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392 Stahl und Eisen. Vierteljahrs - Marktberichte. 15. April 1898. Das oberschlesische Kohlengeschäft verlief trotz des milden Winters andauernd befriedigend. Es lag dies hauptsächlich daran, dafs der Bedarf der Staatseisenbahnen an Dienstkohle eine wesentliche Steigerung erfuhr und dafs dank des neuen und er heblich früher, als sonst, eröffneten Schiffahrtsweges die Wasserverladung auf der Oder eine Höhe erreichte, wie wohl noch niemals zuvor. Auch nach Oesterreich- Ungarn sowie nach Rufsland gestaltete sich der Versand insbesondere an Gaskohle recht lebhaft. Das Gleiche gilt für den Koksmarkt und waren für Koks wie für Fettkohlen nicht unbedeutende Preiserhöhungen durch führbar. Nach den eisenbahnamtlichen Wagengestellungs- übersichten versandten die oberschlesischen Kohlen gruben zur Bahn insgesammt: im I. Quartal 1898 .... 3685500 t „ IV. „ 1897 .... 4-005650 t " I. „ 1897 .... 3338650 t. Roheisen. Das Geschäft in Giefsereiroheisen war gegen das letzte Quartal 1897 unverändert, sowohl in Bezug auf Bedarf als auch auf die zu erzielenden Preise; dagegen liefs nach beiden Richtungen hin der Puddelroheisenmarkt etwas nach. Stabeisen. Der Bedarf, welcher sich Ende 1897 bereits bemerkbar gemacht hatte, hat sich im Berichtsquartale erheblich reger gestaltet, so dafs häufig recht lange Lieferfristen verlangt werden mufsten. Auch auf die Belebung des Stabeisenmarktes wirkte der aulserordentlich milde Winter sehr günstig, indem die Bauthätigkeit kaum eine Unterbrechung er fuhr, wodurch insbesondere der Bedarf an Con- structionseisen eine bedeutende Höhe erreichte. Das Exportgeschäft zeigte hier und da eine Belebung, liefs aber im grofsen Ganzen immer noch zu wün schen übrig. Das Drahtgeschäft war in Bezug auf Lebhaftig keit sowohl im Inlande als auch im Auslande aufser- ordentlich befriedigend, wenn auch die früheren Preise nicht eingehalten werden konnten. Grobbleche. Das Grobblechgeschäft verlief in den ersten 6 Wochen des Jahres recht still, und auch aus Rufsland waren Aufträge nur in bescheidenen Mengen zu erhalten. Seit Mitte Februar indessen ist der Bedarf erheblich reger geworden und hat im März eine weitere Steigerung dadurch erfahren, dafs nach Einführung der ermäfsigten Tarifsätze für Schiffbaumaterial Aufträge für diese Zwecke in gröfserem Umfange eingingen. Im Auslande war das Geschäft schwächer und ist auch ein kleiner Rück gang der Preise zu verzeichnen. Feinblech. Hier trat ein weiteres Weichen der Preise ein und gleichzeitig war auch über ungenügende Beschäftigung zu klagen. Eine Besserung dürfte durch den regelmäfsig im April und Mai auftretenden gröfseren Bedarf Rufslands herbeigeführt werden. In Eisenbahnmaterial waren die Werke im Berichtsquartale reichlich mit Arbeit versehen, wenn auch die Preise für Laschen und insbesondere für Unterlagsplatten einen Rückgang erfuhren. Die Eisengiefsereien und Maschinen fabriken hatten das ganze Quartal hindurch reichliche Beschäftigung und sind dieselben auch noch für viele Monate mit Aufträgen versehen. Recht lebhaft ge staltete sich das Geschäft in gufseisernen Röhren, insbesondere im März. Im Handelsgufs machte sich eine geringere Nachfrage, infolgedessen auch ein Nachlassen der Preise geltend. Kesselschmieden und G onstructions- Werkstätten waren im Berichtsquartale noch ge nügend beschäftigt, doch gingen im Quartalsschluls, insbesondere bei ersteren, Anfragen nur in geringem Umfange ein. Preise. Roheisen ab Werk: Giefsereiroheisen Hämatit Qualitäts-Puddelroheisen . . . . Gewalztes Eisen, Grundpreis durchschnittlich ab Werk: Stabeisen (für Feineisen Preis nachlässe) Kesselbleche Bleche, Flufseisen Dünne Bleche Stahldraht 5,3 mm • f. d. Tonne 59 bis 63 66 „ 74 1121/2 , 114 157 1/2 „ 180 120 " 1371/2 110 , 135 118 III. England. Middlesbro-on-Tees, 6. April 1898. Der erwartete Aufschwung im Roheisengeschäft nach Beendigung des Maschinenbauerstreiks ist nicht eingetroffen. Die Leute haben nicht nur ihre For derungen nicht bewilligt erhalten, sondern im Gegen- lheil hat die andere Seite manche lästigen Zugeständ nisse, die mit der Zeit mehr und mehr drückend ge worden waren, beseitigt. Die Hochofenarbeiter haben die achtstündige Arbeitszeit eingeführt, doch wird bei den Hütten viel über Unzuträglichkeiten, welche durch diese Einrichtung entstanden sind, geklagt. Im Januar trat eine allgemeine Preissteigerung ein und führte in den letzten Tagen des Monats zu recht belangreichen Abschlüssen. Dann folgte all mählich eine Wendung, welche am Ende des Quartals durch Hinzutreten politischer Verhältnisse, in flauere Stimmung überging. Nicht allein die Verwicklung in Ostasien und zwischen Amerika und Spanien ver ursachte die jetzigen Verhältnisse, sondern es kommt hinzu, dafs ein verhältnifsmäfsig höherer Bankdisconto die Speculation hemmte. Der Wettbewerb des amerikanischen Roheisens hat sich weniger fühlbar gemacht, dennoch sind die Lieferungen von englischem Roheisen im allgemeinen nach dem Festlande gegen frühere Jahre abgefallen. Die Verhältnisse in Deutschland liegen besonders un günstig für den Export von hier durch immer gröfser gewordene Differenz gegen Luxemburger Roheisen. Selbst ein augenscheinlich inspirirter Artikel, welcher unter Hinzuziehung von grofsem statistischen Material über Erzeugung und Verbrauch der zumeist betheiligten Länder und Districte, durch englische und deutsche Zeitungen ging, vermochte das Geschäft in Warrants und Waare nicht zu verbessern, trotzdem darin die Wahrscheinlichkeit einer Eisennoth dargelegt wurde. Die Verfasser übersahen, die Entwicklung im vorigen Jahre im Vergleich zu jetzt zu beachten. Damals war die Geschäftsentwicklung neu, jetzt steht sie auf dem Höhepunkt, damals war noch grofser Bedarf zu decken, während jetzt noch viele alte Bestellungen zu erledigen sind. Die Productionskraft erweist sich ebenfalls bedeutender, als angenommen wurde. Der milde Winter und frühe Eröffnung der Flufsschiffahrt auf dem Continent verursachte frühere Verladung der für später in Aussicht genommenen Lieferungen und trug damit zur Enttäuschung derjenigen bei, welche auf ein Anhalten dieser Ausfuhr rechneten. Das Warrantsgeschäft hat nach und nach an Lebhaftigkeit abgenommen. Hämatit Warrants zeigen nicht allein ganz bedeutende Preiserhöhung gegen Waare ab Werk, sondern auch beträchtliche Preisdifferenz in Angebot und Nachfrage. Diese Warrants scheinen sich in nur wenigen Händen zu befinden. Käufer oder Verkäufer von 500 t heben oder drücken die Preise bis 6 Pence f. d. Tonne. Ein Geschäft kommt daher nur selten zustande.