Volltext Seite (XML)
15. November 1899. Stahl und Eisen. 1065 Mittheilungen aus dem Eisenhüttenlaboratoriwn. Brommethode Jod titrations methode °/o S. Methode von Wiborgh 0l S. Einwage g o/o s. Roheisen I 0,123 0,119 0,08 0,2 — — 0,06 0,1 „ II • 0,090 0,092 0,03 0,2 , II . — — 0,04 0,2 „ II . — — 0,06 0,4 „ II . — — 0,035 0,8 Wasserstoffsuperoxyd metho de Flufseisen I 0,080 0,072 0,04 » II 0,121 0,134 0,04 „ III 0,213 0,198 0,12 Roheisen III 0,067 0,069 0,04 q » IV 0,116 0,113 0,07 » v 0,133 0,128 0,06 „ VI 0,229 0,237 0,14 Dem Verfasser stehen noch eine grofse Menge ■dergleichen Zahlen zur Verfügung, doch dürften 1 obige zur Genüge darthun, wie unbrauchbar die Wiborghsche Methode ist. Den Bestimmungen lagen zwei Farbenscalen, wie sie im Handel, mit Wiborghs Unterschrift versehen, zu haben sind, zu Grunde. Ebenso die Originalleinenläppchen. Um den Bestimmungen nicht durch Subjectivität zu schaden, sind die angeführten Zahlen durch gemeinsame Beurtheilung des V erfassers mit seinen ] Assistenten ermittelt worden. Was die Controlmethoden anbelangt, so spricht . schon die gute Uebereinstimmung der nach ihnen gefundenen Resultate für ihre Brauchbarkeit. Die Brom- und Wasserstoffsuperoxydmethode sind all- , bekannt und altbewährt: sie bedürfen daher keiner näheren Besprechung. Obgleich auch die Jod titrationsmethode in den deutschen und nament lich amerikanischen Eisenhüttenlaboratorien viel angewandt wird, so dürfte sie doch noch manchem Collegen unbekannt sein, namentlich da sie, so viel dem Verfasser bekannt, in dieser Zeitschrift I bisher nur kurze Erwähnung erfahren.* Man verfährt dabei folgendermafsen : Die Ein- | wage wird in einem Kolben von etwa 500 ccm Inhalt mit Glas oder Gummistöpsel, welcher ein langes Hahntrichterzuflufsrohr hat und mit einem Gasableitungsrohr versehen ist, in concentrirter Salzsäure, welche man allmählich durch das Trichter rohr zufliefsen läfst, aufgelöst, wobei zuletzt die Flüssigkeit im Kolben durch eine untergesetzte Flamme zum Sieden gebracht wird. Nach erfolgter Auflösung wird Luft durchgeblasen. Die ent- | weichenden Gase ziehen zuerst durch eine Vor lage mit Wasser, welches allmählich stark sauer ; und heifs wird, und der Schwefelwasserstoff wird I in einer zweiten Vorlage durch ammoniakalische •Cadmiumacetatlösung absorbirt. Letztere zieht der Verfasser anderen Absorptionsflüssigkeiten vor, | * Siehe „Stahl und Eisen“ 1893 S. 119 und 247. weil schon nach der Menge des schön gelben Schwefelcadmiumniederschlages vor der Titration der Schwefelgehalt mit angenäherter Genauigkeit bestimmt werden kann, was für die nachfolgende Titration von Bedeutung ist. Die Absorptions flüssigkeit befindet sich in einem hohen engen Cylinder und läfst keine Spur Schwefelwasserstoff unabsorbirt passiren, wenn man dafür sorgt, dafs die Gasentwicklung nicht zu heftig vor sich geht. Nach erfolgter Absorption läfst man im Ueber- schufs eine abgemessene Menge Jodlösung in die Absorptionsvorlage fliefsen, setzt Stärkelösung hinzu und säuert an. Der sich wieder entwickelnde Schwefelwasserstoff wirkt in bekannter - Weise auf das Jod ein und nun wird der Jodüberschufs mit Natriumthiosulfatlösung zurücktitrirt. Die letztere Lösung ist auf die Jodlösung eingestellt, so dafs sich beide wie 1:1 verhalten, um Rech nungen zu vermeiden. Aus letzterem Grunde wählt man die Einwage so, dafs sie einem ein fachen Multiplum des Titers gleicht, so dafs der Unterschied in der Anzahl der verbrauchten Cubik- centimeter Jodlösung und Natriumthiosulfat lösung den Procentgehalt nach Division mit einem einfachen Quotienten giebt. Die Stärke der Jod lösung ist etwa so zu wählen, dafs ein Cubik- centimeter derselben 0.02 % Schwefel anzeigt. Als Einwage dürften etwa 3 g genügen. Um nicht von einer genauen Titerstellung durch Ein wage abhängig zu sein, bestimmt Verfasser den Titer der Jodlösung durch eine Eisenprobe mit bekanntem Schwefelgehalt. Der Quotient aus dem Procentgehalt an Schwefel durch die Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter ergiebt dann den Titer, wonach sich dann die genaue Einwage be stimmen läfst. Der Verfasser vermeidet eine direete Titration mit Jod, weil erstlich durch den voraus gehenden Säurezusatz Schwefelwasserstoff untitrirt entweichen könnte und namentlich weil eine Roth färbung eintritt, welche das Erkennen des End punktes der Titration sehr erschwert. Etwaige von dei - Absorptionsflüssigkeit zurückgehaltene Kohlenwasserstoffe haben nur eine ganz geringe Einwirkung auf das Jod und können daher un berücksichtigt bleiben. Will man genau arbeiten, so kann man den Schwefelcadmiumniederschlag abfiltriren und auswaschen, bevor man ihn titrirt. Nach Ansicht des Verfassers ist diese Methode jeder andern, welche sich auf die Entwicklung des Schwefelwasserstoffs stützt, vorzuziehen, weil sie mit der Genauigkeit auch die Schnelligkeit der Ausführung verbindet, was für Betriebs laboratorien ja besonders ins Gewicht fällt. Eisenhüttenwerk Pastuchoff in Salin, Südrufsland. Adolf Riemer, Chefchemiker.