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15. November 1899. Vereins - Nachrichten. Stahl und Eisen. 1091 Vereins - Nachrichten. Nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller. Protokoll über die Vorstandssitzung vom 2. November 1899 im Hotel Royal zu Düsseldorf. Zu einer gemeinschaftlichen Sitzung des Aus schusses des „Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und West falen“ und des Vorstands der „Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller“ war durch Rundschreiben vom 24. October d. J. ein geladen und die Tagesordnung wie folgt festgesetzt worden: 1. Geschäftliche Mittheilungen ; 2. Socialpolitisches Sammelwerk. Von der Nordwestlichen Gruppe waren anwesend die Herren: Commerzienrath Servaes, Vorsitzender, Geheimrath G. Lueg, Geheimrath H. Lueg, Geh. Finanzrath Jencke, Finanzrath Klüpfel, Emil Poensgen, Director Goecke, Generaldirector Fritz Baare, Eugen van der Zypen, Emil Guil leaume, Commerzienrath Tu 11, Commerzienrath Brauns, Bergmeister Engel als Gast, Ingenieur Schrödter als Gast, Dr. Beumer, geschäftsführen des Mitglied. Entschuldigt hatten sich die Herren: Boecking, Bueck, Klein, Kamp, Massenez, Weyland, Wiethaus. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 31/4 Uhr Nachmittags, worauf das geschäftsführende Mitglied Kenntnifs von mehreren Eingängen aus dem Mini sterium giebt. Bezüglich des Stempelsteuergesetzes vom 31. Juli 1895 hat der „Verein der Industriellen des Regierungsbezirks Köln“ eine Revision angeregt. Der Referent Dr. Beumer weist nach, aus welchen Gründen er diese Revision für verfrüht halte. Bevor die über manche wichtige Fragen des Stempelsteuer gesetzes schwebenden Processe nicht in letzter Instanz erledigt seien, könne an eine Revision des Gesetzes unmöglich herangetreten werden. Dieser Ansicht tritt die Versammlung einstimmig bei. Auf die seitens der Nordwestlichen Gruppe seiner Zeit unterstützte Eingabe der Duisburger Handels kammer, betreffend den Doppelleitungsbetrieb der Fernsprechanlagen des rheinisch-west- fälischen Industriegebiets, hat der Staatssecretär des Reichspostamts wie folgt geantwortet: „Berlin W., 1. September 1899. Wie bereits in meinem Schreiben vom 23. Sep tember 1898 II. 35128 ausgeführt ist, verkenne ich nicht die Schwierigkeiten, welche im Betriebe der Fernsprechanlagen des rheinisch - westfälischen In dustriebezirks infolge der Nachbarschaft elektrischer Strafsenbahnen bestehen und bin bereit, durch allmähliche Einführung des Doppelleitungssystems auch dort Abhülfe zu schaffen. Bei den aufserordentlich hohen Kosten jedoch, welche diese Mafsregel erfordert, und bei der grolsen Zahl von Orten, deren Fernsprechnetz mit Doppelleitungen ausgestattet werden müfste, bin ich zu meinem Bedauern nicht in der Lage, die baldige Einführung der Verbesserung für den rheinisch-westfälischen Industriebezirk in Aussicht zu nehmen. gez. von Podbielski.“ „Mit dieser Antwort“, so schreibt die genannte Handelskammer, „haben wir uns nicht zufrieden geben können. Wir haben dem Herrn Staatssecretär mitgetheilt, dafs der Umfang und die Bedeutung der geschäftlichen Verhältnisse im rheinisch-west fälischen Industriegebiete entschieden unterschätzt würden. Auch die Schwierigkeiten im Fernsprech verkehr, die durch die elektrischen Strafsenbahnen geschaffen worden sind, seien im rheinisch-west- fälischen Industriegebiete wahrscheinlich gröfser, als zum Theil in jenen Bezirken, in welchen mit der Durchführung des Doppelleitungsbetriebes bereits begonnen werde. Insbesondere dürften beispiels weise in Berlin jene Störungen nicht so grofs sein, weil dort die elektrischen Strafsenbahnen nicht allgemein oberirdische Stromzuführungen haben und weil die Fernsprechleitungen wegen der durch schnittlich gröfseren Höhe der Häuser von den oberirdischen Stromzuführungen, soweit solche vor handen sind, viel entfernter liegen, als im rheinisch westfälischen Industriegebiet. Denn hier führen die Fernsprechleitungen oft in ziemlicher Nähe mit den allgemeinen Telegraphenleitungen auf den Land- strafsen, in kleineren Orten u. s. w. an den überall oberirdischen Stromzuführungen der elektrischen Strafsenbahnen entlang. Deshalb sei auch die Verständigung mit auswärtigen Plätzen im Industrie gebiet so häufig unmöglich, immer aber eine aufser ordentlich anstrengende und aufreibende Arbeit. Noch erschwerend trete im Industriegebiet der Umstand hinzu, dafs hier meist ältere Fernsprech apparate im Gebrauch seien, während Berlin die neuesten und vollkommensten Apparate besitze, woraus folge, dafs dort die Verständigung trotz etwaiger Störungen immer leichter sein werde als im rheinisch - westfälischen Industriegebiet. Die Fernsprechverhältnisse in letzterem seien geradezu unhaltbare geworden. Wir haben den Herrn Staats secretär gebeten, einen oberen Telegraphenbeamten des Reichspostamts in das Industriegebiet zu ent senden, um die thatsächlichen Verhältnisse unter suchen und feststellen zu lassen. Der Herr Staats secretär werde daraus die Ueberzeugung gewinnen, dafs die gegenwärtigen Fernsprechverhältnisse im Industriegebiet voraussichtlich dringender als ander wärts der Abhülfe durch Einführung des Doppel leitungsbetriebs bedürften. Es wird zweifellos im Interesse der Sache liegen, wenn auch Sie unsere Klagen bestätigten und unser Ersuchen unterstützen wollten.“ Die Versammlung beschliefst, das vorstehende Ersuchen zu unterstützen. Betreffs der Sonntagsruhe an den in die Woche fallenden Einzelfesttagen wird das ge- schäftsführende Mitglied beauftragt, im Ministerium für Handel und Gewerbe mündlich Erkundigungen einzuziehen. Ueber Punkt 2 der Tagesordnung, Socialpoli tisches Sammelwerk, wird in vertraulicher Sitzung verhandelt und eine Commission gewählt, welche aus den Herren Commerzienrath Servaes, Geheimrath H. Lueg, Geh. Finanzrath Jencke, Generaldirector Baare, Commerzienrath B r au n s, Handelskammer- syndicus Hirsch-Essen, Ingenieur Schrödter und D r. Beumer besteht. Der Vorsitzende: Das geschäftsführende Mitglied: gez. A. Servaes, gez. Dr. W. Beumer, Königl. Commerzienrath. M. d. A.