1048 Stahl und Eisen. Stapellauf des Linienschiffs „Kaiser Karl der Grofse“. 15. November 1899. Wie hier nur eine machtvolle Flotte uns An sehen zu schaffen vermag, das lehrt die aus ländische und besonders die englische Presse zur Genüge. In der englischen Zeitschrift »Feildens Magazine“ finden wir zum Beispiel folgende Auslassung: „Die deutsche Besatzung von Kiautschau angesichts der überlegenen Stärke unserer Flotte im Osten ist zu spafshaft (!), um hier com- mentirt zu werden; es genügt, dafs in diesem Falle Deutschland dort jedenfalls nur auf Duldung (!) existirt.“ Die einzige Antwort auf den Geist, der aus solchen Worten spricht, kann nur in entsprechender Verstärkung unserer Wehrmacht zur See liegen. Wir begrüfsen daher die neue Vorlage, wir freuen uns auch über den Stapellauf des nach stehend beschriebenen Linienschiffs, das den näch sten Zuwachs zu unserer Flotte bildet. Die Redaction. FIGUR 5. Stapellauf S. M. Linienschiff „Kaiser Karl der Grosse“ am 18. October 1899. Am 18. October d. J. fand in Hamburg auf der Werft von Blohm & Vols der Stapellauf des Linienschiffes „B“ statt, welches bei der Taufe den Namen „Kaiser Karl der Grofse“ erhielt. Es gehört dieses Fahrzeug zur sog. „Kaiserklasse“, d. h. zu den Panzerschiffen erster Klasse, welche bisher ohne wesentliche Abweichungen in der Construction, wenn man von der Bemastung ab sieht, seit 1894 in Bau gegeben und von denen bis jetzt vier zu Wasser gelassen sind. Es sind dies „Kaiser Friedrich III.“ (Ersatz Preufsen), „Kaiser Wilhelm II.“ (Ersatz Friedrich der Grofse), „Kaiser Wilhelm der Grofse" (Ersatz König Wilhelm), „Kaiser Karl der Grofse“. Die Dimensionen aller dieser Fahrzeuge, von denen augenblicklich noch zwei bei F. Schichau in Danzig und eins auf dem Vulcan in Stettin im Bau sich befinden, sind die gleichen; auch die Panzerung sowie die Armirung ist die gleiche, einen geringen Unter schied bietet nur die Bemastung, insofern die beiden ersten Schiffe nur den vorderen Mast, den Fockmast, als Gefechtsmast ausgebildet haben, während der Grofsmast fast nur Signalmast ist; die beiden letzten Schiffe aber, und wohl auch die noch auf Stapel befindlichen, beide Masten als Gefechtsmasten erhalten. Die eingehenden genauen Daten über die Abmessungen dieser Fahrzeuge, ihre Maschinen und Kesselanlagen, sowie über die Armirung und Panzerung sind schon früher angegeben* Hinzu zufügen ist nur noch, dafs die beiden ersten Schiffe dieser Gattung auf der Kaiserlichen Werft Wilhelms haven, das dritte auf der Germania in Kiel, das vierte bei Blohm & Vofs .in Hamburg gebaut sind * „Stahl und Eisen“ 15. October 1897 Seite 845 und Nr. 24 Seite 1044.