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Abtheilung Zeche Piesberg. Trotz der gegen Ende des Vorjahres eingetretenen Betriebs störungen nahm die Ausgestaltung der Bergwerks einrichtungen am Piesberge in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres einen guten Fortgang. Die zweite Sohle war allmählich so weit vorgerichtet, dafs die Erhöhung der Tagesförderung von 700 auf 750 bis 800 t in baldige Aussicht genommen werden konnte. Der Hülfsschacht für den Stüveschacht war nahezu durcbschlägig, die Maschinenräume für die bereits in Auftrag gegebenen neuen unterirdischen grofsen Wasserhaltungsmaschinen waren fast fertig gestellt, der Ventilator und der Compressor in der Fabrication befindlich, und andere oberirdische An lagen theils vollendet, theils in der Ausführung be griffen. Da traten plötzlich Ende November 1897 neue Wasserdurchbrüche ein, durch welche die Gruben wasserzuflüsse sich bis auf 47,5 cbm i. d. Minute ver mehrten. Infolgedessen mufste, so lange eine be deutende Verstärkung der Maschinenkräfte nicht her beigeführt war, die Kohlenförderung eine weitere sehr erhebliche Einschränkung erfahren, Wir entschlossen uns, den ganzen Nordflügel des Bergwerks abzumauern, was den Erfolg hatte, die Wasser vorübergehend auf 35 cbm herabzumindern. Natürlich konnte unter solchen Umständen der erheblich gefährdete Berg werksbetrieb nur mit gesteigerten Zubufsen fortgeführt werden, während überdies für die Bewältigung und Ableitung der Abwässer neue beträchtliche Auf wendungen nothwendig wurden. Bei diesen Sshwierig- keiten sahen wir uns veranlafst, zwecks möglichster Herabminderung der Betriebsverluste, im Einverständ- nifs mit der kirchlichen Behörde, die längst erwogene Anordnung zu erlassen, dafs fortan wenigstens im Bergwerksbetriebe des Piesberges an sieben in die Woche fallenden katholischen Feiertagen, wie in unseren sämmtlichen anderen Abtheilungen, werk täglich gearbeitet werde. Der dieserhalb von un berufener Seite in frivoler Weise hervorgerufene Streik und die damit offenkundig gewordene Unzuverlässigkeit der Belegschaft im Verein mit den durch die Wasser verhältnisse veranlafsten Betriebsschwierigkeiten brachte uns in die Zwangslage, von der General versammlung unserer Actionäre am 8. Juni d. J. zur Verhütung schwererer Nachtheile die Genehmigung zur Einstellung des Piesberger Kohlenbergbaues zu erbitten. Diesem Antrag ist entsprochen, und der Betrieb wurde noch am nämlichen Tage eingestellt. Ueber die Begründung jener Mafsnahme sind durch die s. Z. in unseren Denkschriften, sowie in der Zeit schrift „Stahl und Eisen“ enthaltenen Darlegungen ausreichende, allen Betheiligten zugängliche Mit- theilungen bereits ergangen. Mit dieser Wendung der Dinge ist der Bau eines Ableitungskanals für die Grubenwässer vom Piesberge zur Ems hinfällig ge worden, und der Proces mit den Wiesenbesitzern des Hasethals darf durch den schon im Vorjahre ver einbarten Vergleich als erledigt angesehen werden. Für die Osnabrücker Gegend ist das Erlöschen des Kohlenbergbaues am Piesberge in verschiedener Hin sicht von wirthschaftlich-unwillkommener Wirkung. Viele Arbeiter, welche die eigene Scholle nicht auf geben konnten, haben sich in der Nachbarschaft niedriger gelohnte Arbeit suchen müssen, und die Bürgerschaft Osnabrücks und die gesummte Bevölkerung der Gegend sind gezwungen, für ihren Hausbrand bedarf beim Einkauf geringwerthigeren Materials sehr viel höhere Preise anzulegen, als für die altbewährte, in ihrer Güte kaum zu ersetzende Anthracitkohle des Piesberges. Allerdings erfordert die Preisgabe des Piesberger Bergwerks, an dessen Wiederinbetrieb nahme in absehbarer Zeit nicht zu denken ist, wegen des Ausfalls der in den Gerechtsamen und Anlagen steckenden, nicht anderweitig zu realisirenden Werthe die Abschreibung eines grofsen Kapitalverlustes, welcher sich nach sorgfältiger Berechnung auf 2062090 M beziffert. Es verbleiben demnach von dieser Abtheilung als Activwerthe nur noch die Stein brüche mit den zugehörigen Anlagen, die Beamten- und Arbeiter Wohnungen, die noch nutzbaren Grund stücke und die Piesberger Zweigbahn, für welche Ver mögensstücke insgesammt ein Werth von 1469 653 « in Rechnung zu stellen ist. Den Bau der von uns in Gemeinschaft mit dem Kreise Tecklenburg und den Gemeinden Wersen, Westerkappeln, Mettingen und Recke projectirten Kleinbahn vom Piesberge zum Dortmund-Emshäfen-Kanal gedenken wir auszuführen, obschon die für unsere Betheiligung ursprünglich mafsgebende Rücksicht auf den in Verbindung mit diesem Schienenwege zu erbauenden Ableitungskanal nicht mehr in Betracht kommt. Wir halten das Pro- ject gleichwohl für gesund und unsere an sieh mäfsige finanzielle Betheiligung an diesem Unternehmen in sofern für eine gute Kapitalanlage, als einerseits diese Bahn unserem Steineabsatz einen sehr günstigen neuen Transportweg schafft und andererseits der Bau und Betrieb dieser Linie uns für die fernere Pflege des Kleinbahnwesens werthvolle Erfahrungen vermitteln wird. Die Steinbrüche des Piesberges sind, abgesehen von den in diesem Frühjahr durch den Streik herbei geführten Störungen, auch während des abgelaufenen Geschäftsjahres flott betrieben worden. Abtheilung Hüttenwerk. Die Aufschlufs- arbeiten und der Abbau auf den Eisensteingruben am Huggel und auf den Zechen Hector und Perm, so wie im Felde Friedrich Wilhelm hatten im allgemeinen einen regelmäfsigen Verlauf. Die Betriebsergebnisse haben den Erwartungen entsprochen; die Selbstkosten sind trotz des in dem letzten Quartal des Berichts jahres auf dem Hochofenwerk eingetretenen Streiks, welcher selbstverständlich die Förderung ungünstig beeinflussen mufste, gegen das Vorjahr nicht gestiegen. Die Portagruben an der Wallücke schliefsen sich gün stig auf, insofern, als das Thoneisenflötz ein durch aus regelmäfsiges Verhalten zeigt. Die Entwicklung der Grube wird zur Zeit noch beeinträchtigt durch den Mangel an bergmännisch geschulten Arbeitskräften. Auch die Wallückebahn, welche die Erze der Station Kirchlengern der Staatsbahn Löhne-Rheine zur Weiter beförderung nach der Georgs-Marien-Hütte zuführt, kann erst mit der gröfseren Förderung der Grube voll ausgenutzt und rentabler gemacht werden. Der Per sonenverkehr auf dieser Kleinbahn ist schon jetzt über die davon gehegten Erwartungen hinaus ein recht lebhafter geworden. Die Kohlenzeche Hilterberg war in normalem Betriebe. Die Arbeiter dieser Grube nahmen ebenso wie die Bergleute der Erzgruben an der Arbeiterbewegung auf dem Piesberge und auf der Georgs-Marien-Hütte keinen Antheil. Nur bei dem Hochofenwerk und der Giefserei war es den am Pies berge wirkenden Agitatoren gelungen, 700 Mann der Belegschaft (und zwar 698 aus den benachbarten Ortschaften und nur 2 aus den eigenen Wohnungen des Vereins in der Gemeinde Georgs-Marien-Hütte) zur Niederlegung der Arbeit zu veranlassen. Durch die auf solche Weise der Hütte bereiteten Verlegenheiten hoffte man, von der Verwaltung die Zurücknahme der Verordnung, die Feiertagsarbeit am Piesberge be treffend, zu ertrotzen, obwohl die fraglichen Feier tage im Betriebe der Hütte bis dahin niemals Berück sichtigung gefunden hatten. So kam es dahin, dafs sämmtliche Hochöfen vorübergehend, zum Theil für zwei Monate, gedämpft werden mufsten, was natur- gemäfs auf den Betrieb einen sehr ungünstigen Ein- flufs hatte. Hochofen III wurde in den Monaten Juli- August neu zugestellt. Mit dem Ausbau der dritten Erztaschengruppe wurde begonnen. Infolge der Ein stellung des Piesberges hörte die Verwerthung der Piesberger Nufskohle in den Hochöfen auf, wodurch der Koksverbrauch für die Tonne Roheisen stieg und