Volltext Seite (XML)
1114 Stahl und Eisen. Industrielle Rundschau. 1. December 1898. Betrieb nur mit Verlusten aufrecht erhalten werden konnte. Erst das Frühjahr 1898 brachte eine Besse rung dieser Geschäftsbräuche, welche sich bis in das jetzt laufende Geschäftsjahr hinein fortgesetzt hat. Auch das Geschäft in Bauträgern und Handels eisen, welches zwar während der Wintermonate natur- gemäfs stets schwächer wird, ging während der Monate December bis Februar des abgeschlossenen Geschäftsjahres so aufsergewöhnlich zurück, dafs die Betriebe erheblich eingeschränkt werden mufsten. Obwohl sich auch in diesen Geschäftszweigen die Conjunctur im Frühjahr wieder gehoben hat, und be sonders bei Bauträgern eine starke Nachfrage einge treten ist, so hat doch die Zeit des Niederganges die bei dem Stabeisen- und Trägergeschäft insgesammt erzielten Resultate ungünstig beeinflufst. Wenn trotz dem der auf unsern Werken insgesammt erzielte Bruttoüberschufs ungefähr derselbe ist, wie im Vor jahre, so ist das, wie aus den Einzelbilanzen unserer Werke auch hervorgeht, zunächst den neuen, gut func- tionirenden Einrichtungen des Dortmunder Werks, speciell des Stahlwerks und danach den gegen das Vorjahr besseren Erträgnissen unserer Kohlengruben zu danken. Obwohl, wie oben bemerkt, mehrere wichtige Betriebszweige unserer Werke längere Zeit hindurch den Betrieb erheblich einschränken mufsten, war es durch den ausgedehnteren Betrieb anderer Abtheilungen doch möglich, die Gesammterzeugung an Fertigfabricaten aller Art auf ben Werken der Union etwa auf der Höhe des Vorjahres zu halten. Dieselbe betrug 330 172 t gegen 329 755 t im Vorjahre. Die Bilanz des Geschäftsjahres 1897/98 schliefst ab mit einem Brutto überschufs von 5564030,92 JI, gegen 5504 738,94 JI im Jahre 1896/97. Auch im vergangenen Geschäfts jahre mufsten wir bemüht bleiben, unsere Werke den Anforderungen der Neuzeit entsprechend einzurichten und zu vervollkommnen. Wir glauben um so mehr die Aufwendung der hierzu erforderlichen erheblichen Geldmittel nicht scheuen zu sollen, weil die bei uns und auf andern Werken gemachten Erfahrungen immer von neuem erkennen lassen, dafs bei dem unausgesetzten Fortschreiten der Technik auch die Einrichtungen und Betriebe diesen Fortschritten ebenso unausgesetzt sich anpassen müssen, wenn sie nicht veralten sollen. Betriebe mit veralteten Einrichtungen können aber selbst bei nicht ungünstigen Conjuncturverhältnissen nur schwer bezw. nur mit Opfern aufrecht erhalten werden. An Kohlen wurden auf den beiden Zechen zu sammen gefördert 316502 t gegen 299402 t im Vor jahre. Daran ist betheiligt Glückauf Tiefbau mit 205100 t gegen 196 300 t im Vorjahre, und Carl Friedrich mit 111402 t gegen 103102 t im Vorjahre. Der Betrieb unserer Eisensteingruben war auch im abgeschlossenen Geschäftsjahre überall ein regel- mäfsiger und ungestörter und läfst der Zustand der Gruben auch für die nächste Zeit dasselbe erwarten. Die Gesammtförderung unserer Eisensteingruben war fast genau dieselbe wie im Vorjahre; sie betrug 112425 t gegen 112 333 t im Jahre 1896/97. Während die Förderung der Gruben in Nassau und Bredelar gegen das Vorjahr etwas zurückgegangen ist, weil der Absatz der hier geförderten Erzsorten immer schwie riger wird, konnte die Förderung unserer Spatheisen- steingrube Friedrich bei Wissen und der Gruben an der Weser etwas gesteigert werden. Der beim Betriebe unserer sämmtlichen Eisensteingruben erzielte Brutto überschufs beträgt 239 553,80 JC gegen 218041,91 J(, im Vorjahre. Der im abgeschlossenen Geschäftsjahre für das Spatheisensteingeschäft besonders günstigen Conjunctur ist es zuzuschreiben, dafs der erzielte Mehrgewinn fast ausschliefslich auf den Betrieb unserer Spatheisensteingrube Friedrich entfällt. Für Neu anlagen und Ergänzungen sowie für weitere Auf- schlufsarbeiten wurden verausgabt 164833,85 Jt,. Obwohl infolge der Abschwächung des Träger-, Fein blech- und Handelseisengeschäfts während der Winter monate des abgeschlossenen Geschäftsjahres auch der Stahlwerksbetrieb, wenn auch nur kurze Zeit hindurch, eingeschränkt werden mufste, konnte die Gesammt erzeugung des Dortmunder Werkes'an Fabricaten aller Art von 242 943 t im Jahre 1896/97 auf 251993 t im abgeschlossenen Jahre 1897/98 gesteigert werden, er führ also gegen das Vorjahr eine Zunahme von 9050 t. Die stattgefundene, wenn auch rasch vorübergehende Einschränkung des Stahlwerksbetriebes halte aber die weitere Folge, dafs die Ansammlung eines Ueber- schusses von Roheisen nicht vermieden werden konnte. Diese Verhältnisse sind benutzt, um einen seit 12 Jahren in Betrieb befindlichen und deshalb reparatur- bedürftigen Hochofen des Dortmunder Werks instand zu setzen. Der Ofen Nr. 3 wurde am 15. März aus geblasen und war die Wiederzustellung am 25. Mai beendet. Die Hochöfen lieferten ihre Erzeugung regel- mäfsig zur directen Convertirung an das Stahlwerk ab. Aufserdem mufste aber noch ein grofses Quantum Roheisen von den übrigen Werken der Union sowie von Fremden für die Stahlerzeugung im Cupolofen umgeschmolzen werden, und konnten also für diesen erheblichen Theil der Stahlerzeugung des Dortmunder Werks die Vortheile der directen Convertirung nicht ausgenutzt werden. Es ist daher der weitere Ausbau der Hochofenanlage des Dortmunder Werks bei uns längst Gegenstand eingehender Erwägungen gewesen und nach sorgsamer Durcharbeitung der Projecte der Beschlufs gefafst, diese Werksabtheilung zunächst um einen Hochofen neuester C onstruction nebst zugehörigen Maschinen und Apparaten zu vergröfsern. Mit der Ausführung dieser Neubauten sind wir beschäftigt und hoffen, den neuen Hochofen zu Anfang des Jahres 1900 in Betrieb nehmen zu können. Der Neubau der Brückenbauanstalt auf dem zwischen der Köln-Mindener Bahn und dem Dortmunder Hafen liegenden Terrain wurde in Angriff genommen und ist derselbe soweit gediehen, dafs wir hoffen, den Betrieb in der neuen Werkstatt zu Anfang des Jahres 1899 eröffnen zu können. Ebenso steht die Vollendung der neuen Schiffbauanstalt nahe bevor und wird der Betrieb in der selben im Herbst dieses Jahres aufgenommen werden. Wir haben uns aufserdem entschlossen, auf dem oben bezeichneten Terrain zwischen Köln-Mindener Bahn und Stadthafen eine Wagenbauanstalt zu errichten. Die baulichen Ausführungen dieser Anlage sind so weit vorgeschritten, dafs die Eröffnung des Betriebes derselben Anfang Januar 1899 in Aussicht gestellt, werden kann. Für diese Neuanlagen und verschiedene andere Ergänzungsbauten ist im verflossenen Ge schäftsjahre verausgabt die Summe von 1 109 631,24 Jt. Die Bilanz des Dortmunder Werks schliefst ab mit einem Bruttoüberschufs von 3 464 640,49 Jt gegen 3 000 619,82 Jt im Vorjahre. Die Walzwerksanlage in Horst ist lediglich auf die Fabrication von Trägern angewiesen und hatte das Werk unter der schlechten Geschäftslage dieses Fabricationszweiges während der Wintermonate des abgeschlossenen Geschäftsjahres ganz besonders zu leiden. Mehrere Monate lang konnte nur an vier Tagen in der Woche gearbeitet werden und ist infolge dessen die Gesammterzeugung des Werks an Fertigfabricaten von 51334 t im Jahre 1896/97 auf 44809 t im abgeschlossenen Geschäfts jahre zurückgegangen. Die gesammte Erzeugung der Hochöfen wurde nach Dortmund abgesetzt und waren die zwischenzeitlich angesammelten hohen Bestände an Roheisen am Schluls des Geschäftsjahres voll ständig aufgearbeitet. Infolge der erheblich zurück gegangenen Erzeugung an Walzwerksfabricaten und der — wenn auch nur vorübergehenden — schlechten Lage des Trägergeschäfts blieb der auf dem Werk erzielte Bruttoüberschufs gegen das Vorjahr erheblich zurück. Derselbe betrug 551862,48 Jt gegen 873 202,96 • im Jahre 1896/97. Für Neuanlagen wurde einschliefslich