge Oel und Talg (grease) übergeben; was übrig blieb, wurde gewogen; die Schmiergefäfse wurden am Anfang und Ende des Versuchs gleichmäfsig ge-