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steigern; doch ist er andererseits auch nicht gut auf weniger als 30 % hinabzudrücken, denn dann wird das Messing nicht nur theurer, sondern auch weniger leicht schmelzbar, widerstandskräftig und bearbeitbar. Läfst man den Zinkgehalt zwischen 30 und 43 % wechseln, so erhält man eine ganze Reihe von Metallen mit verschiedenen Eigenthüm- lichkeiten, deren hämmerbarstes Glied bei einem Zerreifsungswiderstande von 27 bis 28 kg a. d. qmm sich bis um 60 % verlängern läfst, während das zäheste Glied bei einem Widerstande von 37 bis 38 kg noch nahezu um 40 % verlängert werden kann, wobei immer nur der vollständig ausgeglühte Zustand in Betracht gezogen ist. Bei ganz sorg fältig durchgeführter Kaltbearbeitung und eben solchem Ausglühen wird man den Widerstand sogar bis auf etwa 60 kg für Barren und Bleche und noch viel weiter für Draht zu steigern ver mögen. Von chemisch bestimmten Kupfer - Zinkverbin dungen kann die mit 67,3 % Zink, nämlich CuZng, als sicher ermittelt gelten; sie wurde sogar von Le Chatelier isolirt, auch führte sie Hersch- kowitsch („Z. f. phys. Chern.“ 1898, 123) mit auf, der mittels Elektricität nach Lauries Methode nach festen Verbindungen in Legirungen suchte und aufser jener folgende fand: ZnAg, ZnSbg, SnCus, SnAg4, während bei allen Cadmium- Legirungen welche fehlten. Nach dem Urtheile von Riehe auf Grund des Dichteverhaltens, dem sich Charpy anschliefst, giebt es aber noch die Verbindung Cug Zn mit 34,5 % Zink. Daraufhin deutet Charpy den Bestand der Legirungen dahin, dafs diejenigen von Obis 34,5 % Zinkgehalthomogene Gemenge sind von Krystallen einer isomorphen Reihe, an deren einem Ende das reine Rothkupfer, am andern aber die Verbindung Cug Zn steht; dagegen sind die anderen Legirungen Gemenge, nämlich die Legirungen von 34,5 bis 67,3 % Zink solche des hämmerbaren Bestandtheils Cug Zn mit dem harten und spröden Bestandtheile CuZng, wobei deren Mengenverhältnisse die Eigenschaften beeinflussen; die an Zink noch reicheren Legirungen aber sind Gemenge der letztgenannten Verbindung mit reinem Zink. Nächst dem Messing kommen für die moderne Industrie von Legirungen vorzugsweise wohl die Lagermetalle in Betracht. Auch auf diese und besonders auf die weifsen, sogenannten „Anti- frictions“-Metalle hat Charpy seine Untersuchungen ausgedehnt und über sie ebenfalls im „Bull, de la Soc. l’Encourag.“ 1898, 670 bis 707 berichtet, während ebenda 1897 veröffentlichte Mittheilungen von ihm (überMetalllegirungen) und von H. Gautier (über deren Schmelzbarkeit) gewissermafsen Vor arbeiten dazu darstellen. Gegenüber den Bronzelagern, auch denen aus blei- oder phosphorhaltiger Bronze, die Charpy zum Vergleich heranzieht und deren Aufbau dahin gekennzeichnet wird, dafs weiche, plastische Kupfer- krystalliten bezw. zugleich Körner oder regellos geformte Züge von Blei, von harter, „eutektischer" (gleichmäfsig und innig gemengter) Legirungs- masse umhüllt werden, sind die weifsen Anti- frictionsmetalle alle dadurch charakterisirt, dafs harte körnige Bestandtheile von plastischer Masse umschlossen werden. Hierd urch wird (nach C h a r p y s Meinung) bedingt, dafs die Welle auf den harten Bestandtheilen von geringem Reibungscoefficienten aufruht, die ein Verschmieren (grippement) schwer lich eintreten lassen, dafs dagegen die Plasticität der verkittenden Grundmasse dem Lager gestattet, sich nach der Welle zu formen und solchergestalt das übermäfsige Anwachsen des Druckes hintan zuhalten. Diese Plasticität ist der Hauptvorzug der weifsen Metalle gegenüber der Bronze, deren gröfserer Widerstand gegen Belastung ihn deshalb nicht ausgleicht, weil die Oelung und hiermit Ver hinderung des Warmlaufens schwieriger ist; über dies neigen Bronzen ihrem Bestand nach eher zur Verschmierung. Einen solchen Aufbau können schon zwei- stofßge Legirungen besitzen, in denen die harten Bestandtheile entweder von einem gediegenen Metall, z. B. dem Antimon, oder von einer chemi schen Metallverbindung geliefert werden, häufiger aber findet er sich bei dreistoffigen Legirungen, unter denen man wegen des complexen Bestandes der Grundmasse leicht solche finden wird, die den verschiedenen Wünschen entsprechen. Für solche Legirungen erlangt das oben (siehe Seite 968) mitgetheilte Schmelzbarkeitsschema nun praktischen Werth, da es nach wenigen Versuchen gestattet, die Grenzen zu bestimmen, innerhalb deren man die Mengungsverhältnisse abändern darf, um brauch bare Legirungen zu erhalten. Die hierbei nölliigen Prüfungen sind vorzugsweise mit dem Mikroskop auszuführen, um sich von der Ausbildung des gewünschten Gefüges zu überzeugen, aufserdem kann man sich durch Druckversuche unterrichten darüber, dafs das Metall weder zu hart noch zu weich ist, sich regelmäfsig abschleift und nicht zerbrechlich ist. Unter den auf diese Weise als brauchbar erkannten Legirungen kann man dann wählen mit Berücksichtigung des Herstellungs preises sowie der Leichtigkeit in der Bearbeitung und Anwendung. Bei den nachstehend angeführten dreistoffigen Legirungen ist jedesmal das Mengungsverhältnifs in Hunderttheilen angegeben, das die brauchbarsten Lagermetalle liefert; doch darf man die Mengung noch um 3 bis 4 % abändern, und wird doch noch taugliche Legirungen erhalten; die Ein beziehung noch weiterer Metalle erschien dagegen nicht angebracht, weil der Nutzen der mehr als dreistoffigen Legirungen noch durchaus nicht er wiesen ist: (83) Zinn- (11,5) Kupfer- (5,5) Antimon; (10 bis 20) Zinn- (65 bis 75) Blei- (10 bis 18) Antimon; (5 bis 10) Kupfer- (65 bis 75) Blei- (15 bis 25) Antimon ; (70 bis 80) Zink- (10 bis 15)