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1184 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 15. December 1899. bisherigen Leistungen dieser Art Boote zieht, sind für solche Fahrzeuge durchaus ungünstig. Zunächst leiden die Fahrzeuge an sehr geringer Längsstabilität; schon dadurch, dafs eine einzelne Person im Innern des Bootes sich von einem Ende zum andern hin bewegt, tritt eine nicht unerhebliche Schräglage des Bootes im Wasser ein, welche für die Fahrtrichtung von schlimmem Einllufs sein kann, Wenn auch die Fahr zeuge für eine bestimmte Wassertiefe, meist etwa 30 m, fest genug zum Aushalten des äufseren hydro statischen Druckes construirt waren, so liegt doch immerhin darin eine grofse Gefahr, dafs sie bei Fahrt und einer der oben geschilderten Schräglage leicht sehr schnell in eine solche Tiefe gelangen können, dafs sie vom Wasser eingedrückt werden. Ein dritter Uebelstand ist der geringe Gesichtskreis, sobald sich das Boot unter Wasser befindet, ein Uebelstand, dem auch durch elektrisches Licht nicht abgeholfen werden kann. Rechnet man hierzu noch die meist äuserst geringe Geschwindigkeit der Boote, welche an der Oberfläche bei den neuesten französischen Booten höchstens 12 Knoten beträgt, unter Wasser aber meist nur 5 bis 8 Knoten aufweist und berücksichtigt, dafs auch infolge des sehr geringen Vorraths an Heiz material oder sonstiger Treibkraft der Actionsradius stets sehr beschränkt ist und höchstens einige 20 See meilen beträgt, so kommt man zu dem Schlufs, dafs die Zukunft der Unterseeboote wohl keine sehr aus sichtsvolle sei, zumal auch die Boote selbst und ihre Versuche sehr kostspielig sich stellen, und Busley hält es für richtig, dafs die deutsche Marineverwaltung sich bisher auf solche Bauten nicht eingelassen habe, sondern sich lediglich auf den Bau von Linienschiffen, Kreuzern und Hochseetorpedofahrzeugen beschränkte. Der zweite Vortrag des Geh. Reg.-Raths Prof. Dr. S1 a b y betraf die Versuche mit drahtloser Telegraphie für Marinezwecke. Dieser Vortrag, welcher in dem Auditorium für Elektrotechnik, wohin sich die Gesellschaft begeben hatte, abgehalten wurde, gab, unterstützt durch zahl reiche Experimente in sehr klarer und für Jeder mann verständlicher Weise die Erklärung der Funken telegraphie von ihren Anfängen bis zu ihrem jetzigen Stande, ganz besonders auch unter Berücksichtigung der Versuche, welche für Marinezwecke durch Tele graphie zwischen Land und Schiff und dann auch von Schiff zu Schiff angestellt wurden, deren bis herige Gefährlichkeit aber, soweit an manchen Stellen Leitungen mit hoher Spannung auftreten, durch Con- structionen, welche der Vortragende selbst geschaffen hat und mit denen jetzt in der Marine Versuche an gestellt werden, beseitigt ist. Es mufs besonders hervorgehoben werden, dafs dieser Vortrag infolge seiner äufserst klaren Gliederung, der sehr systematisch aus dem Wesen des Gegenstandes hergeleiteten Ent wicklung bei den Hörern sehr dankbare Aufnahme fand. (Schlufs folgt.) Die XIII. internationale Wander versammlung der Bohringenieure und Bohrtechniker * hat vom 11. bis 13. September in Breslau stattgefunden und zwar in Verbindung mit der VI. ordentlichen Generalversammlung des „Vereins der Bohrtechniker*. Die eigentlichen Verhandlungen begannen am 12. September unter dem Vorsitz des Berghauptmanns Pinno. In seiner Begrüfsungsrede entwarf der Vor sitzende ein Bild von dem Entwicklungsgang des * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1899 S. 749. j Tiefbaubetriebes und der Tiefbohrtechnik. Das mit 1851 Fufs Teufe im Jahre 1851 in Stafsurt beendete ’ Salzbohrloch hat 12 Jahre zur Fertigstellung gebraucht, während in neuerer Zeit das Bohrloch zu Paruscho- witz eine mehr als dreimal so grofse Tiefe in etwa ein Sechstel der Zeit erreicht hat. Die oberschlesischen Bohrungen sind vielfach für den geologischen Auf- schlufs von besonderem Werth gewesen; so hat eine bei Rybnik inzwischen bei 1513 tn gestundete Bohrung 147 Flötze mit 104 m Gesammtmächtigkeit durchteuft. In seinem Rückblick auf die Entwicklung der Bohrtechnik gedenkt der Vorsitzende zugleich der letzthin dahingeschiedenen hervorragenden Bohrtech niker, des Bergraths K ö b r i c h und des Oberbergraths R o c h el t - Leoben. Hierauf folgte der Vortrag des Bohringenieurs Em. Przibilla aus Köln: Ueber Verwendung von Druckluft beim Bohr betriebe, insbesondere bei Petroleumbohrungen und im schwimmenden Gebirge. Der Redner legt das von ihm entworfene Modell einer Gestängeverbindung vor, bei welcher sowohl Brüche wie Loslösungen ausgeschlossen sein sollen. Das hierbei angewendete Sicherungsmittel gegen Brüche ist eine derartige Verdickung der Rohrenden, dafs diese auch in den Gewindegängen noch ebenso stark bleiben wie der übrige Hohlkörper, zur Verhinderung der Loslösung von der Schraube läfst man die Enden der Rohrtheile nicht stumpf, sondern in gebrochener Linie zusammenstofsen. Sodann empfahl Redner die in Frankreich vielfach übliche Anwendung von Druck luft für Bohrmaschinen, die sehr bequem, sparsam und zweckmäfsig, besonders beim Erbohren von Pe troleum, wäre, weil sie eine Feuersgefahr ausschlösse. Der Luftcompressor könnte 2 bis 3 km von den Bohr löchern entfernt stehen, die Druckluft liefse sich wie Dampf leiten und fröre nicht ein. Letztere Eigen schaft der Druckluft wurde jedoch von den Ver sammelten bezweifelt. Es folgte darauf ein Vortrag von A. Fauck aus Marcinkowice über Die neue Richtung in der Tiefbohrtechnik durch Vermehrung der Schläge, Verminderung der Fallhöhe und durch Vereinfachung des Bohrapparats infolge Ausscheidens des Freifallstückes. Nach An gaben des Vortragenden beträgt die Endgeschwindig keit des Bohrers bei 1 m Fallhöhe zwar 41/2 m, läfst sich aber praktisch nicht voll ausnutzen, weil das auf der Bohrsohle stehende Wasser nicht schnell genug ausweicht. Bei geringen Fallhöhen von 5 bis 10 cm dagegen wird vermöge voller Ausnutzung des Falls, etwa 1 m Endgeschwindigkeit erzielt. Um der durch Ausschaltung des Freifallstückes ent stehenden Gefahr von Stauchungen im Bohrgestänge entgegenzu wirken, hatten Raky sowie der Vor tragende Verfahren zur Abschwächung des Stofses durch die Wirkung starker Federn im Momente des Bohrerfalles angegeben. Dabei beträgt die An zahl der Schläge 120 bis 180 in der Minute. In Galizien wurde eine stündliche Leistung bis zu 6 m erzielt; jedoch ist als Gesammttagesleistung dortselbst nicht über 22 m wegen der Schwierigkeiten mit der Röhrenhandhabung anzunehmen. Beim Pe troleumbohren in Galizien soll sich das Diamant bohren wenig bewährt haben. Der Vortragende be mängelt bei Besprechung der Construction der üblichen Bohrröhren, die häufig nicht genügende oder ungleich- mäfsige Stärke der Rohre an den Verbindungsstellen, welche ein Abreifsen hier zur Folge haben können. Ueber diese Bemerkung erhob sich eine lebhafte Er örterung, an der sich auch Vertreter von Eisenwerken betheiligten. Die letzteren führten aus, dafs letzthin durch diebedeutend verbesserten hydraulischen Stauch-