Volltext Seite (XML)
1. December 1898. Aeltere Mittheilungen über das Dämpfen der Hochöfen. Stahl und Eisen. 1089 durch die Mauerritzen und Fugen des Ofens doch noch so viel Luft zugeführt, dafs ein Fortbrennen der Kohlen unterhalten bleibt. — Wollte man aber dem Ofen während des Stopfens beständigen Luftzug durch die Formen oder den Tümpel ver schaffen, so würde der Hitzegrad im Gestell zu sehr erhöht und es wäre bei einer bedeutenden Kohlen-Consumtion auch ein wirkliches sehr nach- lheiliges Zusammensintern des Eisen- oder Stahl steins, was besonders bei letzterem leicht der Fall ist, zu befürchten. — In den ersten acht Tagen des Stopfens ist der Grad des Feuers im Ofen weit stärker als späterhin, und es nimmt solcher stufenweise immer mehr ab, so dafs end lich, um den nöthigen Hitzegrad zu conserviren, zweckdienliche Mittel gebraucht werden müssen. — Dieser Zeitpunkt ist da, sobald das Eisen- oder Mauerwerk an der Vorwand des Gestells so viel Wärme verloren hat, dafs man die Hand, ohne sie zu verbrennen, darauf halten kann. — In diesem Fall hat sich der Hitzegrad durch den vorigen Schmelzprocefs beträchtlich vermindert und man mufs nun, um dem Feuer mehr Leben zu geben, den Tümpel öffnen. Bei dieser Gelegenheit zieht man die zum Theil erloschenen Kohlen aus dem Herde und läfst den Tümpel 1/4 Stunde offen, währenddessen sich die Kohlen im oberen Gestellraume wieder zureichend erhitzen, worauf sodann der Tümpel wieder zugestopft wird. Ein solches Verfahren würde zu Müsen nach Verlauf von vier Wochen, wenn der Hochofen noch länger hätte gedämpft bleiben sollen, haben eintreten müssen. So einleuchtend es ist, dafs auf diese Art ein Schmelzen des Eisensteins nicht stattfinden kann, so begreiflich ist es aber auch, dals während des Fortbrennens der Kohlen im Ofen eine Ver zehrung derselben nicht zu vermeiden ist. Das Nachrücken der Kohlen im Ofenschachte wird theils durch wirkliche Kohlen-Consumtion, theils aber auch dadurch veranlafst, dafs die im Ofen befindlichen groben Kohlen, wenn sie warm werden, in kleinere Stücke springen und die durch die gröfseren Kohlen entstandenen leeren Zwischen räume verschwinden und somit ein leerer Raum über den Kohlen gebildet wird, der von Zeit zu Zeit mit todten Kohlen nachgefüllt werden mufs. Die Kohlen im oberen Theil des Ofens müssen während der Dauer des Stopfens ganz todt er scheinen, und beim Nachfüllen der Kohlen ist mit möglichster Eile zu verfahren, damit durch den Luftzutritt sich kein Feuer in diesen Kohlen entwickele. Dafs die Erscheinungen beim Wiederantriebe eines nur kurze Zeit gestopften Hochofens ganz anders sind, als die von einem Ofen, der mehrere Wochen gestopft war, ist aus dem, was ich ein gangs über den Zweck des Stopfens gesagt habe, klar, und ich will solche hier noch besonders be rühren , weil derjenige, welcher an derartige Er scheinungen nicht gewöhnt ist, gewöhnlich an dem glücklichen Erfolge zweifelt und gewonnen Spiel vor der Zeit aufgiebt, wie solches bei Mehreren, die das Stopfen des Müsener Hochofens be- urtheilten, der Fall war. Ein Hochofen, welcher einige Tage, auch Wochen, gestopft war und wieder angetrieben werden soll, zeigt die ganze Schmelzmasse im untern Gestellraume in völliger Glühhitze; man hat in der Regel nur dann den Vorherd zu reinigen, wobei der alte Wall in der Regel stehen bleiben kann, und das Gebläse anzuhängen. — Der Antrieb erfolgt mit grofser Leichtigkeit, weil der Herd noch gehörig erwärmt ist. Bei einem Hochofen aber, der mehrere Wochen, wie der Müsener, gestopft war, zeigen sich ganz andere Verhältnisse, die gewöhnlich Besorgnifs erregen. Wegen des beständigen Zuhallens des Vor herdes mit nasser Stübbe erkalten nämlich die Kohlen und die aus dem Gestell herabsinternden Schlacken, und es zeigt sich alles im Herde ganz todt. — Dieser unangenehme Eindruck wird aber sogleich wieder verwischt, wenn nach vor gängigem Ausbruche des Wallsleins ein bis zwei Roste geschlagen worden sind. — Da ich eine Kenntnifs dieses Verfahrens voraussetze, so be schränke ich mich auf die Bemerkung, dafs, wenn beim ersten Rostschlagen der Herd gehörig ge reinigt ist, sogleich das Oeffnen der Formen ge schehen und der Rost 1/4 bis 1/2 Stunde ruhig stehen mufs, damit der Luftzug im Ofen be fördert wird. Es zeigt sich alsbald Feuer genug, und schon nach dem zweiten Roste, währenddessen auch die Gicht geöffnet und hierdurch der Luftzug noch verstärkt wird, tröpfelt Eisen und Schlacke durch den Rost in den Herd. Man füllt nun den Herd mit frischen guten Kohlen bis unter den Wall, und damit der Vorherd erwärmt werde, ist es dienlich, dafs man 6 bis 8 Stunden ein Kohlenfeuer vorne unterhalte, worauf ein dritter Rost geschlagen und der Wall gesetzt, auch das Gebläse angehangen werden kann. Bei der Müsener Hütte fand dieses Abwärmen des Vorherdes nicht statt, sondern sogleich nach dem zweiten Roste wurde der Wall gesetzt, und das Gebläse angesetzt. Der Erfolg hat alle Er wartung übertroffen. Noch mufs ich zweier anderer Versuche er wähnen, welche die Herren Gewerke zu Müsen wegen eingetretenem Wassermangel gleichzeitig veranstaltet hatten. Der Hochofen auf der obersten Hütte wurde aus geblasen, alsbald mit Kohlen gefüllt und Tümpel und Gicht zugeslopft. — So hatte dieser Ofen ebenfalls ! vier Wochen gestanden. — Nach dem Oeffnen zeigten sich die Kohlen unter dem Tümpel völlig I im Brande; auf der Gicht waren sie aber noch todt