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nur, die richtigen Gattirungsverhältnisse zu be stimmen, sondern auch das Eisen beim Umschmelzen so rein zu erhalten, wie es vorher gewesen ist. Für eine gute Coquille kann folgende chemische Zusammensetzung als Norm gelten: Si . . . 1,6 bis 3,0 % S . . 0,075 %1 g C . . . 3,3 „ 4,4 , P . . 0,125 ’ E ’S Mn . . 0,5 » 1,1 » Cu . . 0,125 » ) » Der Siliciumgehalt hat innerhalb der Grenzen direct keine Einwirkung auf die Haltbarkeit der Coquille; Goquillen mit 1,6 % Si haben ebenso gut gehalten, wie solche mit über 2,8 %. Diese Indifferenz gilt aber nur von demjenigen Silicium, das aus der Gattirung in den Coquillengufs ge langt, wohingegen das Silicium, welches aus dem Brennstoff oder aus dem Ofenfutter in das Eisen übergeht, indirect durch gesteigerte Graphit ausscheidung schädliche Folgen nach sich zieht. Wenn nämlich das Eisen im Gupolofen überhitzt wird, so dafs es länger mit den Ofenwänden und der Schlacke in Berührung steht, erfährt es eine starke Siliciumaufnahme und damit verbunden eine gröfsere Ausscheidung von Graphit, welcher sich nicht mehr gleichmäfsig fein vertheilt, son dern in unregelmäfsiger Weise Platz sucht, wo durch sich die Festigkeit des Eisens vermindert. In der Praxis ist es eine nicht unbekannte Erscheinung, dafs manchmal Goquillen mit etwa 21/4 % Si nach etwa 20 Gufs platzen, während solche mit höherem Gehalt, die aber sonst gleiche Zusammen setzung besitzen und gleiche Behandlung erfahren, mehr als 100 Güsse aushalten; die Ursache liegt dann in der Ueberhitzung des Eisens während des Umschmelzens begründet, was sich durch die Analyse stets nach weisen läfst, indem die Coquille mehr Silicium aufweist, als in der Gattirung vor handen war. Es ergiebt dies klar, wie sehr es auf Innehaltung der richtigen Temperatur und Umschmelzzeit im Gupolofen ankommt. Ungleich stärker als der Einflufs des Siliciums macht sich der des Schwefels bemerkbar. In den Giefsereien wird leider noch vielfach die Bestim mung des Schwefelgehaltes des Koks unterlassen, wiewohl derselbe doch, je nach der Behandlung der Kokskohle im Koksofen, in immerhin fühlbaren Grenzen schwanken kann, und je nach seiner Her kunft ebenfalls sich verschieden hoch stellt. Rhein land-Westfalen steht in letzter Beziehung besser da, als Oberschlesien; im Oberbergamtsbezirk Dort mund beträgt der Schwefelgehalt des Koks durch schnittlich 1,1 % (Gehalte bis 1,4 % S sind selten); anders in Oberschlesien, wo Localkoks von 0,7 bis über 2 % S verhüttet wird und gleichzeitig Waldenburger Koks mit etwa 1,8 % S, sowie Ostrauer mit durchschnittlich 1,4 % S. Dafs unter solchen Umständen in Oberschlesien Schwefelanalysen im Koks von Zeit zu Zeit in Specialgiefsereien nicht nur wünschenswerth, son dern sogar unbedingt erforderlich sind, dürfte wohl Niemand bezweifeln. Der Koksschwefel mufs, abgesehen von der schon hervorgehobenen Einwirkung des Mangans, durch entsprechende Basicität der Schlacke voll ständig unschädlich gemacht werden, widrigenfalls er nicht in die Schlacke, sondern zum Theil in das Eisen übergeht.* Die höhere Schwefelaufnahme während des Umschmelzens hat in der Coquille eine Bindung des Kohlenstoffs im amorphen Zu stande zur Folge und zugleich eine Herabminderung des Gesammtkohlenstoffgehaltes, trotzdem unter gewöhnlichen Verhältnissen im Gupolofen eine Auf nahme von Kohlenstoff durch den Koks im Eisen stattfindet, die sich so stark bethätigt, dafs im Gupolofen selbst Stahl in Roheisen mit ungefähr 3 % G umgewandelt wird. So entstaud aus einem Coquillenroheisen mit 0,05 % S und etwa 4 % C infolge Aufserachtlassung des Koksschwefels eine Coquille mit 0,27 % S und einem C-Gehalt von unter 2,8 % ! Ein solches Material wird natürlich völlig unbrauchbar, zumal mit dem Fallen des Gesammtkohlenstoffs gleichzeitig der schädliche Einflufs des Schwefels zunimmt. Weist eine Coquille über 0,1 % S auf, so gehört sie schon nicht zu den besten und wird nicht lange halten, steigt aber der Schwefelgehalt auf 0,15% und mehr, so ruft dies unweigerlich Rothbruch hervor, d. h. das Eisen verliert in der Hitze seinen Zusammen ¬ hang, die Coquille bekommt Risse und zerspringt. Mehrfache Untersuchungen Dr. Neumarks in Zabrze sowie des Verfassers haben diese Erschei nung deutlich erwiesen. Von schwefelhaltigen Co- quillen mit schlechter Haltbarkeit stammen die nachstehenden Analysen: Si Mn P . S . I 11 111 IV 2,14 % 2,29 % 2,28 % 2,07 % 0,42 „ 0,53 „ 0,75 „ 0,38 , 0,108 „ 0,100 „ 0,063 „ 0,15 , 0,135 , 0,180 „ 0,200 „ 0,15 . Es mufs Einem stets bewufst bleiben, dafs der Schwefel sich am wenigsten mit dem Eisen verträgt, und dafs zwei Theile Schwefel den Charakter des Gusses mehr ändern, als 25 Theile der übrigen Bestandtheile. Mit vollem Recht sagt Professor Dr. Dürre in seinem trefflichen „Handbuch des Eisengiefsereibetriebes“ Bd. II S. 566: „Der un angenehmste Bestandtbeil der Koksaschen, der Schwefel, der nicht nur im schmied baren Eisen, sondern auch in Gufsstücken zu Rothbrucherscheinungen führen kann, wird durch die Gegenwart des Mangans, wie auch durch gleichmäfsige Zuschläge von Kalk nahezu unschädlich gemacht, doch ist es immerhin besser, wenn seine Gegenwart überhaupt vermieden werden kann.“ Jedenfalls ersieht man aus Vorstehendem zur Genüge, dafs bei Unkenntnifs des Koks- I Schwefels bezw. bei nicht entsprechender Berücksichtigung desselben das reinste. * Näheres siehe in des Verfassers Arbeit: „Ueber den Schwefelgehalt des Koks“, „Stahl und Eisen“ 1898 Bd. 1 S. 20.