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Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. STAHL WEISEN ZEITSCHRIFT FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. jährlich excl. Porto. Insertionsprels 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. Abennementsprels für Nichtvereins mitglieder: 20 Mark Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bag el in Düsseldorf. N 9. 18. Jahrgang. 1. Mai 1898. Die Industrie als Förderin der Marinetechnik.* Von Janke, Kaiserlicher Marine-Baurath a. D. und Director von W. Fitzner, Laurahütte. ie Ueberschrift meines Vortrags: „Die Industrie“ — ich hätte besser sagen sollen: „Die Industrie unseres Jahrhun derts als Förderin der Marinetechnik“ — soll Ihnen andeuten, dafs ich bemüht sein will, ein Bild davon zu entrollen, dafs der Schiffbau im Laufe der letzten etwa 30 Jahre, dank der unsere Zeit charakterisirenden epochemachenden Erfindungen, einer so gewaltigen Umwälzung unterworfen worden I ist, wie sich dies kaum in einem andern, gleich alten Gewerke bemerkbar gemacht hat. Um diesen jähen Unterschied von Einst und Jetzt zu kennzeichnen, bitte ich Sie, mir wenigstens einen kurzen geschichtlichen Rückblick in frühere Zeiten zu gestatten, und ich hoffe, dafs dies auch für diejenigen Herren unseres Vereins einiges Interesse haben wird, welche ihrem Berufe nach bisher noch nicht mit der Küste und der Schiff fahrt in Berührung gekommen sind. Hat doch gerade unsere Regierung gegenwärtig die mari timen Bestrebungen in den Vordergrund des öffent lichen Interesses gestellt! — M. H.! Für den Verkehr der Völker ist im Gegensatz zu hohen, schwer passirbaren Gebirgen das Meer kein trennendes, sondern ein verbinden des Element. Diese Erkenntnifs ist uralt. Sie führte dazu, Fahrzeuge zu schaffen, mittels deren das Meer befahren werden konnte, sei es in fried licher oder kriegerischer Absicht für den Nachbarn. * Vortrag, gehalten vor der „Eisenhütte Ober schlesien“ in Gleiwitz am 3. April 1898. Fraglos war die erste Form der Fahrzeuge das Flofs: zusammengekuppelte Holzstämme, auf welche später ein kastenartiger Aufbau gesetzt wurde, in welchem die das Meer Befahrenden Schutz gegen Wellenschlag suchten. Die Verhält nisse zwangen, diesen Kastenaufbau mehr und mehr auszustatten. Seine technische Entwicklung führte dazu, die tragenden Flofsstämme ganz fort fallen zu lassen. Aus jenem Kasten entstand ein schwimmendes Gefäfs, das man zur Verringerung des Wasser widerstandes an den Enden zuschärfte. Damit war der Anfang zur weiteren Entwicklung der Schiffsform gemacht. Die Hauptfortbewegung bestand im Ruder. Wir sehen die Trieren, mit denen die Römer bereits ihre grofsen Seeschlachten schlugen, in drei übereinander liegenden Decken 174 Ruderer be schäftigen, so dafs diese Fahrzeuge nach heutiger Berechnung bereits 225 Mann Kriegsvolk, einschliefs- lieh Offiziere, an Bord gehabt haben. Man be rechnet ihre Schnelligkeit bei stillem Wasser auf 6 Seemeilen, das ist etwas mehr als 11 km i. d. Stunde. Diese phantastischen Formen der Trieren er hielten sich, namentlich für Luxus- und Repräsen tationszwecke, noch lange, bis ins Mittelalter. Erst mit der mehr und mehr sich entwickelnden Fähig keit, das Meer auch allein mittels Segel zu befahren, verschwanden die Trieren. Es entstanden neue Schiffsformen, die sich mit der Erfindung des Gompasses und der damit gegebenen Möglichkeit, 1X.18 1