Im folgenden Jahre, 1880, hat das continuir liche Walzverfahren auch in Deutschland, aller dings in noch unvollendeter Weise, aber unab hängig von den bisher genannten Bestrebungen, An wendung gefunden. In dem genannten Jahre er hielt Boecker in Schalke ein Drahtwalzwerk I hintereinander liegenden Gerüsten bestehen sollte.* Aus Gründen, die jedoch mit der praktischen Aus- 1 führbarkeit in keinem Zusammenhang stehen, ist i das erwähnte Project nicht verwirklicht worden, i In der Zwischenzeit hatte Gustav Erkenzweig in Hagen ein deutsches Reichspatent (Nr. 17 422 vom 12. Juni 1881) erhalten auf eine Gombination von je einem horizontalen mit einem entsprechend verstellbaren verticalen Walzenpaar.** In der ersten Zeit waren alle continuirlichen Walzwerke in ihrer Leistungsfähigkeit sehr be schränkt, weil es an geeigneten Vorrichtungen zum schnellen und selbstthätigen Aufhaspeln des | fertigen Walzdrahtes fehlte; später wurde dieser j Uebelstand durch Einführung der automatischen i Drahthaspel vollständig behoben, ja es gelang j sogar mit Hülfe dieser sinnreichen Vorrichtungen , die Erzeugungsfähigkeit jener Drahtwalzwerke mehr | als zu verzehnfachen. Dieses Verdienst gebührt I der „Morgan Gonstruction Company“ in Worcester, Mass.*** Gegenwärtig sind sieben solcher Walzwerke in den Vereinigten Staaten, drei in England und eins in Schwe den im Betrieb, t Die „Morgan Company“ ging dann noch einen Schritt weiter, indem sie dasselbe Verfahren auch zum Walzen von schweren Knüppeln an- wendete, tt In einem Falle lag beispielsweise die Aufgabe vor, die unmittelbar vom Blockwalzwerk kommenden Blooms von 21/2 t Gewicht zu Knüppeln von 40 mm im Quadrat herunterzuwalzen. Ein solcher Knüppel würde die stattliche Länge von 218m besitzen. Bedenkt man, dafs die Leistungsfähigkeit, des be treffenden Walzwerks rund 60 t in der Stunde beträgt, so war die nicht ganz leichte Aufgabe zu lösen, die ge waltigen Massen genau in die vorgeschriebenen Längen zu zerschneiden und die fer- Abbild. 2. patentirt, das sich von dem soeben erwähnten I amerikanischen nur dadurch unterschied, dafs nicht alle Walzgerüste der Strafse, sondern nur je zwei Gerüste hintereinander gelegt wurden, weil damals die Frage der selbstthätigen Einführung der Ovale in die Quadratkaliber noch nicht gelöst war. Im Jahre 1882 wurde dann die Idee weiter aus gebildet und von der Firma Boecker & Go. in Schalke die Anlage eines continuirlichen Walzwerks für Bandeisen geplant, dessen Fertigstrecke aus fünf ) tigen Knüppel maschinell in die Eisenbahnwagen zu ver laden. Ein derartig eingerichtetes Walzwerk ar beitet schon seit mehr als 5 Jahren zur vollsten Zufriedenheit, eine zweite, ebensolche Anlage ist * Nach einer privaten Mittheilung des Herrn H. Boecker in Schalke. * * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1882 Nr. 6 S. 251. * ** Vergl. „Stahl und Eisen“ 1894 Nr. 4 S. 157. t Nach einer privaten Mittheilung von Herrn C h r. M or g a n. tt Vergl. „Stahl und Eisen“ 1898 Nr. 22 S. 1033. l.ie 2