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1060 Stahl und Eisen. Zum heutigen W ettbewerb der in- u. ausländ. Koksofensysteme. 15. November 1899. bestimmten Falle zu 1,15 kg auf 1 kg eingesetzte Kohle festgestellt. Die Leistung der gewöhnlichen Flammöfen ist also fast erreicht. Zum Schlufs unserer Auseinandersetzungen darf ein wichtiger Umstand nicht unerwähnt bleiben. Es ist dies die aufserordentlich geringe Reparatur bedürftigkeit solcher Oefen. Es giebt Anlagen, die über drei Jahre in forcirtem Betrieb gestanden haben, ohne einen Pfennig Reparaturkosten zu verursachen. Der Grund liegt hauptsächlich darin, dafs durch die Anordnung der Fundamentkanäle die unteren Ofenpartien verhältnifsmäfsig kühl gehalten werden, es können also keine seitlichen Verschiebungen eintreten; es liegt dies ferner an der soliden Herstellung der Oefen, besonders dem bewährten Verband der Seitenwände, hauptsäch lich aber an der leichten und zuverlässigen Re- gulirbarkeit der Gasverbrennung, wodurch Ueber- hitzungen und Schmelzungen vermieden werden. Alle diese Vorzüge erklären die grofse Verbreitung, welche diese Unterfeuerungsöfen gewonnen haben. Nach den ersten Versuchsöfen, welche am Stammsitz der Firma erbaut sind, fand die Ver breitung der Oefen in folgender Reihenfolge statt: Ort der Erbauung Anzahl Brebach bei Saarbrücken ... 5 » . » ... 25 Gebrüder Stumm in Neunkirchen 30 Mathias Stinnes in Carnap . . 30 Deutscher Kaiser in Bruckhausen 60 Erin bei Castrop 80 Consolidation bei Schalke ... 72 England (Middlesborough) ... 50 Constantin der Grofse b. Bochum 60 König Ludwig b. Recklinghausen 60 Deutscher Kaiser in Bruckhausen 204 Dannenbaum bei Bochum ... 60 Pluto bei Wanne 110 Neumühl bei Ruhrort 60 Osterfeld bei Oberhausen ... 30 Lothringen bei Bochum .... 60 Preufsen I bei Derne 160 Dannenbaum I bei Bochum . . 20 1176 Die Anlage auf „ Preufsen “ ist dadurch interessant, weil sie 160 Oefen in einer Anlage zur Gewinnung der Nebenerzeugnisse vereinigt. Die zur Bewälti gung der entstehenden kolossalen Gasmassen ge troffenen Gondensationseinrichtungen sind gegen über den bisher üblichen ganz enorme. Die Saugleitung hat über 1 m Durchmesser und so fort. Es ist selbstverständlich auf alle Fortschritte der letzten Zeit Rücksicht genommen. Die Anlage enthält zweimal 80 Oefen von je 10 m Länge, 530 mm mittlerer Breite und 1,80 m Höhe bis in Betrieb » n » » n n » n n (die letzten 68 im Bau) in Betrieb im Bau » n » » zum Widerlager. Bei vollem Betriebe wird die Leistung dieser Anlage im Jahre betragen: Koks 240 000 t Schwefelsaures Ammoniak . 4 200 t Theer 11000 t Die beiden Betriebsmaschinen, welche ab wechselnd laufen, haben jede 100 P. S. Die eine derselben wird mit Dampf, die andere mit Koks ofengas betrieben, eine Anordnung, die sich schon auf anderen Anlagen gut bewährt hat. In der Regel wird nur die mit Gas betriebene Maschine benutzt werden, die Dampfmaschine nur für die Zeit der Inbetriebsetzung der Oefen und bei Re paraturen des Gasmotors. — Soweit die Besprechung der Ottoschen Unterfeuerungsöfen. Wie den Lesern dieser Zeitschrift bekannt, hat zu Anfang dieses Jahrzehnts ein bisweilen mit Erbitterung geführter Kampf zwischen den Vertretern der verschiedenen Ofensysteme statt gefunden. Es ist daher nicht ohne Interesse, jetzt, nachdem eine Reihe von Jahren verstrichen ist und das nahe Ende des Jahrhunderts aufser- dem eine besondere Veranlassung bietet, einmal festzustellen, welche Verbreitung die verschiedenen Systeme heute gewonnen haben. Stellen wir diese Rundschau an, so werden wir finden, dafs nur die Semet-Solvayschen und die Ottoschen Unterfeuerungsöfen zu einer umfangreichen Einführung gelangt sind, erstere namentlich im Ausland, letztere im Inlande. Die Einführung anderer Systeme ist trotz mancherlei Vorzüge bei einzelnen derselben in nur geringem Umfange geblieben. Vergleichen wir nun noch kurz die Ergebnisse der Sem et-Solvay-Oefen mit den Unterfeuerungs öfen, so ist zunächst festzustellen, dafs die Koks erzeugung der letzteren eine wesentlich höhere ist. Während die Leistung eines Semet-Solvay-Ofens, wie wir oben gesehen haben, nur 1016 bis 1244 t im Jahre beträgt, beziffert sich diese Zahl für einen Unterfeuerungsofen auf mindestens 1500 t. Die Beschaffenheit des Koks ist bei den Unter feuerungsöfen eine tadellose und namentlich aufser ordentlich gleichmäfsige. Bezüglich der Ausbeute an Nebenerzeugnissen ist zu bemerken, dafs diese auf Grund der getroffenen Einrichtungen die denkbar höchste ist, während dem Semet-Solvayschen System die Mängel anhaften, die einmal bei Oefen mit horizontalen Zügen unvermeidlich sind, und die sich durch Einbufse an Nebenerzeugnissen zu erkennen geben. Was aber Stabilität der Oefen und Sicherheit gegen vorzeitige Reparaturen an betrifft, so mufs den Ottoschen Unterfeuerungsöfen unbedingt der Vorzug gegeben werden. A.