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12 Stahl und Eisen. Ueber die Haltbarkeit der StaUwerks-Coquillen. 1. Januar 1899. und theuerste Goquillenroheisen seinen Zweck verfehlt. In ähnlicher Weise, wie der Schwefel, wirkt auch der Phosphor auf die Festigkeit der Goquille ein, nur zeigt sich der Einflufs, wie erwähnt, weniger kräftig. Coquillen mit einem Phosphor gehalt unter 0,125 % geben keine Veranlassung zu Klagen, sofern sie sonst keine Unreinheiten ent halten ; Phosphorgehalte von 0,18% und mehr können nicht mehr als günstige bezeichnet werden, so hielten z. B. folgende phosphorreichen Coquillen sehr schlecht: i 2,37 % 0,45 „ 0,217 „ 0,066 » n.b. " II n.b. % 0,88 „ 0,187 „ 0,065 „ 3,66 „ Si . Mn P . S . G . Der hohe Phosphorgehalt stammt meistens aus dem Goquillenroheisen oder dem Zusatzbruch, doch kann auch beim Schmelzen mit phosphorreichem Koks im Gupolofen eine Phosphoraufnahme statt finden, da unter allen Umständen der im Koks vorhandene Phosphor ganz in das Eisen geht. In Oberschlesien, wo manchmal fremde Kokssorten mit einem Gehalt an Phosphor bis zu 0,09 % benutzt werden, darf dieser Vorgang nicht unter schätzt werden. Dem Phosphor gleicht in seinen Wirkungen ungefähr das Kupfer; ein niedriger Kupfergehalt bis zu 0,125 % übt auf eine Goquille mit nor malem Schwefelgehalt keinen schlechten Einflufs aus, doch thut man gut, höhere Gehalte zu ver meiden, zumal die Neigung, den Schwefel fest zuhalten, die Schädlichkeit des Kupfers vermehrt. Der Kupfergehalt der Goquille kommt nur aus dem Eisen, da im Koks zu wenig Kupfer ent halten ist, als dafs dieser den Kupfergehalt der Goquille irgendwie beeinflussen könnte. Was das Mangan anbelangt, so wird mehr fach ein Gehalt von etwa 1 % in der Goquille als schädlich erachtet, doch erscheint das grund falsch ; es wird im Gegentheil eine Goquille mit 1 % Mn länger halten, als eine mit 0,5 % Mn, wenn gleichzeitig ihr Schwefelgehalt anormal, etwa 0,09 % beträgt, da der Mangangehalt dem Rothbruchbestreben des Schwefels Widerstand leistet. Ferner bietet es Vortheile, in einer Goquille mit etwa 21/2 % Si einen Mangangehalt von über 3/4 % zu haben, während der niedrigere Mangan gehalt wiederum einen Siliciumgehalt von 1,5 bis 2,5 % mehr entsprechen würde und zwar aus dem Grunde, weil beide Bestandtheile, Mangan sowohl als Silicium, in einem bestimmten Zu sammenhang mit dem Kohlenstoff stehen, insofern nämlich der Kohlenstoff, z. B. bei Anwesenheit von wenig Silicium und viel Mangan gewöhnlich sich stärker in amorpher Gestalt zeigt, als für die Festigkeit der Coquille zuträglich sein dürfte, i Dieser Umstand erklärt auch, weshalb in der Praxis so verschiedenartige Anforderungen an den Mangangehalt in der Coquille gestellt werden; der eine verlangt eine Goquille mit vielleicht 0,5 °/o Mn, wogegen der zweite auf einem doppelt so hohen Mangangehalt besteht, dabei hat ersterer in der Goquille durchschnittlich 2 % Si und der andere annähernd 21/2 % Si, so dafs ein merk licher Unterschied in dem Verhältnifs zwischen Graphit und gebundenem Kohlenstoff nicht zu Tage tritt. Der Gesammtkohlenstoffgehalt kann zwischen 3,3 und 4,4 % wechseln; jedoch sollte man bei schweren Coquillen nicht zu hohen Kohlungsgrad wählen, sondern sich mit etwa 3,5 % G. begnügen, da bei der grofsen Wandstärke sonst gröbere Graphitbildung nicht ausgeschlossen erscheint; bei kleineren Coquillen mit geringerer Wandstärke läfst sich andererseits selbst bei 4,4% G. noch die gewünschte dichte und feinkörnige Textur erzielen. Bei Berücksichtigung all dieser verschieden artigen und wechselnden Einflüsse erklären sich mit Leichtigkeit die variirenden Gehalte nach stehender guter Coquillen, bezüglich deren Haltbar keit bemerkt sei, dafs die erste fast 250 Güsse ausgehalten hat. i ii ui IV V Si . . 2,65 % 1,66 % 2,80 % 2,82 % 2,16 % Mn . • 1,00 „ 0,55 „ 0,83 » 0,83 „ 0,73 , P . . 0,064- „ 0,054- „ 0,12 » 0,12 „ 0,06 „ S. . . 0,061 „ 0,043 „ 0,04 » 0,04 „ 0,05 , Gu . . — 0,072 „ 0,065 » 0,065 „ 0,12 » G. . . — 3,45 » 4,40 n — Ueberhaupt beruhen die n der Praxis herr- sehenden, sich scheinbar widersprechenden Angaben über die chemische Zusammensetzung der Coquille gröfstentheils nur in der mangelnden Inbetracht ziehung des gleichzeitigen Einflusses sämmt- lieber Beimengungen des Eisens. Würde stets eine diesbezügliche Uebersicht gehandhabt werden, so würde man viel eher und viel richtiger die Gründe der Haltbarkeit bezw. Nichthaltbarkeit der Coquille zu beurtheilen vermögen. Die Aufgabe der Coquillen, wiederholtes Glühend werden und Erkalten zu vertragen, bedingt aufser der nölhigen Rücksichtnahme auf die Güte des Materials auch grofse Sorgfalt beim Formen und Giefsen, sowie geeignete Behandlung im Stahl werksbetrieb. In der Formerei hat man zunächst auf hin reichende Wandstärke der Coquillen zu achten. Die Erfahrung hat gezeigt, dafs von zwei Coquillen mit derselben chemischen Zusammensetzung die jenige viel eher zum Zerspringen neigt, welche nicht stark genug im Eisen war. Nachstehende Tabelle giebt eine Uebersicht über die Wandstärken der verschiedenen Coquillengröfsen, welche sich in der Praxis bewährt haben und im allgemeinen als Durchschnittsmafse für Deutschland angesehen werden können, während Grofsbritannien sich meist stärkerer Wandungen bedient.