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Ueber die Haltbarkeit der Stahlwerks-Coquillen. Von Hütteningenieur Oscar Simmersbach in Zabrze, O.-S. Die Herstellung gufseiserner Coquillen erfordert ein möglichst festes Giefsereiroheisen, d. h. ein solches, das neben hinreichendem Kohlenstoffgehalt möglichst frei von schädlichen Beimengungen ist; in der Praxis haben sich hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung des Coquillenroheisens folgende Gehalte als gültige und verwendbare Grenzwerthe ergeben: Si . . 1,50 bis 3,50 % Mn. . 0,60 „ 1,20 „ C . . 3,50 „ 4,40 , S. . . 0,075 %] g P . . 0,120 ,198 Cu . . 0,125 J ' S Silicium- und Mangangehalte richten sich nach den Gattirungsverhältnissen, bezw. nach der Be schaffenheit des Zusatzmaterials im Gupolofen, indem man z. B. bei einem reinen Zusatzbruch mit wenig Silicium und Mangan ein Coquillen- roheisen, reich an genannten Bestandtheilen, ver wendet und umgekehrt. Ein höherer Mangangehalt sollte aber auch stets da bevorzugt werden, wo schwefelreicher Giefsereikoks benutzt wird; beim Umschmelzen mit solchem Brennstoff verbindet sich nämlich das Mangan mit einem gewissen Theil des Koks schwefels zu Schwefelmangan nach der Formel Mn — FeS = MnS — Fe und wird dann als solches in die Schlacke aufgenommen. Wenn man also auch im Ruhrbezirk bei dem dortigen ver- hältnifsmäfsig schwefelreinen Koks im Coquillen- roheisen einen Gehalt von unter 0,8 % Mangan vorschreibt, so darf man diese Anforderung keines wegs auf die Verhältnisse im Osten Deutschlands übertragen, wo der Koks viel mehr Schwefel enthält; hier wird die Verwendung des mangan ärmeren Roheisens unter sonst gleichen Material- und Arbeitsverhältnissen stets eine geringere Haltbarkeit der Coquillen zur Folge haben, und die Analyse wird jeweilig eine Schwefelaufnahme des Eisens aus dem Koks feststellen, weil die manganärmere Beschickung weniger Schwefel in die Schlacke führt. Der Gesammtkohlenstoffgehalt kann zwischen 3,5 und 4,4 % schwanken, dabei soll er sich aber wenig in amorpher Gestalt zeigen, um nicht hartes und sprödes Eisen zu erzielen, und der Graphit soll nicht allzu grofsblättrig, sondern in feiner, gleichmäfsiger Vertheilung auftreten. Die Texturverhältnisse an sich haben keinen Einflufs auf die Güte des Roheisens; das Korn kann grob oder fein erscheinen, jedoch wird in der Praxis ein grobkörniges Eisen meist bevorzugt, weil es als gares Eisen die Gewähr der möglichst grofsen Entschwefelung eher in sich schliefst, wie ein feinkörniges Material. Die erwähnten Grenzen im S-, P- und Cu- Gehalt wird man ohne Gefährdung der Roheisen qualität nicht überschreiten können. Glücklicher weise aber hat es der Hochöfner in der Hand, den Gehalt an Phosphor und Kupfer im Roheisen genau aus der Beschickung berechnen zu können, da aller Phosphor und Kupfer des Möllers sich im Eisen wiederfindet, und andererseits bereitet es keine Schwierigkeit, bei kurzer Schlacke das Eisen in genügendem Mafse schwefelrein zu er- blasen, selbst bei Verhüttung von schwefelreichen Eisensteinen. Analysen dabei fallender Hochofen schlacken giebt die nachstehende Tabelle wieder: 1 n Fe . . . 1,05 % 0,99 % Mn. . . 0,24- „ 0,42 „ SiO2 . . 33,20 , 32,60 „ AhOa . 12,50 „ 12,18 , CaO . . 45,80 „ 47,20 „ MgO . . 2,95 „ 4,28 , S . . . 1,53 „ 1,92 „ Bei Festsetzung der Goquillenroheisen-Analyse ist ein Factor unberücksichtigt geblieben, obwohl er in derselben Weise und zwar ebenso intensiv schädlich wirkt, wie der Schwefel, nämlich das Arsen. Arsen geht im Hochofen gröfstentheils in das Eisen über, ein nicht geringer Theil, im Gegensatz zu der bisherigen* Annahme, aber auch in die Schlacke; etwa 1/s des im Möller vorhandenen Arsengehalts wurde z. B. verschlackt, während in den Gasen sich nicht die geringsten Spuren nachweisen liefsen, da die sich bildenden flüchtigen Arsenverbindungen sofort wieder von metallischem Eisen zerlegt werden. Infolgedessen hat der Hochöfner bei Coquillenroheisen-Fabrication das Arsen als einen gefährlichen Gegner zu be trachten, er thut daher gut, arsenhaltige Erze überhaupt zu diesem Zwecke nicht zu verhütten; es wird ihm dies um so leichter, als es arsen haltiger Eisensteinvorkommen von sonst reiner Natur nur wenige giebt, z. B. in Südspanien (sogar bis zu 11/2 % Arsen). Hat man aber Erze mit geringem Arsengehalt zu verschmelzen, so sollte man das Arsen vollkommen als Schwefel ansehen, so dafs also für Schwefel und Arsen zusammen als Maximum 0,075 % im Roheisen zulässig wäre. Von ungemeiner Wichtigkeit für die Güte der Goquille bleibt die Behandlung des Coquillenroheisens beim Umschmelzen im Gupolofen. Es bedarf das .Umschmelzen eines solchen reinen Specialeisens einer viel gröfseren Erfah rung, es stellt viel höhere Anforderungen an die wissenschaftlichen Kenntnisse des Giefserei-Ingenieurs, als die Verwendung gewöhnlichen Giefsereieisens. Es gilt nicht * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1888 Bd. II S. 537.