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4-04 Stahl und Eisen. bie Industrie als Förderin der Marinetechnik. 1. Mai 1898. wurde das Material auch noch nicht so gut her gestellt als heute. Nicht sachgemäfs bearbeitet kamen häufig in die Platten beim Vernieten oder nach der Feuerbearbeitung Sprünge, und nicht zum geringsten Theil fand man daran Anstofs, dafs das Material nicht schweifsen wollte. Dank der Veredlung sind auch alle diese Uebelstände vom Siemens-Martin-Material inzwischen gewichen, so dafs man jetzt in Schiffbaukreisen allseitig damit zufrieden ist. Mit grofsen Erwartungen hat man sich im Schiffbau vor mehreren Jahren auch des Alu miniums angenommen wegen seines aufser- ordentlich geringen Gewichts. War der Preis auch ein enormer, so hoffte man doch, dafs der selbe mit zunehmendem Absatz sich wesentlich verringern würde. Aber die Versuche ergaben, dafs weder reines Aluminium, noch die von den Schaffhausener Werken bezogenen Aluminium- Legirungen — die sogenannten Alumane — ein geeignetes Material für den Schiffbau werden können, da sie sich sämmtlich gegen die zer setzende Wirkung des Seewassers als nicht wider standsfähig genug erwiesen. Wenn dagegen nicht alle Anzeichen trügen, treten wir in eine Zeit der Stahllegirungen ein, und wird unter ihnen der Nick el stahl im Schiff bau eine Rolle spielen, wie er es bereits bei der Panzerplattenfabrication thut, und zwar aus dem Grunde, weil Nickelstahl an Festigkeit dem reinen Siemens-Martin-Flufseisen bedeutend über- ; legen ist, ohne ihm an Dehnung nachzustehen. Aufserdem besitzt reines Nickel gerade für den Schiffbau eine ganz besonders hervorragende Eigenschaft, nämlich die, dafs es unter Seewasser nicht rostet und an ihm eigenthümlicherweise ebensowenig wie an Kupfer ein Anwuchs von Pflanzen und Grustaceen stattfindet. Dieser Um stände wegen müssen die aus reinem Flufseisen gebauten Schiffe sehr häufig docken, den Boden anstrich erneuern, da andernfalls durch den An wuchs die Geschwindigkeit bald ganz aufserordent- lich gehemmt werden würde. Diese häufige Con- servirung der Schiffsböden in den Docks ist aber nach allen Richtungen hin eine sehr störende und kostspielige Nothwendigkeit. Es wird also zunächst wohl der eingehen den Versuche bedürfen, um festzustellen, bei welchem Mindestprocentsatz an Nickel der Nickel stahl schon einen genügenden Schutz gegen Rosten und Anwuchs im Seewasser gewährt, um ihn für Schiffsbodenbleche geeignet erscheinen zu lassen. Parallel mit diesen Versuchen wird der Procent satz an Nickel festgestellt werden müssen, bei welchem der Nickelstahl ein Maximum an Festigkeit und Dehnung, gleichzeitig aber noch gute Schweifs barkeil besitzt, da diese letztere Eigenschaft nament lich für die Winkel und andere Profilstangen im Schiffbau in Frage kommt. Beim Nickelstahl angelangt, dürfen wir nicht stumm an der Panzerplattenfabrication vor übergehen. Kurz darf ich mich hier wohl dahin fassen, dafs man in der ersten Zeit die Platten aus Schmiedeisen unter dem Hammer herzustellen trachtete; allein ihre Gröfse war bald nicht aus reichend, aufserdem wurden sie zu spröde. Man ging zum Walzen über. Damit erreichte man durch sorgfältige Packetirung wohl ein gleich- mäfsiges, weicheres Material — aber die Artillerie technik schritt so schnell voran, dafs man zu Geschützen gelangte, die 110000 kg Gewicht, dabei aber nur eine Lebensdauer von 50 scharfen Schüssen mit voller Pulverladung hatten. Das Laden selbst dauerte von Schufs zu Schufs zehn Minuten, der Panzer war bis zu 600 mm Dicke angewachsen. Solche Panzer mufsten in zwei Lagen mit einer Holzzwischenlage gefertigt werden, und da die Befestigungsbolzen der oberen Lage mit durch die unteren gingen, so war die letztere so durch löchert, dafs ihre Widerstandsfähigkeit aufser- ordentlich geschwächt war. In Deutschland trat bereits Anfang der sieb ziger Jahre die Dillinger Hütte a. d. Saar mit ihrer Panzerfabrication erfolgreich gegen die Auslands firmen John Brown und Charles Gammel, beide zu Sheffield, in Concurrenz. Es schien, als ob in dem Kampfe der Panzer gegen die Artillerie unterliegen sollte, zumal Gruson seine Hartgufsgranaten fertigte, die infolge ihrer grofsen Härte jeden Schmiedeisenpanzer von der Dicke des Durchmessers der Granate glatt durch schlugen. Da gelang es der Hüttentechnik, durch Er findung der Compound-Panzerplatten abermals für einige Zeit den Sieg zu erringen. Die Compound- Panzerplatten bestanden aus zwei Lagen, einer oberen aus Stahl und einer unteren aus Schmied eisen, welche beide durch Schweifsung innig mit einander verbunden wurden. Sobald diese Ver bindung ausgeführt, wurde die Stahlseite gehärtet. Solche Compoundplatten zeigten sich aufser- ordentlich widerstandsfähig; die Artilleristen ver wendeten ihrerseits hiergegen auch Granaten aus Stahl und wiederum war der Sieg auf ihrer Seite, zumal es sich beim Beschiefsen zeigte, dafs die Schweifsung zwischen Stahl- und Eisenlage doch nicht innig genug bewerkstelligt werden konnte, da beim Schufs grofse Stücke der oberen Lage sich von der unteren trennten. Inzwischen war zur Dillinger Hütte in Deutsch land auch noch die Firma Krupp behufs Herstellung von Panzerplatten in Wettbewerb getreten. In Amerika (Annapolis) wurden 1890 Nickel stahlplatten mit 3,25 % Nickelgehalt von der Firma Schneider in Creuzot beschossen. Aus den Versuchen in Amerika ergab sich, dafs Nickel slahlplatten mit etwa 0,45 bis 0,75 % Kohlen-