Volltext Seite (XML)
gelingen wollen, die Holztheile der Räder durch eiserne zu ersetzen, ohne die Auswechselbarkeit zu erschweren oder das Gewicht zu erhöhen. Die Fabrik hat deshalb ihre seit dem Jahre 1887 erprobten Räder (siehe Abbild. 1, Seite 1070) mit stählernen Radreifen, stählernen gerippten Naben, drei Felgen aus faserrecht geschnittenen, ge bogenen Hölzern unter Anwendung von stählernen Speichenschuhen am Felgenkranz beibehalten. Auch in Frankreich und England haben die Versuche mit eisernen Rädern nicht solche Erfolge gehabt, dafs sie zur Fortsetzung der Versuche ermuthigen könnten. Der Gedanke, die Rücklaufbremsen durch Ueber- tragung mittels Laschenketten zu bethätigen, ist auch bei dem von Thronsen in den Werkstätten zu Finspong hergestellten 7,5-cm-Schnellfeuer- Feldgeschütz zur Anwendung gekommen. Das Ge schützrohr läuft in Armstrongscher Muffe zurück; an seinen Führungsleisten sind langgliederige La schenketten befestigt, die um eine in der Laffetenstirn gelagerte Trommel zu den Enden eines gleicharmigen Hebels führen, mit wel chem die Kolbenstange der Rücklaufbremse verbunden ist; letztere ist im vorderen Theil Flüssigkeits-, im hin teren Theil Feder bremse. Beim Rücklauf des Rohres ziehen die Ketten den Bremskol ben heraus, der nach Beendigung des Rücklaufs von der Feder zurück gezogen wird und damit das Rohr in die Feuer- i Stellung zurückbringt. Zum Hemmen des Laffeten- rücklaufs dienen ein starrer Bremssporn, sowie eine Radbremse, deren Bremsklötze von zwei an der Achse excentrisch befestigten Stangen beim Rücklauf selbstthätig angezogen und gegen I die Radreifen geprefst werden. Abgesehen von i manchem anderen Bedenklichen dürfte die Ueber- tragung der Bewegung durch Laschenketten mehr | originell als praktisch sein. Es sei schliefslich noch der Schutzschilde an den Laffeten gedacht, die das Interesse weitester Kreise erregt haben, wie aus den häufigen Be sprechungen derselben in den Tageszeitungen her vorgeht ; man gedenke der Zeit, als der Dowesche 1 Panzer so viel von sich reden machte! Es versteht ] sich wohl von selbst, dafs die Kruppsche Fabrik auch diese Frage erörtert hat. Sie hat aus ihrem | ausgezeichneten Specialstahl Schutzschilde herge- stellt, die schon bei 5 mm Dicke gegen alle modernen Stahlmantelgeschosse schufssicher sind. Bei einem Gewicht von GO kg decken sie zwei Mann vom Kopf bis zur Kniehöhe und zwei weitere Mann theilweise oder zeitweise, aber nur gegen Frontalfeuer, alle übrigen Leute bleiben ungedeckt. Sollte es da nicht vortheilhafter sein, diese Mehr belastung für bessere Wirkung des Geschützes zu verwerthen Aufserdem kommt in Betracht, dafs der Schild leicht die Stellung des Geschützes ver- rathen und so die durch ihn gewollte künstliche Deckung die natürliche Deckung durch schwere Erkennbarkeit des Geschützes aufheben würde. Gegen Schräg- und unter gröfserem Fall winkel einschlagende Schüsse, sowie gegen Sprengstücke giebt er keinen Schutz. Da diese und andere Nachtheile den Nutzen der Schutzschilde über wiegen, so werden von der Kruppschen Fabrik Schutzschilde nur auf besonderen Wunsch an gebracht. Das Geschützwesen und im besonderen die Herstellung von Schnellfeuer-Feldgeschützen befindet sich in der schwierigen Lage, dafs die Erfah rungen, die man bei anderen Dingen in der Regel erst aus ihrem Gebrauch gewinnt, der Ingebrauchnahme des Geschützes vorangehen sollen und vernünftiger weise auch vorangehen müssen, denn ein Reich, wie Deutschland, kann nicht erst seine Feld artillerie versuchsweise mit neuen, lediglich nach theoretischen Er wägungen angefertig ten Geschützen bewaff ¬ nen , um sie zu erproben und Erfahrungen zu sammeln. Deshalb sind die Waffenfabriken gezwungen, die Erfahrungen auf dem Wege systematisch durchgeführter Versuche sich zu verschaffen. Das hat die Kruppsche Fabrik be harrlich und gründlich gethan, was aus dem Schiefsbericht 89 überzeugend hervorgeht. Die von ihr erlangten einfachen Constructionen sind gleichsam der durch das Filter langer, mühevoller Versuche abgeklärte Niederschlag aus einer reichen Menge technischer Möglichkeiten, frei von über flüssigem und schädlichem Beiwerk, das wohl interessant scheinen mag, aber in Wirklichkeit nicht den entsprechenden artilleristischen Werth besitzt. Der Bericht 89 über die Kruppschen Versuche mit Schnellfeuer-Feldgeschützen hat den Beweis erbracht, dafs es den deutschen Artillerietechnikern keineswegs an Originalität der Erfindung mangelt, wie ihnen vorgeworfen worden ist;* sie haben nicht * „Kriegstechnische Zeitschrift“, Heft 5 von 1898 Seite 215, Ziffer 5. Abbild. 16. Schematische Darstellung des Princips der Stauchlaffete.