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Verfahren seine Schutzwirkung nicht in dem er hofften und von Wood behaupteten Mafse bewährt haben mag. Zweifellos kann Rostbildung, ja selbst Unterrostung bei allen derartigen Schutzdecken vorkommen, sobald sie aus einem Material be stehen, welches sich elektro - negativ zum Eisen verhält, wenn sie entweder an einzelnen Stellen durch mechanische Verletzung beseitigt werden, oder wenn sie durchlässig für Wasser und Gase sind. Mit dem gleichen Uebelstande sind auch alle die schützenden Ueberzüge behaftet, welche aus anderen Metallen bestehen, die sich wie das Kupfer und Blei elektro-negativ zum Eisen verhalten, oder wie das Zinn dem Eisen in der Spannungsreihe sehr nahe stehen. Gewisse Metalle, wie das Silber, Gold und Platin, sind schon mit Rücksicht auf den Kostenpunkt in den meisten Fällen, soweit es sich um technische Gebrauchszwecke handelt, von der Verwendung ausgeschlossen. Das Gleiche dürfte von einem Verfahren gelten, dessen Erfolge in dem oben angezogenen Wood sehen Berichte sehr gerühmt werden, und das in einer Verkupferung und darauffolgenden Aluminirung des zu schützen den Eisens besteht. Am gebräuchlichsten und erfolgreichsten ist bekanntlich die Verzinkung des Eisens, leider aber wachsen die Schwierigkeiten der Verzinkung mit der Gröfse der zu verzinkenden Gegenstände, und gerade der ausreichende Rostschutz grofser Bau- constructionstheile, insbesondere des Brückenbau- und Schiffbaumaterials, ist eine ihrer Lösung noch harrende Aufgabe. Auch eine Emaillirung grofser Gegenstände begegnet noch immer nicht zu überwindenden technischen Schwierigkeiten, wogegen die An bringung von Schutzüberzügen aus weifser oder gefärbter Emaille auf Gegenständen von kleinerem oder mittlerem Umfange in neuerer Zeit in aus gedehntestem Mafse benutzt wird. Auch sind die früher vielfach gehörten Klagen über den Mangel in der Luft haltbarer, zur Herstellung von Schutz überzügen auf Eisen geeigneter Glasflüsse seltener geworden, so dafs man wohl annehmen kann, dafs die Emaillirwerke nach dieser Richtung hin Fortschritte zu verzeichnen haben. Schutzüberzüge aus Gement, welche seit langer Zeit gebräuchlich sind, werden in dem Wood sehen Berichte nicht eben gerühmt und, soweit ihre schützende Wirkung in Frage kommt, wegen ihrer Durchlässigkeit für Wasser und Gase angezweifelt. In jüngster Zeit hat man eine Zerstörung der Ankerseile bei der Hängebrücke über den Niagara beobachtet.* Diese Ankerseile waren in einer Mischung von Gement und Kalkstein gebettet und verdankten ihre Zerstörung vermuthlich dem Vor handensein von Schwefelverbindungen in jener Mischung. Uebrigens verdient entgegen dem Wood sehen Berichte erwähnt zu werden, dafs * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1898 S. 876. früher Cement zum Schutze von Eisen, welches den Einwirkungen von Wasser und Seewasser aus gesetzt war, vielfach mit bestem Erfolge Verwen dung gefunden hat. Man darf aber nicht aufser Acht lassen, dafs die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Gemente, insbesondere gegen die Einwirkungen des Seewassers, eine verschieden artige ist, und dafs gewisse Verunreinigungen des Materials oder mangelhafte Ausführung der Arbeit unter Umständen Mifserfolge zuwege bringen können, welche bei oberflächlicher Beurtheilung dem Ma terial selbst zugeschrieben zu werden pflegen. Den Cementüberzügen nahe stehen die Schutz überzüge aus Kitten aller Art, wie sie unter Anderen Welsh in der Form von Bleioxydkitten verschie dener Zusammensetzung schon vor Jahrzehnten als Schutzüberzüge für eiserne Schiffsböden mit gutem Erfolge verwendet hat. Aber auch hier wird die Verwendbarkeit einerseits durch die Schwierigkeiten beeinträchtigt, mit denen das Aufträgen der Ueber züge auf das zu schützende Eisen unter Umständen verknüpft ist, andererseits durch die verhältnifs- mäfsig hohen Preise der Herstellungsmaterialien. Wie schon oben bemerkt, sind auch heute noch die Schutzanstriche, soweit der Schutz eiserner Gegenstände von grofsem Umfange in Frage kommt, die in der weitaus gröfsten Mehrzahl der Fälle ver wendeten Schutzüberzüge. Freilich ist ihre Schutz wirkung sehr häufig von zweifelhaftem Werthe, und gerade mit Rücksicht auf die Häufigkeit ihrer Ver wendung und die hohe wirthschaftliche und tech nische Bedeutung ihres Verwendungszweckes er scheint eine ausführliche Erörterung angezeigt. Der Begriff Schutzanstrich ist ein sehr um fassender. Er schliefst alles Material ein, was mit Hülfe des Pinsels auf das Eisen aufgetragen wird, Material, welches ausschliefslich aus einer Flüssig keit besteht, Material, welches salbenartig ist und zum Zwecke des Aufstreichens erst erwärmt werden mufs, und endlich die bekannten streichfertigen Oel- färben und Lackfarben, d. h. Gemenge von festen Substanzen, insbesondere von Farbkörpern und Oel, bezw. Oel- oder Lackfirnifs. Von den Anstrichen, welche ausschliefslich aus Flüssigkeiten bestehen, mögen hier zwei besprochen werden. Schon seit sehr langer Zeit bedient man sich des Theers aller Art und gewisser aus dem Theere gewonnener Destillate zum Zwecke des Rostschutzes. Dafs roher Theer Wasser, Holztheer freie Säure und wie Säure wirkende Körper, Steinkohlentheer Ammoniaksalze enthält, welche an und für sich das Eisen zu schädigen und mittelbar oder un mittelbar Rostbildung zu veranlassen oder doch zu fördern vermögen, ist eine längst bekannte Thatsache, welcher man in neuerer Zeit, durch üble Erfahrungen gewitzt, wohl überall Rechnung zu tragen pflegt, indem man den Theer oder die zu verwendenden Destillationserzeugnisse des Theers auf das sorgfältigste entwässert und von den das