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wegen der Schwierigkeiten in der Beschaffung dieser Donez-Erze den Verbrauch derselben auf 30 % zu beschränken. Andere, weiter vom Donez- Bassin gelegene Erzvorkommen, wie das von Korsak-Mogil auf der Halbinsel Kertsch und am Kaukasus, sind noch sehr wenig untersucht. In letzter Zeit sind die Erze von Kertsch weiter untersucht und berechtigen, obgleich arm, zu guten Hoffnungen hinsichtlich ihrer Mengen. Diese Erzvorkommen haben aufserdem mehr Bedeutung für die projectirten, am Meere zu gründenden Hüttenwerke, wie in Taganrog, Mariopol, Odessa und in Kertsch. Die Erzfrage ist für den Süden eine Lebensfrage und von gröfster Wichtigkeit für das Land. Auf den grofsen Hüttenwerken be finden sich bis 3000 und 4000 Arbeiter, welche Dörfern von 8000 bis 10 000 Einwohnern und mehr Verdienst geben. Das Stillsetzen eines ein zigen solchen Werkes würde schwere Folgen nach sich ziehen. Wenn es für Privatunternehmer — insbesondere Ausländer — genügt, wenn bei spielsweise die Erzvorräthe auf 15 Jahre aus reichen, bei welchen es mit Hülfe eines hohen Schutzzolles ihnen möglich ist, das Anlagekapital doppelt und dreifach zu verdienen, um dann, nach Liquidation des Unternehmens, nach der Heimath zurückzukehren, so hat ein solches Unter nehmen keinen wohlthätigen Einflufs auf unser Vaterland und kann keinen Anspruch auf beson deren Schutz machen. Damit die Bergbauindustrie im Süden sich mit kräftigen Schritten entwickelt, ist es nöthig, dafs die Regierung den Unternehmern ihre Hülfe leiht behufs Untersuchung der Erzlagerstätten mittels Diamantbohrung. Am Ural, am Berge Blagodat, hat man auf diese Weise ein Bohrloch von 160 m Tiefe mit verhältnismäfsig geringen Kosten niedergebracht. Wenn einige Dutzend richtiger Bohrungen am Krivoi Rog ausgeführt würden, wäre dieses Vorkommen hinsichtlich seiner Mächtigkeit vollständig untersucht, und nur dann könnte man ein vollständig klares Bild der Erzfrage für den Süden Rufslands und die Grenze der möglichen Maximalleistung für die Werke nicht muthmafsen, sondern auf sicheren Grund lagen feststellen. Staatliche Bestimmungen und Aufklärung über die Erzvorräthe des Südens sind unbedingt nöthig und die vornehmsten Aufgaben der Bergbauindustrie Südrufslands. Einflufs des fremden Elementes auf die Ausbreitung der südrussischen Bergbau industrie. Der durch die russische Regierung eingeführte hohe Zoll auf Roheisen und Steinkohle — 57 •6 f. d. t Roheisen und 7,60 •46 f. d. t Steinkohlen — hatte den Zweck, die Bergbau industrie mit den Mitteln des russischen Volkes grofs zu ziehen. In dieser Beziehung hat sich diese Hoffnung nicht verwirklicht. Mit Ausnahme einer beschränkten Zahl ehrenwerther und hervor ragender russischer Industrieller, der verstorbenen P. J. Gubonin, W. F. Golubjeff, A. K. Alt schewski sowie einiger Anderer ist unsere süd russische Bergbauindustrie in die Hände auslän discher Kapitalisten gefallen, die gegen 400 Mil lionen Mark hereingebracht haben. Die Russen wurden infolge ihres Zögerns nicht nur von den Ausländern beiseite gedrängt, sondern überliefsen leichten Herzens den Fremden nicht nur Grund und Boden, sondern auch in Betrieb befindliche und von russischen Technikern angelegte Bergwerke — Brjanskische Saline, Korsunskische Kohlengruben und andere —- welche den Fremden unter Mitwirkung speculativer Elemente angeboten wurden. Wie traurig auch diese Thatsache vom patriotischen Gesichtspunkte ist, so mufs man doch mit der vollzogenen Thatsache des Zuströmens fremden Elementes rechnen, und wenigstens alle Mühe aufwenden, dafs der ausländische Einflufs auf den Süden in ökonomischer Hinsicht nützlich und nicht beleidigend für die nationale Eigenliebe werde. Ins Leben gerufen wurde die Bergbauindustrie des Südens ausschliefslich durch den hohen Schutz zoll , mithin sozusagen künstlich. Die russische Regierung kann sich der rechtlichen Verpflichtung nicht wohl entziehen, diese Industrie so lange in Schutz zu nehmen, bis sie genügend gekräftigt ist und nicht durch einen unbedachten Schritt rückwärts geht. Man kann sie erst dann als ganz gesund ansehen, wenn die ersten Stellen durch Russen besetzt sind, aber nicht durch Ausländer. Denn kann man etwa die Lage der Dinge eine normale nennen, wenn die ersten Stellen von aus ländischen Technikern eingenommen werden und Russen eine untergeordnete Stellung inne haben? Wenn ferner jedes Jahr ausländische Professoren als Rathgeber zu uns kommen, denen jede prak tische Thätigkeit fern liegt!? Da die Ausländer ihr Geld zu uns bringen, so haben sie zweifelsohne auch das Recht, die ihnen zusagende Thätigkeit für sich in Anspruch zu nehmen; andererseits hat die Regierung die Pflicht, das ausländische Element auf einen bestimmten Procentsatz zu beschränken, denn sonst könnte in naher Zeit eine unerwünschte Ordnung der Dinge geschaffen werden, die keinerlei Ersatz bietet für einige hunderttausend Tonnen keineswegs billig erblasenen Roheisens. Der Verkauf von Grundbesitz an ausländische Unterthanen sollte bedingungslos untersagt und durch Verpachtung ersetzt sein; und anstatt die Kohlengruben an Ausländer zu verkaufen, wäre es vortheilhafter, wenn die Staatsbahn dieselben erwerben und unter Zuhülfenahme russischer Techniker betreiben würde. Das ausländische Element ist, sofern es auf seine Rechte innerhalb der ihm zukommenden Grenzen beschränkt wird, durch sein Kapital und seine praktische Erfahrung für uns sehr nützlich. Letzteres ist sehr natürlich, weil der Bergbau auf