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eisen ist das Verhältnis der der Flamme aus gesetzten Fläche des Metallbades zur Masse des selben von grofsem Einflufs. Bei gleicher Temperatur und gleicher Eigen schaft der oxydirenden Flamme wird die Ab scheidung der fremden Elemente aus dem Eisen in um so kürzerer Zeit erfolgen, je gröfser die Oberfläche des Metallbades im Ver- hältnifs zur Badtiefe ist, da die Flamme eine gröfsere Angriffsfläche hat und infolgedessen rasche Schlackenbildung erfolgt. Die Schlacke breitet sich im Frischherde in dünner Schicht über das seichte Metallbad, wodurch der chemische Procefs, welcher die Veränderung des Metalles bewirkt, sich in sehr kurzer Zeit vollziehen mufs. Die geprefsten Frischflammen sind stechend auf das Metallbad gerichtet, wodurch die Oberfläche des selben bewegt wird, und stets neue Theile des Metalls der Einwirkung derselben ausgesetzt werden. Welch grofsen Einflufs für den Verlauf des chemischen Processes die Oberflächenwirkung hat, ersieht man aus der bedeutenden Veränderung, welche Roheisen beim Umschmelzen im Flamm ofen erleidet. Diese Veränderung geschieht in ungemein kurzer Zeit, während der Bildung der einzelnen Metalltropfen, bei welcher die Flamme eine im Verhältnifs der Masse grofse Angriffs fläche hat. Einige Analysen von Freiherrn von Jüptner seien hier erwähnt. Roheisen vor dem Einschmelzen nach dem Einschmelzen Kohlenstoff 3,7 3,12 Silicium 0,135 0,021 Mangan . . 1,737 0,259 Phosphor . 0,103 0,030 Schwefel . 0,057 0,032 2. Analyse Kohlenstoff 3,995 3,179 Silicium. . 0,205 0,025 Mangan . . 2,074 0,278 Phosphor . 0,075 0,056 Schwefel . 0,058 0,034 Aehnliche Resultate bezüglich Herabminderung des Gehalts dieser Elemente ergeben die in Ledeburs Eisenhüttenkunde angeführten Ana lysen von Kollmann. Diese Erwägungen, wie die Erfahrungen, welche bezüglich des Verlaufs bekannter Flammofen- processe vorliegen, führen zu dem Schlufs, dafs es bei entsprechender Gröfse des Frischherdes ge lingen mufs, in demselben ein Metall von 0,5 bis 0,6 % Kohlenstoffgehalt zu erzielen. Es kann mit Bestimmtheit vorausgesetzt werden, dafs ein Frischherd von 8 m Länge auf 1,2 m Breite genügt, um in 24 Stunden das Roheisen vorzufrischen, welches ein Hochofen von 200 t Tagesleistung abzugeben in der Lage ist. Bei einer Badtiefe von etwa 30 bis 35 mm wird das XX.i» Metall etwa 15 Minuten im Frischherde verweilen und der Einwirkung der Frischflammen ausgesetzt sein. Der Frischherd wird mit 7 bis 9 Frisch brennern ausgestattet sein. Die Frischbrenner zunächst der Einflufsstelle des Roheisens werden bei normalem Gang nur mit heifser Luft be trieben, die Temperatur des am Frischherde ab- fliefsenden Metalls wird infolge der durch inter- moleculare Verbrennung der Elemente wie durch Aufnahme der Wärme aus den Frischflammen eine gegen den Abflufs zu immer mehr gesteigerte sein, so dafs dasselbe trotz vorgeschrittener Ent kohlung, ohne Ansätze zu bilden, in den Martin ofen abfliefst. Die Zeit während des Ansammelns des vor gefrischten Materials im Martinofen ist für den Procefs nicht verloren, da die chemische Ver änderung sich in demselben während der Sammel periode weiter vollzieht. Zum Fertigmachen der Charge im Martinofen mufs eine sehr kurze Zeit genügen, so dafs mit Sicherheit angenommen werden kann, dafs die Gesammtdauer einer Charge nicht mehr als 3 bis 31/2 Stunden einschliefslich Bodenmachen und Besetzen mit einem kleinen Quantum Abfälle dauern wird. Es könnte gegen dieses Zeitmafs ein Zweifel erhoben werden, dem ich aber mit der Bemerkung entgegenlrete, dafs die letzte Zeit des Ansammelns von vorgefrischtem Material im Ofen bereits benutzt werden kann, durch geeignete Zusätze die Fertigstellung und Fixirung des Materials vorzubereiten. Die Mög lichkeit, den Vorfrischprocefs durch entsprechende Regulirung der Gas- und Luftzuströmung nach Bedarf zu leiten, bietet die Gelegenheit, durch den Vorfrischprocefs flüssige Zusätze zu schaffen, die den Verlauf des Martinprocesses reguliren. Da im Martinofen keine intensive Kochperiode eintritt, so wird der Boden des Ofens sehr ge schont. Die Bodenreparaturen werden wenig Zeit in Anspruch nehmen. Diese Erfahrung hat man auch bei Verarbeitung im Converter vorgefrischten Materials gemacht. Ferner wird gegenüber dem Erzprocefs sehr wenig Schlacke nach Abgufs im Boden verbleiben, weshalb das Reinigen desselben nur wenig Zeit in Anspruch nehmen kann. Aus den besagten Gründen wird die geringe Chargen dauer vollkommen wahrscheinlich und eher kürzer als länger sein. Bei directer Beendigung der Charge im Sammelofen werden zwei Oefen ab wechselnd das Metall aus dem Frischofen auf nehmen, so dafs, während der eine Martinofen die Charge ansammelt, der zweite Ofen die Charge fertig macht. Sollten Störungen eintreten, welche eine Unterbrechung des Betriebes der Martinöfen bedingen, so kann man während dieser Zeit das vorgefrischte Material aus dem Frischherd in Formen abfliefsen lassen und dasselbe bei den folgenden Chargen als Einsatzmaterial verwenden. Ich habe vorher aus den Erwägungen der mafsgebenden Factoren den Schlufs gezogen, dafs 2