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800 Stahl und Eisen. Das Eisenhüttenwesen in Südru/sland. 1. September 1898. Pyrometer (Uehling, Steinbart & Go., N. Y.) und Schmelzkegeln gemessen. Zu Messungen der Durch biegungen der Decke waren über dem Versuchs ofen parallel zu den Trägern horizontale Balken unabhängig vom Ofen befestigt, von welchen aus verticale Mafsstäbe bis zu der Decke reichten, so dafs man die verschiedenen Durchbiegungen messen konnte; sämmtliche Versuchsdecken waren geputzt. Nachdem die Feuerversuche bei den einzelnen Decken beendet, wurde eine Belastung von etwa 2900 kg a. d. qm auf das mittlere Deckenfeld auf gebracht und dieselbe 48 Stunden auf der Decke belassen; dann wurde die weitere Durchbiegung gemessen. (Fortsetzung folgt.) Das Eisenhüttenwesen in Südrufsland. (Schlufs von Seile 766.) Donezko-Jurjewski-Hütte. ' Dieses schöne, der Neuzeit entsprechend ein gerichtete Hüttenwerk liegt bei der Station Jurjewka der Süd-Ostbahn und hat mit ihr normalspurige Bahnverbindung. Die Theilhaber sind ausschliefslich Russen. Der Bau der Hütte ist von dem deutschen Ingenieur Zix, dem gegenwärtigen Director des Werkes, ausgeführt. Die Fig. 15 zeigt den Lage plan des Werkes. A sind 2 Hochöfen mit 2 Dampf-Gichtaufzügen, B der Gasreiniger, L die Gichtgasleitung zu den Dampfkesseln und N die Leitung zu den Cowper apparaten. Die Entnahme der Gichtgase erfolgt in der Mitte des Ofens durch den Langen sehen Apparat. Jeder Hochofen hat 3 Cowperapparate D. M ist die Windleitung, F sind 2 Giefshallen, J und K die Kesselhäuser, G das Gebläsemaschinenhaus, E der Schornstein für die Winderhitzer. Die Hochöfen verarbeiten örtliche Erze und solche von Krivoi Bog. Die letzteren bestehen aus Hämatit, erstere aus Brauneisenstein und Sphäro- siderit, mit 40 bis 50 % Fe, 0,2 bis 3 % P und 0,1 bis 5 % Mn und werden auf Puddelroheisen und solches für den Martinprocefs verhüttet. Die Erze von Krivoi Rog werden, wenn ihr Phosphor gehalt niedrig genug ist, auf Bessemerroheisen ver arbeitet. Sie enthalten an Fe 60 bis 70%, an SiO, 0,5 bis 15 %. Die Erze finden sich in Form von Nüssen bis herab zu ganz feinem Erzstaub. Letzterer erschwert den Hochofenbetrieb ganz aufserordentlich, so dafs man beabsichtigt, den selben zu Briketts zu verarbeiten. Eine Kokerei besitzt die Hütte nicht. Der von benachbarten Zechen bezogene Koks ist grofsstückig und dicht mit 0,75 bis 1 % Schwefel und 5 bis 10% Asche. Als Zuschlag dient Kalk der Steinkohlenformation mit 1 bis 2 % Kieselsäure. Zwei Hochöfen (Fig. 16) von gleichen Gröfsen- verhältnissen, von denen der eine ganz aus aus ländischem Material gebaut, der andere jedoch, mit Ausnahme des aus ausländischen Steinen bestehen den Gestells, aus Steinen der Fabrik von Farke in Bachmut hergestellt wird, haben 20 m Höhe, 6 m Durchmesser im Kohlensack, 4,5 m an der Gicht und 3,20 m im Gestell. Die Höhe vom Bodenstein bis zur Mitte der Formen beträgt 1,8 m, die Stärke der Steine 800 mm, der Inhalt des Ofens 330 cbm. Der Schacht ist freistehend, ohne Rauhgemäuer, und ruht auf einem von gufs- eisernen Säulen getragenen Ringe. Das Gichtplateau ruht auf genieteten eisernen Säulen. Die Oefen haben Langenschen Gasfang. Für feines Erz zieht man dieses System vor, während man für stufiges Erz den Parryschen Trichter nimmt. Jeder Ofen hat 6 Formen und liefert in 24 Stunden an halbirtem und weifsem Roheisen Nr. 1 150 t bei 90 bis 95 % Koksverbrauch, Giefsereiroheisen 125 t bei 100 bis 105 % Koks verbrauch. Dem nach kommen auf eine Tonne in 24 Stunden er- blasenes halbirtes weifses Roheisen 2,20 cbm, auf eine Tonne in 24 Stunden erblasenes Giefsereiroheisen 2,80 cbm Ofeninhalt. Bei Erblasung halbirten und weifsen Roheisens beträgt der durchschnittliche Tagesverbrauch 275 000 kg Erz; davon sind 40 % örtliche Erze mit etwa 42 % Fe und 60 % Krivoi Rog-Erze mit 65 % Fe. Das Ausbringen aus den Erzen ergiebt 55 %, der Tagesverbrauch an Zu schlag beziffert sich mit 60 000 kg. Man setzt schwere Gichten von 5 400 kg Krivoi Rog-Erz (Hämatit), 2 000 » Kalkstein, 3 600 " örtliche Erze (Brauneisenerz), 360 „ Manganerz Sa. 11 360 kg. Solcher Gichten setzt man in 24 Stunden rund 30 durch. Jeder Hochofen hat seine Giefshalle von 26 m Länge, 22 m Breite und 9,5 m Höhe. Winderhitzer. Jeder Hochofen hat drei Cowperapparate, Patent Boecker, von 20 m lichter Höhe und 7 m Durchmesser. (Heizfläche jedes Apparats = 4500 Quadratmeter.) Die Kanäle sind an den Wänden 200 X 200 mm grofs, während sie nach der Mitte zu als Abmessung 175X175 mm aufweisen. Bei gleichgrofsen Kanälen hat das verbrannte Gas das Bestreben, nach der Mitte des Apparats zu gehen, was durch die Gonstruction Boeckers vermieden wird. Die