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hin und her gehenden entsprechend gehauenen Stahlstückes ausgesetzt. Der Rahmen wird dabei durch eine Klinkvorrichtung mit Schraube langsam seitlich hin und her bewegt, während er von unten her durch einen Gewichtshebel gegen das feilende Stahlstück gedrückt wird. Man sieht, dafs man in Amerika eine unge meine Sorgfalt auf das Vorrichten der Feilen ver wendet. Man hat dort eben auf die Hand hauerei von Anfang an fast vollständig verzich tet und sich gleich für die Maschinenhauerei eingerichtet, welche an die Vorbereitung we sentlich höhere Anfor derungen stellt.* Der schwierigste Theil der Herstellung der Feile ist nun das Hauen. Es giebt wenig Hand fertigkeiten, welche eine solche Fülle von me chanischer Uebung er fordern wie das Feilen schnitte , um etwa erforderliche Hülfswerkzeuge aufzunehmen. So kunstlos der Ambofs ist, so eigenartig geformt ist der Hammer. Derselbe (Fig. 7) ist oben dick und nach der Bahn zu verjüngt; der Stiel ist krumm und in den Kopf eingefügt. Die Bahn mufs klein sein, einerseits, um den Fin gern für das Halten des Meifsels Spiel zu lassen, andererseits, um den kleinen Kopf des Meifsels genau tref fen zu können. Ebenso begründet ist der eigen artige Stiel. Der Hauer sitzt vor seinem Am bofs, mit dem Ellen bogen wenig höher als die Bahn desselben. Bei dieser Stellung würde der winkelrecht einge steckte Stiel aufser- ordentlich unbequem sein; die Achse der ge krümmten Handfläche mufs einen spitzen Win kel mit der des Ham- regelmäfsigen Arbeit, die man bei der überaus hauen, und der Stolz der Feilenhauer hat sich lange genug gebäumt gegen das Eintreten der Maschine auf diesem Gebiete, die nun freilich von Jahr zu Jahr mehr an Bedeutung gewinnt. Und wenn man die drei einfachen Werk zeuge des Feilenhauers: Ambofs, Hammer und Meifsel der complicirten Feilenhaumaschine gegen überstellt, so ist es nicht zu verwundern, dafs Der Ambofs ist ein un- oft gufseiserner Klotz, der der Feilen!lauer zu liefern imstande ist, sich nur schwer zu der durch die Goncurrenz gebo tenen Neuerung ent schliefst. Ambofs, Ham mer und Meifsel unterscheiden sich wesentlich von den sonst üblichen gleichnamigen Ge- räthen und verdie nen wohl hier eine kurze Besprechung, gegliederter flacher, seitlich auf die hohe Kante gestellt und in den Haustock, ein einfach eingegrabenes Baumstück, eingelassen ist. Die obere Fläche, die Bahn, ist unverstählt geblieben und enthält nur (Figur 6) einen oder mehrere schwalbenschwanzförmige Ein- * Vergl.: Ueber die Kleineisenindustrie in Amerika. „Stahl und Eisen“ 1891, S. 212. mers bilden, und man findet daher für ähnliche Zwecke auch Hämmer mit geradem Stiel (Fig. 8), welcher schief in den Hammerkörper gesteckt ist. Das Gewicht solcher Hämmer liegt je nach der Schwere der Feilen zwischen 0,1 bis 4 kg. Der Feilenhauermeifsel hat ebenfalls eine ganz eigenartige Form und wird zwischen Zeigefinger und Daumen gehalten. Die Schneide ist (Fig. 9a) ziemlich schlank zu geschliffen und zwar für den Unterhieb (9 b) auf der einen Seite etwas gewölbt, im übrigen peinlich scharf und gerade geschliffen. In Deutschland ge schieht dies noch meist auf gut gerade gehaltenen Steinen, während man in Amerika längst ho rizontal rotirende, mit Schmirgel und Oel versehene gufseiserne — auch bleierne — Scheiben hat, welche leichter zum Ziel führen. Aehnliche Scheiben, auch kupferne, findet man in unseren neueren Fabriken auch für andere Werkzeuge. Die meisten Feilen haben bekanntlich zwei sich kreuzende Hiebe, von denen der erstere der eben erwähnte Unterhieb ist, mit dem sich die für weiches Material — Zinn, Blei, Holz — be stimmten Feilen begnügen müssen; die Feilfläche