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die aufserordentlich einfache Betriebsführung bei Dar stellung des Acetylengases hervor. An den Vortrag schlofs sich eine kurze Besprechung. * * * in der Sitzung am 8. März, die unter dem Vorsitz des Wirk!. Geh. Oberbaurath Strecker!, stattfand, entwarf Dr. Wrubel aus Zürich (als Gast) ein fesseln des Bild der von Guyer-Zeller geplanten und seit etwa einem halben Jahre in Angriff genommenen Jungfraubahn. Der Bau einer Bahn auf den 4166 m hohen Gipfel der Jungfrau ist ein eigenartiges, gewaltiges Unter nehmen, das das Interesse der ganzen gebildeten Welt wach erhält. Das Project Guyer-Zellers ist nicht das erste; es hat in den Entwürfen von K ö c h 1 i n, Trautweiler und Locher, die im Jahre 1889 ein gereicht wurden, seine Vorgänger, die es jedoch wesent lich übertrifft. Diese drei hatten den gleichen Ausgangs punkt und im wesentlichen dieselbe Trasse mit Aus sichtspunkten in verschiedenen Höhen, die aber wesent lich das gleiche Panorama boten. Guyer-Zellers Linie nimmt von der Station Kleine Scheidegg zwischen den Stationen Grindelwald und Lauterbrunnen der Berner Überlandbahn ihren Weg in die Höhe mit Maximalsteigungen von 25 % bis zum Gipfel der Jungfrau. Diese Steigung wird mit Hülfe der Zahn stange überwunden. Den ersten Aussichtspunkt erreicht man nach 2 km, nachdem 85 m erstiegen sind ; auf der zweiten Station, in 2307 m Höhe, kommt man dicht an den Eigergletscher, dann geht, es in den 10 km langen Tunnel, den die Trasse nicht wieder verläfst und in dem man die nächste Station Eiger in 2660 m Höhe erreicht, eine vollständige Felsen station, die einen geschätzten Aussichtspunkt bietet. Weiterhin wird auf der Südseite des Eiger, in 3160 m Höhe, eine zweite Felsenstation, dann in 3420 m die Station Jungfraujoch folgen, eine Doppelstation, die interessanteste aller Stationen, von der aus man auch eine Verbindung mit dem Bhönethal gewinnen kann. Weiter führt die Linie in die Höhe von 4090 m über dem Meere, von wo die Spitze der Jungfrau mit einem Elevator erreicht werden soll. Die Goncession für die Bahn war an die Bedingung des Nachweises geknüpft, dafs eine Fahrt in eine Höhe, wie die der Jungfrau, für Leib und Leben der Reisenden un schädlich sei. Dieser Nachweis wurde praktisch durch verschiedene von Sachverständigen angestellte Versuche erbracht. Zur Vorberathung und Prüfung der Frage des Baues und Betriebes der Bahn wurde eine Com mission berufen, in der Hygieniker, Juristen, Topo graphen, Ingenieure, Geologen u. s. w. vertreten waren. Diese schrieb im Jahre 1896 einen Wettbewerb über eine Reihe wichtiger Dinge aus, an dem 48 Bewerber theilnahmen. 16 Lösungen wurden mit Preisen bedacht, am wichtigsten erwies sich die des Ingenieurs Strub in Interlaken, der ein verbessertes Oberbausystem in Vorschlag brachte. Die Spurweite der Bahn beträgt 1 m, der kleinste Radius 100 m, die gröfste Steigung 25 %. Die geologischen Verhältnisse sind die denkbar günstigsten. Die Betriebskraft wird von zwei Wasser kräften zu Lauterbrunnen und Burglauenen geliefert, deren Gefälle 38 und 150 m beträgt und die in der Reisezeit zusammen 11 000 P. S. liefern können, von denen ein grofser Theil anderweit abgegeben werden kann. Die Anlage zu Lauterbrunnen ist bereits fertig. Die von Turbinen erzeugte Kraft wird in dreiphasigen Wechselstrom von 7000 Volt Spannung umgesetzt und so nach Scheidegg geführt, dort aber in Gleichstrom von 500 Volt umgewandelt, wie er zum Betrieb der Bahn gebraucht wird; für Beleuchtungszwecke werden 220 Volt verwendet. Auch die Bohrmaschinen — Drehbohrmaschinen — werden elektrisch betrieben. An Tunnelarbeiten sind 300 m Vollausbruch fertig gestellt; die erste Section wird Anfang Juli d. J. in Betrieb genommen werden können. Die Locomotiven haben 2 Motoren von je 150 P. S., die 800 Umdrehungen in der Minute machen, sind somit die stärksten Zahn- radlocomotiven der Welt. Der Zug enthält ferner einen Motorwagen und einen Anhängewagen, je von 40 Plätzen. Letzterer steht als Schiebewagen berg wärts. An der Discussion über den Vortrag betheiligten sich die HH, Wirk). Geh. Rath Wiebe, Excellenz, Präsident Kranold, der Vorsitzende und Hr. Geh. Baurath Benoit. Der Vortragende ergänzt seine Ausführungen dahin, dafs die Bauzeit voraussichtlich etwa 5 bis 6 Jahre dauern werde, dafs auch der Eiger und Mönch zugänglich gemacht werden sollen und dafs die Höhe der Fahrpreise — Hin- und Rückfahrt — für die einzelnen Fahrstrecken von' Scheidegg aus für die erste im Sommer zu eröffnende Strecke 21/2 Fres, und für die folgenden 8, 14, 20 und 40 Fres, betragen sollen, also als sehr mäfsige bezeichnet werden können. Der Vortrag fand einen sehr grofsen Beifall. Oberst Fleck berichtet über die neue Auflage des Handbuchs der Ingenieurwissenschaften, insbe sondere diejenigen Theile, die sich auf den Eisen bahnbau beziehen. Professor Goering macht auf die Thatsache auf merksam, wie sich über Bauwerke ganz offen daliegen der Construction Mythen bilden können, die weiter vererbt werden, und führt dazu als Beispiel die bekannte unversenkte Schiebebühne der ehemaligen Borsigschen Werke am Oranienburger Thor an, die er näher erläutert. Vollversammlung des Deutschen Handelstags. Am 14. März, Vormittags, wurde im Langenbeck- Haus in Berlin die Vollversammlung des Deutschen Handelstags, die sehr zahlreich besucht war, durch Geheimrath Frentzel mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet. Der Vorsitzende begrülste sodann die anwesenden Gäste, unter ihnen den Staatssecretär Dr. Graf v. P o s a d o w s k y, den Staatssecretär Freiherr von Thielmann, und den Reichsbank präsidenten Dr. Koch. Der erstere erwiderte dankend namens der Staatsregierung und versicherte, dafs diese sich bemühen werde, das Erwerbsleben und den Handel in kräftiger Weise zu schützen. Der Handel führe die Erzeugnisse deutscher Arbeit aus, und indem man ihn befördere, schütze man die Arbeit. (Lebhafter Beifall.) In das Präsidium wurden ge wählt : Frentzel- Berlin, Laeisz-Hamburg und Michel- Mainz. Dem gedruckt vorliegenden Geschäftsberichte ist zu entnehmen, dafs seit der letzten ordentlichen (22.) Vollversammlung dem Handelstage beigetreten sind die Handelskammern zu Coburg, Goslar, Greiz, Nordhausen, Villingen (Schwarzwälder Handelskammer) und die Handels- und Gewerbekammer zu Passau; an Stelle der kaufmännischen Innungshalle zu Gotha meldete die neu begründete Handelskammer zu Gotha ihren Beitritt an. Zur Zeit sind im Handelstage 157 Körperschaften vereinigt; von den gesetzlich zur Vertretung von Handel und Industrie berufenen Körperschaften fehlen nur die Handelskammer zu Swinemünde, die Handels- und Gewerbekammer zu Saalfeld und die eigenartig organisirte Gewerbekammer zu Weimar. An Stelle der aus ihren Körperschaften ausgeschiedenen HH. Lürman-Bremen, Meyer-Han nover und Winterfeldt-Berlin wurden die HH. Schütte, Werner und Kämpf in den Ausschufs entsandt; für die verstorbenen HH. Königs-Krefeld und Volleth-