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Das Hängen der Gichten in Hochöfen. Unter obigem Titel erschienen im Jahre 1892 I in den Nummern 3, 7 und 10 dieser Zeitschrift einige Aufsätze; ich bin in der Lage, zu diesem Gegenstände einige weitere Mittheilungen machen zu können, die das allgemeine Interesse der Fach- collegen in Anspruch nehmen dürften. Zunächst will ich, bevor ich meine Ansichten über das Hängen der Gichten entwickle, über einen Fall berichten, der bald zum Ausblasen des Ofens geführt hätte; ein letzter operativer Eingriff be seitigte indessen mit einem Schlage die ganze Störung derart, dafs am zweiten Tage nach diesem — die Störung hatte 14 Tage gedauert — wieder die normale Erzeugung vorhanden war. Der Ofen, bei dem die erwähnte Störung ein trat, hat nach meinem Dafürhalten zu wenig Auf lockerung im Schacht. Bei 20 m Gesammtofenhöhe mifst deiselbe von der Rast bis zur Gicht 12,6 m bei 6 m Rastweite und 4,5 m Gichtweite. Während der nur 2 1/2 jährigen Betriebszeit bis zum Eintritt der Störung hatte der Ofen stets grofse Neigung zum Schiefgehen und zum Hängen gezeigt, was sich nach Einengung der Gicht durch Erweiterung des Gentralrohres wohl besserte, aber nicht ganz beseitigen liefs. Die Störung begann nach normalem gutem Betriebe ganz plötzlich mit Schiefgehen und leichtem Hängen. Das Hängen und Stürzen der Gichten steigerte sich von Tag zu Tag, die Gichtflamme blieb aus, die Schmelzung hörte vollständig auf, das Stürzen erfolgte in 10- bis 36stündigen Pausen von 3 bis zu 10 Gichten. Es waren alle erdenk lichen Mittel zur Anwendung gekommen, um den Ofen wieder in Gang zu bringen, jedoch ohne Erfolg; kaum war der Ofen gestürzt, so hing er nach etwa einstündigem Blasen wieder vollständig fest. Durch Anbohren an verschiedenen Stellen hatte ich mir die Ueberzeugung verschafft, dafs die Ansätze, auf denen sich das Gewölbe auf baute, rund herum im Ofen sehr stark waren, die bei normalem Betriebe wohl durch das ebenfalls zur Anwendung gebrachte Zurückziehen der Ge bläseformen und Anlegen von Gebläse in der Rast hätten beseitigt werden können, nicht aber bei so starkem Hängen, bei dem keinerlei Wind nach oben durchdringt. Um mir ein genaueres Bild von den Ansätzen und den noch anzuwendenden Mitteln zu deren Beseitigung zu verschaffen, beschlofs ich, den Ofen soweit wie möglich leer zu blasen. Durch eine 350 mm Durchmesser haltende Oeffnung in Ge bläseformhöhe wurde die ganze Ofenfüllung heraus geblasen; nach mehrmaligem Stürzen gelang es mir thatsächlich, den Ofen bis auf 2 m Höhe leer zu blasen, wovon ich mich durch Hinablassen eines Gewichtsstücks von oben her überzeugte. Nachdem der Ofen einige Zeit stehen gelassen war, konnte man von der Gicht aus sich ein genaues Bild der Ansätze verschaffen, der Schacht war vollständig intact und glatt, so dafs von Oberfeuer nicht die Rede sein konnte, häufige Messungen der Gastemperatur an der Gicht bestätigten mir dies bereits vorher, dagegen zeigte sich etwa in der Rastgegend ein rundherum gleichmäfsig starker Ansatz, der consolenartig in den Ofen hineinragte (in der Zeichnung S. 746 mit a bezeichnet) und nach unten zu konisch verlief. Hierauf mufste sich das beim letzten Sturz vollständig zusammengebrochene Gewölbe (in der Zeichnung mit b bezeichnet) auf gebaut haben. Da die Ansätze zu tief safsen, um sie mechanisch von oben her zu entfernen, so wollte ich den Versuch machen, dieselben fort zuschmelzen, und füllte daher den Ofen mit Koks, entsprechend Kalkstein und Hochofenschlacken gichten, der erhoffte Erfolg blieb jedoch vollständig aus, der Ofen hing sofort wieder fest. Um ein Ausblasen zu vermeiden, sollte noch ein letzter Versuch gemacht werden, den Ofen zu erhalten, es war dies ein Manöver, welches, soviel ich in Erfahrung bringen konnte, bisher noch nicht ausgeführt worden war, welches jedoch nach dem guten Gelingen bei schweren Fällen nur zu empfehlen ist. Es wurde zu diesem Zweck zuvor der Ofen, wie bereits beschrieben, bis etwa in Höhe der Wind leitung leergeblasen und von einem inzwischen errichteten Gerüst mit dem Durchbruch von vier über Kreuz angelegten grofsen Oeffnungen von je 1 qm Fläche begonnen. Durch kleinere Löcher war vorher annähernd festgelegt, dafs diese Oeff nungen unterhalb des Gewölbes, welches sich im unteren Schachte aufbaute, durchdringen würden. Nach dem Abstellen des Gebläsewindes wurden die Oeffnungen vollends durch das Mauerwerk ge brochen und mit dem Herausarbeiten der Ansätze begonnen. Zunächst wurde eine Oeffnung gerade durchgebrochen, alsdann mit Stangen und Kratzen die nicht übermäfsig festen, aber 18/4 dicken Ansätze von den Seiten her losgearbeitet. Sobald die Oeffnungen grofs genug waren, bot sich mir das in dem Augenblick nicht gerade hoffnungs volle, aber überaus interessante Bild der Ansatz bildung mit dem darauf sich aufbauenden Ge wölbe und der Durchgangsöffnung, welches mir sofort den ganzen Vorgang des vorherigen Hängens und Schiefstürzens erklärte. Einige Meter ober halb unserer Oeffnungen baute sich das noch vor handene Gewölbe auf, etwas einseitig befand sich eine nach meiner Schätzung nur 2 bis 21/2 m Durchmesser haltende Oeffnung (siehe Skizze), durch welche die ganze Beschickung beim Stürzen