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15. November 1899. Ein neu arifgeschlossenes Lager von feuerfestem Thon. Stahl und Eisen. 1063 Unter sich zeigen die Schliffe des Holzkohlen roheisens in der Reihenfolge von 1 bis 3 eine Verfeinerung des Gefüges entsprechend derjenigen, wie sie bei der Beobachtung des Grobgefüges zu Tage trat. Bei Nr. 3 geht sogar der streifen artige Charakter der geschnittenen Graphitstreifen in einen schuppenartigen über. II. lieber eine neue Art der Behandlung von Eisen- schliffflächen zur Erkennung der Mikrostructur. Fig. Nr. 6 zeigt einen Versuch, das Verhalten der einzelnen Gefügeelemente gegen den elek trischen Strom als Mittel zur weiteren Verdeut lichung der Gefügeanordnung zu benutzen. Es wurde das in Figur Nr. 5 (Phönix III) abgebildete Stück weiter behandelt und versucht, im Nickel salzbade mittels des galvanischen Stroms auf dem polirten und sorgfältig gereinigten Schliff einen dünnen Metallniederschlag zu erzeugen. Es ge lang sehr gut, denn ein jedes der drei Gefüge elemente: Graphit, Krystall- und Homogeneisen, verhielt sich verschieden. Unter dem Mikroskop zeigten sich genau die umgekehrten Erscheinungen wie bei Figur 5, nur war die Deutlichkeit und Plasticität auf dem vernickelten Schliff ganz bedeutend gröfser. Figur 6 ist allerdings nicht von genau derselben Stelle wie Figur 5, son dern von einer benachbarten entnommen. So sind z. B. die Partien des jetzt ganz dunkeln Homogeneisens selbst bei der schlecht gelungenen Photographie noch wohl erkennbar. Die Graphit streifen erscheinen in weifsen Fäden, umgeben von der dunkleren Masse des blättrigen Krystall- eisens. Nach welchen Gesetzen sich der Niederschlag des Nickels auf den einzelnen Gefügeelementen bildet, kann vielleicht unschwer ermittelt werden. Für das verschiedene Verhalten des Krystall- und Homogeneisens mag wohl das elektrische Leitungs vermögen, für das zwischen Graphit und Eisen ihre Stellung in der elektrischen Spannungsreihe mafsgebend sein. Die dem blofsen Auge sich als gleichmäfsiger Ueberzug darbietende Vernicke lungsschicht ist also kein zusammenhängendes Ganze, sondern ein dichtes, sehr unregelmäfsiges Maschwerk. Jedenfalls bietet die Galvanisirung der Schliffe ein werthvolles Mittel zur Erkennbarmachung der Gefügeanordnung und verdient es wohl, in Bezug auf seine Anwendbarkeit näher untersucht zu werden. Ein neu aufgeschlossenes Lager von feuerfestem Thon. Die Hüttenindustrie ist ein Hauptverbraucher von feuerfesten Thonen, sei es in Gestalt von Steinen oder von Ghamotte; aber die einzelnen Industriezweige stellen je nach dem Verwendungs zweck verschiedene Anforderungen an die be- nöthigten Erzeugnisse der Thonindustrie. In der Regel bevorzugt man diejenigen Thone, welche aufser einem hohen Thonerdegehalt einen hohen Schmelzpunkt haben und dabei die Eigenschaft besitzen, bei verhältnifsmäfsig niedriger Temperatur dicht zu brennen. Ohne Frage ist auf die letzte Eigenschaft ein Hauptgewicht zu legen, da sich erfahrungsgemäfs gezeigt hat, dafs die dicht brennenden Thone den auflösenden Eigenschaften der Schlacke die gröfste Widerstandsfähigkeit ent gegenbringen. Dafs dabei nicht die Eigenschaften aufser Acht gelassen werden dürfen, welche die Thone durch eine rationelle Verarbeitung erhalten, bedarf keiner Erwähnung. So ist es wohl jedem Techniker, welcher sich mit der Verarbeitung der feuerfesten Thone befafst, bekannt, dafs die Be schaffenheit des Chamottekornes hinsichtlich Gröfse, Gestalt und Oberflächenbeschaffenheit von der allergröfsten Bedeutung ist. Nicht minder wichtig ist das Verhältnifs, in welchem die einzelnen Korn- gröfsen in der Mischung vorhanden sind, und in welchem Gewichtsverhältnifs die Chamottekörner zu dem Gehalt an Bindethon stehen. Der Binde thon mufs die Eigenschaft besitzen, eine möglichst grofse Menge Chamottekörner zu binden, um dem Chamottestein die erforderliche mechanische Festig keit zu geben. Nicht jeder plastische Thon ist als Bindethon zu gebrauchen, insbesondere dann nicht, wenn seine Schwindung verhältnifsmäfsig hoch ist, weil dann die Waaren von Trocken rissen vollständig durchsetzt werden und infolge dessen nicht die erforderliche mechanische Festigkeit erreichen. Der einsichtsvolle Techniker hilft diesem Uebelstande durch Zusatz von Chamottestaub ab oder besser durch den Zuschlag eines weniger fetten Thönes, der jedoch hinsichtlich des Thon erdegehaltes und des hohen Schmelzpunktes dem Bindethon gleich steht. Ein derartiges Material geben die Kaoline ab. Da es für die Leser dieser Zeitschrift nicht ohne Interesse sein dürfte, von neuen Thonfunden, welche für die Eisenindustrie von Wichtigkeit sind, Kenntnifs zu erhalten, so sei es uns gestattet, laufend auf derartige Funde hinzuweisen. Heute wollen wir die Aufmerksamkeit auf die neu erschlossenen oberpfälzischen Thone der Ober pfälzischen Thongesellschaft lenken. Diese Thone zeichnen sich dadurch aus, dafs sie hervorragend plastisch sind und schon bei