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1. April 1898. Industrielle Rundschau. Stahl und Eisen. 347 bewiesen, die ihre Hauptaufgabe in einer kräftigen I Unterstützung ihrer nationalen Industrie sieht, von I amerikanischen Tarifsätzen ganz zu schweigen. Eine | bedauerliche Störung erfuhr das Versandgeschäft und | damit die Förderung durch den in ganz aufserordent- | lichem Mafse im Herbste des Berichtsjahres aufge tretenen Wagenmangel, welcher sich schon Ende September geltend machte und im Monat October eine geradezu erschreckende Höhe erreichte. Es mufs anerkannt werden, dafs die Eisen bahn Verwaltung die gröfsten Anstrengungen zur Beseitigung des Uebel standes gemacht hat, jedoch ist es ihr erst allmählich im Laufe des Monats November gelungen, in der Wagengestellung wieder geordnete Verhältnisse herbei- Zufuhren. Den aufserordentlich schädigenden Einflufs, welchen diese Galamität auf den Kohlenabsatz aus geübt hat, veranschaulicht der in obiger Zahlenüber sicht angestellte Vergleich der Förderziffern mit der rechnungsmäfsigen Betheiligung. Während im Sep tember die Förderung 94,39 % , im November 96,52 % der Betheiligungsziffer betrug, blieb sie in dem unter normalen Verhältnissen für den Kohlenabsatz günstigen Monate October und zwar lediglich unter der Ein wirkung des Wagenmangels um 8,33 % hinter der Betheiligungsziffer zurück. Wenn es auch trotzdem im grofsen und ganzen möglich gewesen ist, unserer heimischen Industrie ihren Bedarf zuzuführen, so haben wir doch infolge dieser Störung im Eisenbahnbetriebe in den durch fremde Concurrenz bestrittenen Gebieten manche Lieferung verloren, welche selbst mit Preis opfern nicht wiederzugewinnen sein wird. Der Grund für dieses zeitweilige Versagen der Eisenbahn, auf welche ja doch fast unser gesammter Güterverkehr angewiesen ist, liegt unzweifelhaft darin, dafs die Entwicklung des Eisenbahnwesens den namhaft ge steigerten Ansprüchen des Verkehrs nicht gefolgt ist. Freilich darf nicht verkannt werden, dafs einerseits namentlich unsere rheinisch-westfälische Industrie in den letzten Jahren eine aufserordentlich starke Aus dehnung erfahren hat und dafs andererseits gerade im hiesigen Revier mit seinem engmaschigen Schienen netz die Verhältnisse für die weitere Ausgestaltung des Verkehrwesens besonders ungünstig liegen. Unter diesen Umständen mufs unsere Industrie der für die ganze Entwicklung des Verkehrswesens so aufser ordentlich wichtigen Kanalfrage ein erhöhtes Interesse zuwenden, welches ja auch schon unsere Betheiligten durch die uns gegebene Ermächtigung bethätigt haben, unsererseits der für die Vermittlung des Verkehrs aut dem Dortmund - Ems - Kanal gebildeten Transport gesellschaft beizutreten. Wir sprechen die Hoffnung aus, dafs die durchaus nothwendige Entlastung der Schienenwege durch eine weitere Ausbildung unseres Kanalsystems, besonders durch den Ban des Mittelland kanals, sobald wie irgend möglich, herbeigeführt wird, und sind der Ueberzeugung, dafs dies nicht nur zum Wohle der westlichen Industrie, sondern des gesammten Vaterlandes in hohem Mafse beitragen würde. Ueber die voraussichtliche Gestaltung des Kohlenabsatzes im laufenden Jahre lassen sich zur Zeit bestimmte Angaben nicht machen. Der ungewöhnlich milde Winter, ver bunden mit dem ungünstigen Wasserstande des Rheines, hat im Beginn des neuen Geschäftsjahres Stockungen im Absatz herbeigeführt, welchen die Versammlung der Zechenbesitzer auf unseren und des Beiraths Vor schlag durch den Beschlufs einer Fördereinschränkung von 10 % für die Monate Februar und März Rechnung getragen hat. Immerhin darf es als ein Beweis für die im allgemeinen gesunde Lage des Marktes ange sehen werden, dafs trotz der durch den milden Winter und die ungünstigen Schiffahrtsverhältnisse hervor gerufenen zeitweiligen Absatzstockungen im Januar 3 501 938 t oder 136 713 1 mehr wie im Januar 1897, im Februar 3 396 543 t oder 111 647 t mehr wie im Februar 1897 gefördert und ohne nennenswerthe Ver mehrung der Bestände abgesetzt wurden. Hieraus und aus der im allgemeinen guten Beschäftigung eines grofsen Theiles der Industrie dürfte eine weitere befriedigende Entwicklung des Kohlenmarktes zu folgern sein.“ Das ungarische Eisencarteil ist nach einer Mittheilung der „Oest.-ung. Montan- und Metallind.-Ztg.“ auseinander gegangen, noch ehe das neue Krompacher Werk die Fabrication begonnen hat. Eine entsprechende Rückwirkung auf die österreichi schen Preisverhältnisse wird als unausbleiblich be zeichnet und gleichzeitig die Mindereinnahme, welche auf den Jahresumsatz der Cartellgruppen Stab-, Form eisen, Stahl und Träger, U-Eisen und Zoreseisen zu erwarten ist, auf rund 11/2 Mill, für die ungarischen und auf 41/2 Mill. Gulden für die österreichischen Werke geschätzt, während für Eisenbahnmaterial und andere Walzerzeugnisse weitere 11/2 Mill. Gulden voraussicht lich verloren gehen. Tennessee Coal, Iren & Railroad Co. Aus dem Jahresbericht, welchen N. Baxter jr., der Präsident der Gesellschaft, für das Jahr 1897 erstattete, ist zu entnehmen, dafs die Gesellschaft, um weitere Zinsverluste zu ersparen, sich entschlofs, die Roheisenvorräthe in einer Höhe von 163000 tons, welche aus dem Jahre 1895 herübergekommen waren, zu Geld zu machen. Die Erzeugung des Jahres 1897 belief sich an Kohle auf 3457 313 tons, an Koks auf 916 492 tons und an Roheisen auf 541940 tons. In Syracuse bei den Ensley-Oefen hat die Gesell- I schäft eine Semet-Solvay-Koksofenanlage neuerbaut, welche 400 000 $ kosten soll. Was die Stahlfabrication der Südstaaten betrifft, so wird berichtet, dafs dieselbe in starker Zunahme begriffen sei. Die Birmingham- Rolling-Mill-Company hat jetzt 2 basische Martinöfen ständig in Betrieb und schickt angeblich ihren Stahl nicht nur nach den Vereinigten Staaten, sondern auch nach Deutschland, Rufsland, England und Italien. Zum Ausfuhrhandel heifst es, dafs der selbe sich sehr lebhaft gestaltet und die gesammte Verschiffung von Roheisen von Birmingham nach dem Auslande vom 1. Juli 1896 bis 1. Januar 1898 293 996 tons betragen habe. Die Mittheilungen über die finanziellen Verhältnisse lassen an Klarheit viel zu wünschen übrig; zu ersehen ist nur, dafs der Rohgewinn 623 825 $ betragen habe, von welchem 119 053 $ auf Roheisenbestände und einige andere Verluste abzuschreiben seien, so dafs 493 547 $ übrig blieben, eine Summe, welcher aber 649 830 $ fälliger Zinsen gegenüberstehen. Die Carnegie-Stahlwerke haben nach Nachrichten amerikanischer Blätter die Carrie-Furnace Co., welche 2 Hochöfen nebst Koks öfen bei Homestead besitzt, aufgekauft und damit die Zahl der Hochöfen, welche ihnen von den insgesammt 30 des Allegheny-Districts gehören, auf 17 erhöht. Sie sollen damit 85 % der Gesammtleistungsfähigkeit der Hochöfen im Pittsburger District erreicht haben. Russische Bestellungen auf amerikanische Panzerplatten. Nach Mittheilungen von amerikanischen Blättern hat die russische Marine bei Carnegie Panzerplatten für 2 erstklassige Schlachtschiffe bestellt. Der Preis soll 500 $ f. d. t sein.