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Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. STAHLUNEISEN ZEITSCHRIFT jährlich excl. Porto. Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 24 Mark Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, n va ..1 j voeenastanins. Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhuttenleute, deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bag el in Düsseldorf. N 1. 1. Januar 1899. 19. Jahrgang. lieber die wirthschaftliche Bedeutung' der Gütertarife. Von Bergrath Gothein, M. d. A.* M. H.! Jedes Ding auf der Welt bekommt nur dadurch Werth, dafs es an diejenige Stelle gebracht wird, wo es gebraucht werden kann. Nehmen Sie irgend eine Sache, den werthvollsten Diamanten, wenn er tief in Afrika liegt, wo kein Mensch hinkommt, so hat er höchstens einen Speculationswerth, und nehmen Sie einen Gegen stand aus dem Fach der Eisenhüttenleute, nehmen Sie die prächtigsten Erze von Kirunavaara. Wer dort gewesen ist und die mächtigen Magneteisen steinberge gesehen hat, bewundert sie; sie haben aber so lange keinen Werth, als sie der Industrie nicht zugängig gemacht worden können; vorher haben sie nur den Speculationswerth, dafs einmal mit der Zeit eine Eisenbahn gebaut wird — sie ist ja gegenwärtig im Bau begriffen — und dafs dann diese Erze an eine Stelle gebracht werden, wo sie verwendet werden können. Man hat des halb wohl nicht mit Unrecht gesagt: An und für sich giebt es überhaupt nichts Werthloses, es kommt blofs darauf an, eine Sache an die Stelle zu bringen, wo sie einen Werth hat. Es ist interessant, dafs der eigentliche wirth schaftliche Werth einer jeden Sache erst durch die Thätigkeit des Handels und durch den Trans port erzeugt wird, und es ist merkwürdig, dafs gerade diese werthproducirende Thätigkeit des Handels- und Verkehrswesens von der wissen schaftlichen Nationalökonomie die längste Zeit hindurch verkannt worden ist. Man hat immer * Vortrag, gehalten in der „Eisenhütte Ober schlesien “. 1.19 von der Erzeugung von Werthen gesprochen, aber dafs dazu der Handel, der die Sachen an diejenige Stelle dirigirt, wo sie gebraucht werden, noth wendig ist, dafs das Transportwesen den Werth erst wesentlich schafft, das hat man, wenigstens in der früheren Nationalökonomie, übersehen, und bei Thünen, der gewissermafsen diese Entdeckung gemacht hat, hat man sie wohl als eine sehr interessante Nebensache angesehen, aber die grofse wirthschaftliche Bedeutung der Frage hat man dabei zunächst auch nicht gewürdigt. Die National ökonomie hat seine Ausführungen als ein sehr interessantes Experiment betrachtet, ist dann aber auf lange Zeit darüber zur Tagesordnung über gegangen, indem sie den eigentlichen Werth seiner Theorie in Nebensachen gesucht hat. Ein deutscher Landwirth, von Thünen, war es, welcher zuerst die grofse wirthschaftliche Be deutung der Frachten entdeckt und in seinem Buche „der isolirte Staat“ wissenschaftlich dar gestellt hat. Es ist ja schwer zu sagen, ob es ihm in erster Linie darauf ankam, das Wesen der Frachten zu studiren oder nur den Einflufs der örtlichen Lage auf die Erzeugungsweise. Er fufst auf den damaligen landwirthschaftlichen Verhältnissen und setzt als Mittelpunkt, eines Staatswesens eine grofse Stadt, als Gonsumenten der landwirthschaftlichen Erzeugnisse. Dabei entwickelt er, dafs durch das Absatzgebiet, welches diese Stadt gewährt, die ganze wirthschaftliche Bedeutung der Umgegend beeinflufst wird, der landwirthschaftliche Betrieb sich nach dem Absatz dorthin einrichten mufs. 1