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318 Stahl und Eisen. Ueber Spannungen im gehärteten Stahle grölseren Querschnitts. 1. April 1899. (64 mm) bis 11/s Zoll (29 mm) im Quadrat, ferner Platinen, und eine ganze Reihe von Handels eisen, sowie Eisen für Schienennägel und Bolzen gewalzt werden können, so dafs das Walz werk nicht auf eine einzige Materialsorte an gewiesen ist. Die Verladekosten sind durch Benutzung be sonderer Verladevorrichtungen äufserst gering. Das Brennmaterial kostet wenig, Roheisen kann ebenso billig wie im Pittsburger Bezirk hergestellt werden; dazu kommt, dafs die Besitzer von sechs im Um kreise von drei Meilen gelegenen Hochöfen an dem Stahlwerk betheiligt sind. Eine vortreffliche Wasser- strafse dient für den Transport nicht nur nach den Südstaaten, sondern auch nach Norden und Westen hin, so dafs auch die leeren Kohlenschiffe, welche in diesen Richtungen fahren, ausgenutzt werden können; dazu kommt endlich der Seeweg für den Ausfuhrhandel. In Anbetracht aller dieser Umstände scheint die „Ashland Steel Company“ berufen zu sein, eine hervorragende Stellung unter den amerikanischen Draht-, Knüppel- und Platinen walzwerken einzunehmen. (Nach „Iron Age" Nr. 6 vom 9. Februar 1899). lieber Spannungen im gehärteten Stahle grölseren Querschnitts. Von Hütteninspector Otto Thallner, Bismarckhütte. Die im gehärteten Stahl gröfseren Querschnitts bestehenden Spannungen sind auf die Veränderung des Volumens und der Form des Stahles während der Operation des Härtens zurückzuführen. Die Ursachen, welche diese Veränderungen herbei führen, müssen auch die Veranlassung zur Ent stehung der Härtespannungen sein. Es ist eine unter den Verbrauchern von Werk zeugstahl ziemlich allgemein bekannte Thatsache, dafs die Veränderung der Abmessungen verschie dener Stahlgattungen beim Härten in verschiedener Art und Weise vor sich geht. Man spricht von Stahl, welcher beim Härten seine Abmessungen gar nicht verändert, von solchem, welcher dabei länger, kürzer, breiter, dicker wird u. s. w. Ebenso allgemein ist aber auch die wissenschaftliche An nahme, dafs der Stahl beim Härten seine Ab messungen nach der Länge vermindere, nach der Dicke und Breite aber vermehre. Diese zur Regel erhobene Annahme steht indessen, wie vorher erwähnt, mit den praktischen Beobachtungen nicht immer im Einklänge. Sie ist nur auf Stahl ganz bestimmter chemischer Zusammensetzung, welcher bei gröfserem Querschnitte gehärtet wurde, an wendbar. Wenn man von der ebenso einfachen, wie klaren theoretischen Erwägung ausgeht, dafs die Erzielung der Härte an Stahl allein durch die Umwandlung der Carbidkohle in Härtungskohle herbeigeführt wird,* dafs ferner diese Umwandlung einen, die Beweglichkeit der Gefügetheile auf hebenden Zustand der Starrheit schafft, so mufs man annehmen, dafs durch die Operation des Härtens der Stahl nicht nur in seinem, durch die Erwärmung herbeigeführten gröfseren Volumen, * Die Ledebur sehe Fassung der Härtungstheorie, welche im Gegensätze zu anderen Theorien mit keiner einzigen an gehärtetem Stähl zu beobachtenden Er scheinung im Widerspruche steht. sondern auch in jener äufseren Form (Abmessungen) festgehalten werde, in welcher er sich zur Zeit der Erwärmung befand. Da nun härtester Stahl ebenso wie nicht härtbares Eisen durch die Er wärmung zum hochglühenden Zustande unzweifel haft eine Ausdehnung nach allen Abmessungen erfährt, so müfste gehärteter Stahl in diesem Zustande festgehalten eine Zunahme aller Ab messungen, also auch nach der Länge, erkennen lassen. Diese Folgerung steht aber ebenfalls im scheinbaren Widerspruch mit praktischen Beob achtungen, welche die Annahme einer Regel für die Art der Formveränderung gehärteten Stahls nicht statthaft scheinen lassen. Zur Prüfung jener Umstände, welche den scheinbaren Gegensatz zwischen Praxis und Theorie herbeiführen, ist es nöthig, die Veränderungen zu verfolgen, welche der Stahl beim Härten erleidet, wenn die Härtung 1. dem ganzen Querschnitte nach gleichzeitig erfolgen konnte, und 2. wenn die Härtung von aufsen nach innen fortschreitend innerhalb eines gröfseren, mefs- baren Zeitraumes geschah. Die unter 1. angeführte Bedingung ist prak tisch nicht vollkommen erfüllbar, weil bei mefs- barer Dicke den inneren, tiefer liegenden Gefüge- theilen die Wärme weniger rasch entzogen wird, als jenen an der Oberfläche. Es genügt jedoch, dieser Bedingung nahe zu kommen, indem man Stahl geringer Dicke* aus dem hochglühenden Zustande in gut wärmeleitender Flüssigkeit (Queck silber, saures, kaltes Wasser) rasch abkühlt, um daran auch ohne Feinmefswerkzeuge stets** eine * Zu dem Versuche eignet sich schon Stahl von 11/2 bis 3 mm Dicke, bei rundem oder quadratischem Querschnitte oder Flachstahl von etwa 1 mm Dicke und rund 100 mm Länge. ** bei beliebiger Härte.