Volltext Seite (XML)
750 Stahl und Eisen. ThomassMacke im Martinbetrieb. 15. August 1898. Um das gebundene Ammoniak frei zu be kommen, wird dem Apparat ununterbrochen Kalk milch zugeführt und so das Ammoniak in kurzer Zeit flüchtig gemacht. Die erzeugten Ammoniak dämpfe werden in Schwefelsäure geleitet, worauf sich Ammoniak als schwefelsaures Ammoniak niederschlägt. Dieses wird auf einem mit Blei ausgeschlagenen Salzlager getrocknet oder centri- fugirt und als ein reiches, stickstoffhaltiges Düng mittel im Handel verwerthet. Die für die Salzfabricätion erforderliche Schwefel säure wird in Kesselwagen bezogen und mittels Druckluft in Vorrathsbehälter geschafft, aus welchen sie durch Heber und Bleirohrleitung in die mit Blei ausgeschlagenen Sättigungskästen geleitet wird, um sich dort mit dem Ammoniak zu schwefel saurem Ammoniak zu verbinden. Das aus den Destillationsapparaten fliefsende Abwasser wird auf Klärvorrichtungen vom Kalkgehalt gereinigt und dann abgelassen. Benzoldestillation. Das in der früher erwähnten Oelwaschanlage mit Benzol angereicherte Waschöl wird in grofsen schmiedeisernen Blasen einer Destillation unter worfen. Die zuerst überdestillirenden Erzeugnisse, Ammoniak und Leichtöl, werden in einem gemein schaftlichen Behälter aufgefangen, in welchem sie sich naturgemäfs nach ihren specifischen Gewichten absondern. Das Ammoniakwasser wird der Am moniakfabrik zugeleitet, während aus dem Leichtöl in einer besonderen und mit einer Colonne ver sehenen Destillirblase Bohbenzol gewonnen wird. Die Rückstände in den Destillirblasen werden wieder zum Waschen des Gases in der Oelwaschanlage benutzt. Die auf der Blase befindliche Colonne bezweckt, im Anschlufs an einen Dephlegmator die bei der Destillation mitgerissenen schweren Oele zurückzuhalten. Das so gewonnene Rohbenzol wird durch Behandlung mit Säure und Lauge von den ihm anhaftenden Harzen befreit und dann mit Hülfe von Dampf geläutert. Die dabei ent stehenden Destillate werden in Vorrathsbehälter geleitet, aus welchen der Versand erfolgt. Bei der nach vorstehend beschriebener Weise angelegten Benzolgewinnung sind sehr gute Resultate zu ver zeichnen. Aus jeder Tonne trockener gasreicher west fälischer Kokskohle, welche bei einer Beschickung der Oefen von rund 7000 kg Kohlen mit rund 10 % Wassergehalt bei einer Garungszeit von 48 Stunden vergast wurden, erzielte man 10,85 kg Benzol vom specifischen Gewichte 0,879, während andere Anlagen etwas über 3 kg Benzol a. d. Tonne Kohlen ergeben sollen. Dieselben Oefen lieferten: Koks { au Theer j ’ trockene Kohle bezogen 76,97 % nasse trockene nasse » » n 71 1» 71 69,63 n 2,113, 1,905 » Ammonium- f » trockene n 71 L16 , sulfat 1 " nasse » » 1,04 , Ammoniak- ( „ trockene 7) 23,66 „ wasser 1 „ nasse » 71 21,38 , Es sei davon Abstand genommen, an dieser Stelle auf Grund vorstehender Daten eine Ertrags berechnung aufzustellen. Immerhin sei aber ganz besonders darauf hingewiesen, dafs der in vor beschriebener Weise bei langsamer Destillation ge wonnene Koks bezüglich seiner metallurgischen Eigenschaften den vom Hüttenmann gestellten höchsten Anforderungen zu entsprechen vermag und dem bei schneller Destillation erzeugten Koks sogar noch weit überlegen ist. Was nun die Kosten einer so eingerichteten Anlage betrifft, so sind dieselben, wenn eine gleiche Koksmenge erzeugt werden soll, gegenüber einer nach dem Princip der kurzen Garungszeit erbauten Anlage in dem Mafse höher, als hierbei mehr Oefen erforderlich sind, während die ganze übrige Anlage keine Mehrkosten erfordern würde. Gerade eine Anlage mit langsamer Garungs zeit gewährleistet aber neben der Erzeugung eines vorzüglichen Hüttenkoks die ausgiebigste Ausbeute der Nebenerzeugnisse, und es steht der Mehr aufwand für Oefen nur in ganz geringem Ver- hältnifs zu dem Gewinn, welcher alsdann in so reichlichem Mafse erzielt werden kann. Thomasschlacke im Martinbetrieb. Bei der Verarbeitung phosphorreichen Roh eisens werden im Martinbetrieb ebenso wie im Thomasbetrieb phosphorsäurehaltige Schlacken er zeugt, die jedoch infolge ihres hohen Kieselsäure gehalts, ihres vielfach hohen Eisengehalts und ihres meist geringeren Phosphorsäuregehalts keine Verwendung als Düngemittel finden, obschon ihr Gehalt an citratlöslicher Phosphorsäure oft viel leicht nicht geringer ist als der einer hoch basischen Thomasschlacke. Der Kieselsäuregehalt wäre nun, wie ja durch die bekannten Ver suche des Hrn. Prof. Wagner-Darmstadt nach gewiesen wurde, jetzt kein Hindernifs mehr, wohl aber der hohe Eisengehalt und der niedere Phos phorsäuregehalt der Martinschlacke. Der hohe Eisengehalt ist meist die Folge einer sehr weit gehenden Entphosphorung. Der niedere Phosphor säuregehalt, selbst bei Verwendung eines sehr