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1. December 1899. Die Riesendampfer der Neuzeit. Stahl und Eisen. 1113 Während man bei den grofsen und sehr langen Schnelldampfern die hohe Geschwindigkeit von 19 bis 23 Kn. mit nur 1,3 bis 1,5 P. S. f. d. Tonne Deplacement erreicht, braucht man dazu bei den doch auch sehr vollkommen gebauten wesentlich kürzeren Kriegsschiffen 1,8 bis 12,2 P.S. f. d. Tonne Deplacement! Für Handelsschiffe, die rentiren sollen, wäre ein solches Verhältnifs voll ständig unbrauchbar; die Kosten würden viel zu grofs werden! Nun besteht aber nach den Froudeschen Theorien noch ein anderes, sehr wichtiges Gesetz: „Bewegt man zwei genau ähnliche Körper durch das Wasser, so verhalten sich die Wider stände, welche sie der Bewegung entgegensetzen, im Verhältnifs n 3 zu einander stehen. Bestimmt man nun die erforderlichen Maschinenstärken, so ergeben sich dieselben durch die Betrachtung, dafs Kraft mal Weg gleich der geleisteten Arbeit ist. Die Kraft ist hier der Wasserwiderstand, der Weg die Geschwindigkeit, mit welcher dieser Widerstand transportirt wird, also Schiffs geschwindigkeit ; demnach ist für das erste Schiff bei der Geschwindigkeit V und dem Widerstand R die geleistete Nutzarbeit R. V, bei dem zweiten Schiff die geleistete Arbeit R.n 3 V. Vn= RV.n3vn. Aus der Nutzleistung einer Maschinenanlage schliefst man auf die Bruttoleistung, indem man die Nutzleistung durch den Nutzeffectscoefficienten dividirt; heifst derselbe v; und nimmt man an, Figur 4. S. M. Kreuzer II. Klasse „Kaiserin AUGUsTA". März 1893. wie die dritten Potenzen linearer Abmessungen oder wie die Deplacements, jedoch für Geschwindig keiten, welche sich verhalten wie die Quadrat wurzeln aus den linearen Abmessungen oder, wie die sechsten Wurzeln aus den Deplacements.“ Wendet man diesen Vergleichssatz auf zwei verschieden grofse oder genau ähnliche Schiffe an, nimmt man an, das eine Fahrzeug sei n mal so grofs wie das andere, so folgt zunächst, dafs, wenn die Geschwindigkeit des einen Fahrzeuges V ist, die correspondirende Geschwindigkeit des andern Schiffes V.Vn beträgt; für diese „correspon- direnden Geschwindigkeiten“ verhalten sich dann die Widerstände wie die Deplacements also, wenn R den Widerstand des einen Fahrzeuges bei der Geschwindigkeit V angiebt, so ist der Widerstand des andern Schiffes bei der Geschwindigkdit V.Vn gleich: R. n 3 , da die Deplacements der Schiffe dafs der Werth R in Kilogrammen, V in Metern pro Secunde angegeben seien, dafs ferner eine Pferdestärke gleich 75 sec/mkg ist, so folgt für die Maschinenstärke F des einen Fahrzeuges , RV , . F=- und demnach für die Maschinenstärke Fi 7-75 R.V des anderen Fahrzeuges Fi ■ n 3 . Vn, folg- lieh verhält sich F:F,=1:n3.Vn. Innerhalb ein und desselben Schiffes variirt aber für verschiedene Geschwindigkeiten die Pferde stärke annähernd wie die dritte Potenz der Ge schwindigkeit. Legt man diese kurzen Gesichtspunkte zu Grunde und vergleicht zwei Schiffe miteinander, von denen das eine 50 m lang ist, 400 P. S. besitzt und 10 Kn. läuft, das andere dagegen 150 m Länge aufweist, während die Schiffe in ihren