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Punkte zu tieferen Temperaturen herab. Bei Stahl mit 12% Mangan liegt die Umwandlungstemperatur von Martensit in Perlit sogar unter 0 0 Kohlen stoff.* Ein solcher Stahl müfste nach unserer Theorie bei gewöhnlicher Temperatur vollkommen unmagnetisch sein. Und in der That ist dies der Fall. Wir haben es mit dem bekannten, fast völlig unmagnetisirbaren Hadfieldschen Mangan stahl** zu thun. Dieser Stahl müfste bei genügender Abkühlung, wie aus unserer Theorie weiter folgt, magnetisch werden. Darüber scheint indessen noch keine Beobachtung vorzuliegen. Jedenfalls kommt aber Ewing*** aus einem anderen Grunde, nämlich durch Vergleich mit dem magnetischen Verhalten von Nickellegirungen, zu dem gleichen Schlufs, so dafs wir in dem Vorstehenden eine schöne Bestätigung unserer Theorie erblicken dürfen. Es dürfte hier am Platze sein,, den Einflufs der chemischen Zusammensetzung überhaupt kurz zu betrachten. Nach Ansicht des Verfassers können nur Eisen selbst und Kohlenstoff in ihren verschiedenen Formen auf die magnetischen Eigen schaften direct einwirken. Der Einflufs der übrigen Elemente ist nur secundär, indem dieselben ent weder auf das Gefüge oder aber auf den Gehalt an Harteisen und Härtungskohle einwirken. In die erstere Klasse gehören beispielsweise Silicium und Aluminium, welche die Entstehung von Hohl räumen durch Gaseinschlufs verhindern und so die Permeabilität verbessern. Im fertigen Metall kommen diese Elemente wegen ihrer rein chemischen Wirkung nur dann vor, wenn sie im Ueberschufs vorhanden waren. Andere hierhin gehörige Ele mente beeinflussen Permeabilität und Hysteresis dadurch, dafs sie eine Vergröfserung oder Ver kleinerung des Krystallkorns herbeiführen, so z. B. Phosphor, Mangan und wieder Silicium. In die zweite der oben angeführten Klassen zählen Chrom, Wolfram, Titan, Molybdän u. s. w., welche die Abscheidung der Carbidkohle erschweren, und Phosphor, Schwefel, Kupfer u. s. w., welche diese Abscheidung befördern. Die meisten dieser Elemente können aber ganz verschiedene und geradezu entgegengesetzte Wirkungen zeigen, je nach den Mengen, in welchen sie vorkommen. So ist, wie erwähnt, Stahl mit 12% Mangan fast völlig un- magnetisirbar; setzt man dagegen noch mehr Mangan dem Eisen zu, so sind die entstehenden Legirungen fast wieder so stark magnetisch wie Eisen, t Auch ist es wahrscheinlich, dafs alle Elemente in mindestens zwei allotropischen Zu ständen vorkommen können ft und demgemäfs die magnetischen Eigenschaften in verschiedener Weise beeinflussen. * v. Jüptner, 1. c. S. 279. ** Vergl. Ewing, Magn. Induction, S. 85. *** a. a. 0. S. 182. f Vergl. Schmidt, „Zeitschrift für Elektro chemie“ 1899 Nr. 44 § 37. ttv. Jüptner, a. a. 0. S. 24-1. XXIV., Mit steigendem Kohlenstoffgehalt tritt bei etwa 1 % ein Maximum der Festigkeit auf, weil alsdann der ganze Stahl bei entsprechender thermischer Be handlung nur aus Martensit besteht.* Ist unsere Theorie richtig, so mufs gleichzeitig ein Maximum für den Hysteresisverlust eintreten. Das bestätigen aber auch die Untersuchungen der Frau Sklodowska Curie, welche findet, dafs die Energievergeudung durch Hysteresis mit dem Procentgehalt an Kohlen stoff wächst und für einen über 1 liegenden Procent gehalt wahrscheinlich ein Maximum erreicht.** Im Verlauf der vorstehenden Ausführungen ist mehrfach der Einflufs der Korngröfse gestreift worden. Zur Vervollständigung ist es erforderlich, dem noch einige Bemerkungen hinzuzufügen. Die Korngröfse kann auf den Hysteresisverlust dadurch einen Einflufs ausüben, dafs mit der Veränderung der Adhäsionsverhältnisse zwischen den einzelnen Krystallkörnern auch die molecularen Reihungs verhältnisse beim Ummagnetisiren andere werden. Adhäsion, und demnach auch Reibung und Hysteresisverlust, nehmen ab mit wachsender Korngröfse. Damit aber eine solche Vergröfserung des Krystallkornes eintritt, mufs von genügend hoher Temperatur aus eine gleichmäfsige, unge störte Abkühlung erfolgen. Je höher die Temperatur liegt und je langsamer die Abkühlung verläuft, um so gröfser wird bei gleicher Zusammensetzung das Korn.*** Die Anforderungen an ein zweck- mäfsiges Ausglühen von Dynamoblech, die sich daraus ergeben, sind mit den früher gefundenen Bedingungen vollkommen gleich. Es mag dies auch der Grund dafür sein, dafs der Zusammen hang zwischen Korngröfse und Ummagnetisirungs- arbeit selbständig wenig hervortrilt. Deutlicher läfst sich die Nothwendigkeit einer Beziehung zwischen Korngröfse und Permeabilität erkennen. Die Vergröfserung des Metallkorns ver ringert einerseits die Metallmasse im Querschnitt, andererseits aber auch die Anzahl der Lufträume zwischen den einzelnen Körnern, Aenderungen, die sich in Bezug auf die magnetische Leitfähigkeit entgegenwirken. Die Permeabilität wird daher durch Ausglühen procentual nicht so stark beein- flufst, wie der Hysteresisverlust. So hat ja auch unsere Tabelle Nr. VII gezeigt, wie in drei Glü hungen die Maximalinduction aller Proben fast völlig constant geblieben ist. Die Permeabilität kann ganz unabhängig von dem Hysteresisverlust und ihm geradezu entgegen steigen oder sinken. Es hängt dies lediglich von dem Verhältnifs der Antheile ab, womit die Aenderungen der Eisen form und der Korngröfse an der Aenderung der Permeabilität betheiligt sind. Zum Schlufs erübrigt es nun noch, die be kannte Erscheinung des sogenannten „Alterns“, also das Anwachsen des Hysteresisverlustes mit * v. Jüptner, a. a. 0. S. 279. * * Vergl. Schmidt, a. a. 0. § 35. * ** v. Jüptner, a. a. 0. S. 280. 2