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Es ist noch eine Einrichtung zu erwähnen, welche bei der bildlich dargestellten Anlage vor gesehen, und welche namentlich in hygienischer, aber auch in ökonomischer Beziehung von Wichtig keit ist. Es ist dies die oberhalb des Ofens a angeordnete Haube /'in Verbindung mit dem Ventilator. Durch diese Einrichtung werden die aufsteigende stark erwärmte Luft und die namentlich bei den mit Gebläse betriebenen Oefen ausströmenden stark giftigen Gase abgesaugt und in den Luftkanal d geblasen. Dadurch wird demselben bereits vor gewärmte Luft zugeführt und obendrein eine gute Ventilation bewirkt. Einige neuere französische Brückenbauten. Von Frahm, Eisenbahn-, Bau- und Betriebsinspector. (Schlufs von Seite 1119.) Die neue Alexanderbrücke. Wenn wir von der eben beschriebenen Mirabeau- Brücke seineaufwärts gehen, kommen wir nach etwa halbstündiger Wanderung in jene Stadttheile, wo die grofsen Weltausstellungen abgehalten worden sind, deren Schauplatz Paris verschiedentlich in diesem Jahrhundert gewesen ist. Zuerst treffen wir am linken Seineufer das geräumige Marsfeld, das als Weltausstellungsgelände wichtig ist; noch von der letzten Ausstellung her ist es mit einem himmelanstrebenden Eisendenkmal bautechnischen Könnens, dem Eiffelthurm versehen. Gegenüber auf dem rechten Flufsufer, mit dem Marsfeld durch die Jenabrücke verbunden, liegt der Tro- caderopalast mit seinen geräumigen Schmuck anlagen; er kann wegen seiner guten Verbindung mit dem Marsfeld mit diesem zusammen für Aus stellungszwecke nutzbar gemacht werden. Dann folgt einige Kilometer weiter am linken Seineufer die Invalidenesplanade mit dem Invalidenpalast im Hintergrund, an Gröfse zwar beträchtlich gegen das Marsfeld zurückstehend, wegen seiner cen tralen Lage aber von gröfserer Wichtigkeit als dieses. Gegenüber breiten sich die Elyseeischen Felder aus, durch die Schönheit ihrer gärtnerischen Anlagen, die Grofsartigkeit ihrer Strafsenzüge und die Mannigfaltigkeit der in ihrer Nähe aufgehäuften Sehenswürdigkeiten mit Recht berühmt. Eine unmittelbare Verbindung der Invaliden esplanade mit den Elyseeischen Feldern fehlt noch immer; man ist gezwungen, entweder die auf wärts in der Verlängerung der Antin-Allee und dem Boulevard Latour-Maubourg belegene In validenbrücke oder die abwärts mehrere hundert Meter entfernte Concordienbrücke zu benutzen, um über die Seine zu kommen. Schon mehrere Male hat man einen Anlauf genommen, eine Brücke zu bauen, die in der Verlängerung der Längs achse der Invalidenesplanade über die Seine führen sollte. Kein Geringerer als Navi er interessirte sich in den zwanziger Jahren lebhaft für das Zu standekommen einer solchen Brücke; er machte sogar ausgedehnte Studienreisen nach England, um die neuesten Ausführungen auf dem Gebiete des Brückenbaues in Augenschein zu nehmen, bevor er an die für damalige Zeiten als sehr schwierig angesehene Aufgabe der Entwurfs bearbeitung einer derartigen Brückenanlage heran trat. Das Ergebnifs der Studien Naviers war die Aufstellung eines Entwurfs einer Hängebrücke, welche die Seine in einer einzigen Oeffnung Über spannen sollte. Der Entwurf fand die behörd liche Genehmigung und es wurde mit der Aus führung begonnen. Als der Unterbau fertig war und man mit dem Aufbringen der Tragkabel begann, zeigten sich Risse im Ankermauerwerk, wahrscheinlich infolge fehlerhafter Construction. Denn anstatt einen tüchtigen Mauerklotz herzustellen, und die Rückhallketten darin zu verankern, hatte man sich veranlafst gesehen, gerade hier — an der unrichtigen Stelle — zu sparen und ein kunstvoll durch Strebebögen verstärktes Wider lager autzuführen (Abbildung 9). Man hätte nun wohl das Mauerwerk ändern und den Bau 1 ? zu Ende führen können; aber das Mifsgeschick der Bauverwaltung gab verschiedenen Widersachern des Baues willkommene Gelegenheit, von neuem gegen das Project zu Felde zu ziehen, namentlich das Aussehen und die Standfestigkeit zu bemängeln, so dafs man den Bau schliefslich ganz aufgab, nachdem Mühe und Kosten nutzlos geopfert waren. Seitdem haben die Bestrebungen zur Herstellung einer Ueberbrückung an dieser Stelle zwar nicht geruht, aber nennenswerthen Erfolg hatten sie bis vor kurzem nicht. Als hindernder Umstand kam unter anderm hinzu, dafs der im Jahre 1855 in den Elyseeischen Feldern errichtete Industrie palast die Ausführung einer Brücke mitten vor der Esplanade sehr hinderte. Erst in allerneuester Zeit, und zwar veranlafst durch die für 1900 geplante Weltausstellung, ist man wirklich an die Ausführung gegangen. Bekanntlich ist für die Ausstellung das ganze Gelände auf dem linken Seineufer zwischen Marsfeld und Invaliden-