Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. STAHL UND EISEN ZEITSCHRIFT FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 24 Mark jährlich excl. Porto. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bag el in Düsseldorf N 22. 15. November 1899. 19. Jahrgang. Stapellauf des Linienschiffs „Kaiser Karl der Grofse". Von Prof. Oswald Flamm in Charlottenburg. (Mit einem Vorwort der Redaction.) — und bitter noth ist uns eine starke dbutsche Flotte. (irbie ebenso kraftvolle wie beredte An- 53553) sprache des Kaisers im Hamburger Y" Rathhause am Abend des 18. October, an welchem auf der hervorragende Entwicklung zeigenden Werft von Blohm & Vofs das stolze Linienschiff „Kaiser Karl der Grofse“ vom Stapel gelaufen war, hat in den Herzen aller national denkenden Männer klangvollen Wiederhall gefunden. Durch die seither veröffentlichten Bekanntmachungen über die Entwicklung der Flotte wird der Ausblick auf ein Programm eröffnet, das sich bis zum Jahre 1917 erstreckt. Der neue Plan bestimmt, dafs in dieser Zeit alljährlich im Durchschnitt noch nicht ganz drei grofse Schiffe, genau 2,8 Linien schiffe oder grofse Kreuzer, ferner (immer im Durchschnitt) drei kleine Kreuzer oder Kanonen boote oder Specialschiffe und eine Torpedoboots division auf Stapel zu setzen seien. Der Schiffs bestand der deutschen Flotte sollte nach Durch führung des vorjährigen Flottengesetzes, abgesehen von Torpedofahrzeugen, Schulschiffen, Special schiffen und Kanonenbooten, aus folgenden Kriegs fahrzeugen bestehen : a) verwendungsbereit: 17 Linienschiffe, 8 Küstenpanzerschiffe, 3 grofse Kreuzer, 26 kleine Kreuzer, b) als Materialreserve 2 Linienschiffe, 3 grofse Kreuzer und 4 kleine Kreuzer. Dazu würden nun noch in der Zeit von 1904 bis 1917 nach dem neuen Plane 45 grofse Schiffe hinzukommen. Wir würden alsdann im Jahre 1917 neben dem bisherigen 1. Geschwader (der heimischen Schlachtflotte) und dem 2. Ge schwader (der Auslandsflotte) ein neues drittes Geschwader besitzen, zu dem als viertes Ge schwader zunächst das später durch vollwerthige Linienschiffe zu ersetzende Küstenpanzerschiffs- Geschwader hinzukämen. Die deutsche Flotte würde sich auf diese Weise nahezu verdoppelt haben. Sie würde an Stelle des gegenwärtigen einen Doppelgeschwaders aus zwei Doppelgeschwa dern bestehen. Dieser bedeutsame Effect würde mit unbedeutenden finanziellen Opfern erzielt werden. Es handelt sich um eine Erhöhung der jährlichen Schiffbauquote von 60 auf 85 Millionen, also um durchschnittlich 25 Millionen und eine Steigerung der sonstigen einmaligen Jahresausgaben von 9 auf 12 Millionen Mark. Das sind im Ver- hältnifs zu den Gesammtzahlen unseres Marine etats oder gar des ganzen Reichshaushaltsetats verschwindend kleine Ziffern. Wo keine Voreingenommenheit herrscht, wird überall anerkannt, dafs das Wachsthum des Deut schen Reichs als eines der gröfsten europäischen Staaten von einer Zunahme der deutschen über seeischen Interessen auf den Gebieten des Handels und der Politik begleitet gewesen ist, welche dringend erheischt, dafs die unverhältnifsmäfsige Schwäche unseres Landes zur See beseitigt und eine Flotte geschaffen wird, welche unserer Macht stellung, unserem Handel und unseren wachsenden colonialen Interessen entspricht. XXII.19 1