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bleche ungeeignetes Material liefern, giebt der Vor tragende eine gedrängte Darstellung des Verlaufes beider Processe. Die chemischen Vorgänge sowie die Voraus setzungen für den richtigen Verlauf, welcher mit genügender Sicherheit die gewünschte Reinheit und Gleichmäfsigkeit des Metalles zu erzielen ge stattet, ist den Lesern von' „Stahl und Eisen“ zu bekannt, um diesen Theil des Vortrags wiederholen zu müssen. Bemerkt sei nur, dafs Stromayer den Grund, warum Thomasstahl für Schiff- und Kesselbleche ungeeignet sei, darin findet, dafs der Phosphorgehalt des Roheisens, besonders wenn es direct vom Hochofen verblasen wird, nicht genügend genau bekannt ist, um die richtige Zeit dauer des zur Entphosphorung nöthigen Nach blasens zu bestimmen,* so dafs entweder die Ent phosphorung unvollkommen bleibt oder das Metall überblasen, d. h. verbrannt wird. Als Beispiel der Ungleichmäfsigkeit von Thomas stahl werden folgende Proben angeführt. Es wurde ein Block auf ein Blech von 2,44 m Länge, 0,91 m Breite und 12,7 mm Dicke ausgewalzt. Die Analyse ergab von 4 Stäben: Kohlenstoff 0,145 %, Mangan 0,6 %, Silicium Spuren, Phosphor von 0,057 % bis 0,095 % . — Die Zerreifsproben ergaben folgende Ziffern: Lage der Probe Rand des Bleches* Mitte des Bleches vom Block Längsprobe Längsprobe Querprobe Festig keit kg/qmm Deh nung o/ n auf 200mm Festig keit kg/qmm Deh- nung o/o auf 200mm Festig keit kg/qmm Deh- nung o/o auf 200mm Schöpfende . 41,58 24 40,64 5t 29,5 32,29 Bodenende . 41,58 23 44,89 19 28,4 36,23 Zwei gehärtete Biegeproben waren gut. Zwölf Kaltbiegeproben mit rohen Schnitträndern waren schlecht, manche ganz spröde. Einige Proben wurden gelocht und gebogen; sie brachen nicht im Loch, sondern an den scharfen Rändern. Das merkwürdigste Ergebnifs wurde mit zwei Zerreifsproben erhalten, bei welchen die Kanten abgerundet waren und in welche je ein Loch gebohrt war. Bei der Längsprobe dehnte sich das Loch von 20,6 mm Durchmesser auf 26,7 mm und erfolgte der Bruch durch das Loch bei 27,25 kg; qmm; der Bruch war krystallinisch. Die Querprobe brach * In Deutschland hat man es gerade in diesem Punkt bekanntermafsen zu einer erstaunlichen Sicher heit gebracht. Man ist auf unseren Thomashütten dadurch so sicher im Blasen geworden, dafs einmal der Phosphorgehalt des Thomasroheisens in einem Werk infolge sorgfältiger Hochofenleitung oder sorg fältiger Untersuchung des im Cupolofen umgeschmol zenen Eisens vor dem Einschmelzen sehr wenig schwankt und man ferner gelern hat, den Procefs so zu beobachten, dafs man imstande ist, aus äufseren Anzeichen mit gröfster Sicherheit den richtigen Augen blick zur Unterbrechung des Processes zu bestimmen. Die Redaction. t Bruch krystallinisch. ebenfalls bei 27,25 kg/qmm Belastung mit krystal- linischem Bruch, jedoch nicht durch das Loch, sondern 6 mm oberhalb desselben, wobei sich das Loch von 20,6 mm auf 24,9 mm verlängerte. Warum im basischen Martinofen die Herstellung härteren Materiales von 39 bis 47 kg Festigkeit bei Verwendung von phosphorhaltigem Roheisen und Erz schwieriger ist als im sauren Martinofen aus phosphorarmen Rohmaterialien, glaubt der Vortragende damit erklären zu können, dafs zur Bindung des Phosphors eine grofse Menge Kalk zugeschlagen werden mufs, was eine bedeutende Schlackenmenge zur Folge hat und bei Zusatz von Rückkohlungsmitteln leicht uncontrolirbare Mengen Phosphor in den Stahl zurückgelangen, und zwar um so mehr, je gröfser dieser Zusatz ist.* Da der basische Ofen infolge des hohen Erz satzes, der noch vor dem Roheisen in den Ofen kommt, von Natur ein weiches Product giebt, ist zur Erzielung einer höheren Festigkeit ein beträchtlicher Ferromangan-Zusatz erforderlich. Anders beim sauren Ofen, wo das Erz wegen Schonung des Flerdes in nur kleinen Mengen dem flüssigen Bad zugesetzt wird, und wo aus dem gleichen Grund das Frischen nicht so weit getrieben wird, so dafs an und für sich ein härteres Product fällt. Der „ b asische Raffinirprocefs “ („basic refining procefs“) oder, wie wir sagen würden, das Schrottschmelzen auf basischem Herd wird folgendermafsen geschildert. Der Einsatz besteht aus 25 % Roheisen mit verhältnifsmäfsig geringem Silicium und Phosphorgehalt, aus 75 % Schrott, wenig Kalk und keinem Erz. Bedingung ist ge ringer Schwefelgehalt der Materialien. Bald nach dem Einschmelzen ist das Bad völlig entkohlt und enthält sehr wenig Silicium und Phosphor. Der Vortragende fand oft weniger als 0,01 % Phosphor; da die Schlacke wenig Phosphor und trotz der geringen Zuschlagsmenge einen grofsen Ueberschufs an Kalk enthält, ist keine Gefahr, dafs auch bei höheren Zusätzen von Ferromangan Phosphor in das Metall zurück gelangt, so dafs es trotz des niedrigen Kohlenstoff gehaltes nach dem Einschmelzen leicht ist, durch entsprechende Zusätze härteren Stahl von grofser Reinheit zu erzielen. Stromayer untersuchte mehr als 50 Chargen, doch zeigte sich keine, trotz der vielseitigsten und strengsten Proben, unbefriedigend. Die Regel- mäfsigkeit der erzielten Härte war erstaunlich, da die Festigkeiten nur innerhalb 1,6 kg pro qmm schwankten. * Anmerkung des Uebersetzers. Diesem Uebelstand wird auf einfache Weise dadurch abge holfen, dafs man nach völliger Auflösung des Kalkes und beendeter Entphosphorung die Schlacke soviel wie möglich vom Bade entfernt und bei jedem nöthig werdenden weiteren Zusatz von Erz Kalk mitsetzt. Die letzte Schlacke ist dann nicht mehr phosphorreich und daher eine namhafte Rückkehr von Phosphor in das Bad ausgeschlossen.