Volltext Seite (XML)
man die Stäbe heraus, liefs sie an der Luft ab kühlen , zertheilte sie und prüfte die Korngröfse der Querschnitte. In Abbild. 5 sind die Unter schiede in der Korngröfse der sämmtlichen Stäbe an verschiedenen Stellen dargestellt. Die Höhe der schraffirten Theile an den einzelnen Stellen entspricht dem Verhältnisse der Korngröfse des Gefüges. Das fast kohlenstofffreie Eisen (0,01 v. H. Kohlen stoff) läfst deutlich zwei Punkte, wo das Gefüge sich änderte, erkennen, den einen bei ungefähr 900 0 C., den andern zwischen 650 bis 710°. Von dem Eisen mit 0,11 v. II. Kohlenstoff waren zwei Proben eingesetzt, welche ein etwas ab weichendes Verhalten zeigten. Sie sind mit a und b bezeichnet. Der Stab a entstammte derselben Lieferung, wie die für die früheren Versuche be nutzten, aber zuvor entkohlten Proben. Er wies nur eine scharf gekennzeichnete Veränderung bei 870° G. auf; von hier an wurde die Korngröfse mit abnehmender Temperatur immer feiner, und bei 670° war sie dieselbe geblieben, wie vor dem Glühen. Sehr eigenthümlich erwies sich das Gefüge der Probe mit 0,21 v. H. Kohlenstoff. Reines Eisen hatte sich von kohlenstoffhaltigem Eisen geschieden; die Abbildung 6 zeigt in dreifacher Vergröfserung das Aussehen der Bruchfläche an der Stelle, wo eine ‘Temperatur von 700 0 ge herrscht hatte. Der Probestab war sechs Stunden lang dieser Temperatur ausgesetzt gewesen. Die hellen Stellen sind reines, grobkörniges Eisen, der dunklere Stern besteht aus kohlenstoffhaltigem, feinkörnigerem Metall. Stead schätzt den Kohlen stoffgehalt an dieser Stelle auf 0,30 v. H. Der kohlenstoffhaltige Stern behielt sein feinkörniges Gefüge in den Temperaturen von 750° G. abwärts bis 600° G. unverändert bei; unterhalb 600° war kein Unterschied des äufseren und inneren Theils mehr bemerkbar, und das Gefüge besafs das nämliche Aussehen wie vor der Erhitzung. An dem heifsen Ende des Stabes dagegen, wo die Erhitzung 1025° G. betragen hatte, war der Stern sehr grobkörnig und das umschliefsende freie Eisen feinkörnig (wie auch in Abbild. 5 angedeutet ist). Der Einflufs der Erhitzung war demnach in den Temperaturen von 600° und 1025° gerade ent gegengesetzt. Der Stahl mit 0,47 v. H. Kohlenstoff zeigte nur einen Punkt (bei 730°), von wo an das Gefüge anfing, grobkörniger zu werden. Er war von Anfang an feinkörnig. Brin eil, welcher einen Abbild 6. grobkörnigeren Stahl mit dem gleichen Kohlen stoffgehalt erhitzte, fand die durch die punktirte Linie (Abbild. 5) angedeutete Veränderung des Gefüges. Auch die beiden Proben mit 0,90 und 1,14 v. H. Kohlenstoff zeigten nur je einen Wendepunkt bei 755 und bei 730°. Der Stahl mit 1,14 v. H. Kohlenstoff war ursprünglich sehr feinkörnig und der Gementit war darin in einzelnen Streifen ver theilt. In den bei 730° geglühten Proben begann er, als ein feinmaschiges Netz die Körner zu um- schliefsen, deren Gröfse mit der Temperatur wuchs, auf welche die Proben erhitzt worden waren. Kohlenstofffreies oder ganz kohlenstoffarmes Eisen verhält sich demnach gerade umgekehrt wie kohlenstoffreicheres: in gewöhnlicher Tem peratur ist es in der Regel grobkörnig und in jedem Falle wird es sehr grobkörnig durch eine Erhitzung auf 600 bis 730° G.; Temperaturen zwischen 750 und 860° sind alsdann ohne erheb lichen Einflufs, aber bei etwa 900 0 wird das Gefüge feinkörnig, sofern es zwischen 750 bis 860°